Kampfsport funktioniert nicht?
Ich habe ein Problem und hoffe auf eine ehrliche Einschätzung. Ich mache seit etwa September Judo und seit Ende Februar auch Boxen. Meine Frage bezieht sich aber nur auf den Grappling-Bereich.
Also: Ich trainiere seit September Judo. Am Sonntag war ich zum ersten Mal beim BJJ-Rollen (No-Gi). Ich habe dabei allerdings nichts Neues gelernt – dazu gleich mehr. Ich habe versucht, im No-Gi mit den anderen zu ringen, aber ich habe kaum Takedowns hinbekommen. Wenn überhaupt, sind wir beide halb gefallen. Am Ende wurde ich immer wieder submitted – das war noch zu erwarten.
Was mir aber auffällt: Im Judo steht man meist mit dem rechten Bein vorne. Durch das Boxen habe ich mir aber angewöhnt, das linke Bein nach vorne zu stellen – was beim Ringen wahrscheinlich ein Nachteil ist.
Heute hat mich ein Freund herausgefordert. Wir haben „gecatcht“ – also gerungen. Beim ersten Durchgang habe ich keinen Takedown geschafft, aber ich konnte ihn irgendwie in einen stehenden Choke (den ich mal beim BJJ gesehen habe) bringen, bei dem man den Kopf des Gegners zur Brust zieht. Ich kannte den, weil ich selbst mal so gewürgt wurde – das war noch vor meiner Judo-Zeit.
In der zweiten Runde habe ich dann gegen seinen Cousin gerungen. Diesmal habe ich es richtig vermasselt. Er hat irgendwir meine Beine gegriffen, mich zu Boden gebracht und ist in der Mount gelandet. Ich konnte erstmal nichts machen. Nach etwa ner gefühlten Minute war er auf einmal in einer Position wie die Schildkröte – ich weiß nicht mal mehr, wie das passiert ist. Ich habe schnell seinen Rücken genommen, einen Rear Naked Choke angesetzt und gewonnen.
Und jetzt kommt meine eigentliche Frage: Warum funktionieren bei mir nur BJJ-Techniken, obwohl ich nie BJJ trainiert habe? Und warum klappt mein Judo im No-Gi gar nicht? Ich komme kaum(garnicht) zur Hüfte, um saubere Würfe zu machen. Natürlich weiß ich, dass es nicht an der Kampfkunst selbst liegt – aber woran liegt es? Mache ich grundlegende Fehler?
Was ich auch nicht verstehe: Der Double-Leg Takedown wird ja oft als einfach und effektiv dargestellt. Aber ich habe den in meinem Fall nie gespürt – selbst beim BJJ hat ihn mal jemand gegen mich probiert(also fast alle), aber es hat nichts gebracht. Und auch auf der Straße oder in der Schule (von Leuten ohne Kampfsporterfahrung) habe ich gesehen, wie dieser Takedown einfach nicht funktioniert hat.
Also meine Frage an euch, besonders an erfahrene Kampfsportler:
Ist Grappling auf der Straße wirklich effektiv – trotz Risiken wie Gewichtsunterschied oder missglückten Takedowns? Bringt Judo etwas im No-Gi? Oder liegt es einfach an mir?
Ich hatte vergessen zu erwähnen das erwiesenermaßen ringen (wer hätte es gedacht) in nogi besser ist ,hat selbst eduard tripple gesagt, er meinte die Kollegen von ringen nehmen in komplett auseinander und hier hab ich noch ein Video von Japan gefunden mit professionellen Judoka ,das dass auch noch beweist. https://youtu.be/cwtKpAcSKk8?si=RJFBnUMB-AdKNI1J
1 Antwort
Ich habe keinen Plan von Judo, nur mal als Kind ne Weile Ringen gemacht. Von daher würde ich sagen, es geht ja auch viel um "Vorahnung" um das Gefühl, was setzt der Gegner als nächstes an, und wie könntest du reagieren. Zum Erkennen und Reagieren braucht es zwar Intuition und Schnelligkeit, aber Erfahrung und Wissen spielt bestimmt auch eine große Rolle, und dann noch etwas Kreativität.
Du könntest also mal versuchen zu erkennen oder erkennen zu lassen, welcher Bereich gerade trainingswürdig ist. Wenn du gerade gern kämpfst, und bereits ausreichend verschiedene Techniken gut beherrschst, ist jetzt vielleicht eine gute Zeit, für viele kleinere, kurze, aber lustige und kreative Kämpfe mit Partnern, die nur ein bisschen besser sind als du, oder auch mal nachgeben, damit es nicht ganz so erfolglos für dich scheint. Ziel dieser "Spielereien", immer mehr Abstand bekommen vom Nachdenken, "Was mach ich als nächstes". Stressarm, eher tänzerisch, mit Freude an den schönen Bewegungen, die gelingen. Und im gegenseitgen Einverständnis trainingshalber, nicht erst lange klammern, und mit Kraft fixieren, immer wieder trennen und in Bewegung bleiben.
Ob du grundlegende Fehler machst, kann dir sicher nur jemand sagen, der dich sieht bzw. trainiert.