Jungpferd ausbilden?

11 Antworten

Dazu ist man idealerweise Bereiter / Pferdewirt / Trainier mit Trainerschein. Dafür braucht man genaue Kenntnisse über die Physiologie und Psychologie eines jungen Pferdes, man muss wissen wie man Trainingsschritte aufeinander aufbaut, welche Ziele man erreichen möchte und wie man da hin kommt, Geduld, Konsequenz, viel Erfahrung und nicht zuletzt ein gutes Händchen.

Es geht dabei um sehr viel mehr als "nur" gut reiten, daher lassen auch gerade viele gute Reiter ihr Pferd trotzdem vom Profi ausbilden, da sie genau wissen um was es geht und welches Ergebnis sie haben möchten. Das Pferd soll ja nicht nur lernen, einen Reiter zu tragen, sondern es soll die richtige Muskulatur dazu ausbilden, auf feine Hilfen reagieren und vor allem Vertrauen zum Menschen fassen und selbst motiviert bei der Sache sein.

Es gibt immer wieder Leute, die stolz von sich behaupten, sie hätten das selbst gemacht und alles wäre so super gelaufen und dann seh ich auf den ersten Blick, dass das Pferd nicht gerade gerichtet ist, ungleiche Muskulatur hat, falschen Knick, nicht wirklich untertritt, etc. pp. Nur drauf und dann schnell - langsam - links -rechts ist es halt nicht.

Nur weil jmd Auto fahren kann, ist er ja noch lange keine Mechaniker... so ist das auch mir Reitern. Nur weil jmd reiten kann ist er noch lange nicht geeignet, ein junges Pferd auszubilden.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin
Sallyvita  26.01.2021, 09:03

Amen! Genau so!

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Von Experte Punkgirl512 bestätigt

Man sollte als erstes Frustfest sein. Emotional gefestigt.

Reiten, in einer durchaus guten bis sehr guten form sollte gegeben sein, Niveau besser L.(Mehr geht immer)

Strukturiertes Arbeiten darf einem nicht fremd sein.

Erfahrung im Umgang mit Pferden, gerade jungen Pferden sollte reichlich vorhanden sein. Bei den ersten 100 Pferden, ist ein guter Mentor, nicht mit Gold aufzuwiegen.

Die größte Baustelle sollte man selber sein, immer bereit besser zu werden. Der größte Feind des Gutes, ist das Bessere. Dieses gilt besonders in der Ausbildung.

Tia, und räumlich muss es halt auch passen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ausbildung Pferdewirt, ganzheitlicher Pferdetherapeut

In diesem Frühjahr beginnen wir mit der Ausbildung unserer jungen Stute. Sie ist unser erstes, selbstgezogenes Fohlen. Und obwohl wir alle sehr pferdeerfahren sind und reiterlich auch ein gewisses Niveau abdecken, bin ich froh, dass wir in unserem Stallbesitzer einen Menschen im Rücken haben, der zum einen Pferdewirtschaftsmeister ist und zum anderen seit vielen Jahren erfolgreich Jungpferde ausbildet. Ohne ihn würden wir uns nicht daran trauen. Viel zu groß wäre unsere Angst, durch Überforderung oder andere grobe Fehler, Schaden anzurichten.

Meinen Wallach habe ich 6-jährig, fast roh übernommen und selber -mit Hilfe von sehr vielem und guten Unterricht so ausgebildet, dass er heute sehr ausdrucksvoll und raumgreifend M- und S-Lektionen beherrscht. Aber er war mit 6 Jahren eben auch kein "Kleinkind" mehr.

Viel zu viele Reiter machen in meinen Augen den Fehler -aus Kostengründen und weil sie sich selber und ihr Können komplett überschätzen- rohe Pferde, manchmal sogar schon Fohlen zu kaufen und diese von Grund auf zu ruinieren.

Naive Eltern erzählen einem dann stolz, dass auf diese Weise Pferd und Reiter zusammen reifen sollen und zusammen lernen sollen. Und ich habe schon endlose dieser Projekte grandios scheitern gesehen. Überforderte gestresste Pferde, die irgendwann komplett dicht machen, oder extrem frech werden. Reiter, die aus Angst vor ihrem eigenen Pferd nicht nur die Freude am Reiten verlieren, sondern auch pure Angst haben und andere Katastrophen.

Pferdeausbildung gehört in kompetente Hände. Egal wie lange jemand reitet und egal wie gut jemand glaubt, dass er reitet, qualifiziert das noch lange nicht. Ich kenne durchaus Reiter, die in den schweren Klassen starten und dennoch unter Garantie nicht geeignet sind, ein junges Pferd zu prägen und auszubilden.

Pferdewirt ist ein Ausbildungsberuf und das mit Recht. Doch selbst ein ausgebildeter Pferdewirt ist nicht automatisch ein guter Ausbilder. Denn da gehört neben dem Wissen auch sehr viel Gefühl dazu. Aus diesem Grund sollte man sich die Menschen, die man an sein junges Pferd lässt immer sehr gut aussuchen und auf keinen Fall glauben, dass man selber geeignet ist, nur weil man sich selber für sattelfest hält.

Shiraunddati  26.01.2021, 20:54

Oh wie toll. Das ist bestimmt spannend mit euren Pferd. Wie alt ist sie?

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Sallyvita  27.01.2021, 21:16
@Shiraunddati

3 - wir wollen sie ab April behutsam an einiges heranführen, ca. 8-10 Wochen einen gewissen Grundstein legen und sie dann den Sommer erst mal wieder bis in den späten Herbst, auf die Weide stellen. Die richtige Arbeit beginnt erst im nächsten Winter. Und dann auch die vernünftig und fundiert.

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Sallyvita  28.01.2021, 13:34
@Shiraunddati

Das will ich doch mal hoffen! Papa ist unter Beerbaum bei Olympia gestartet und die Mama ist international ebenfalls erfolgreich im Springsport untergwegs gewesen und entstammt einer ganz alten und sehr erfolgreichen Linie erfolgreicher Springer und Vererber. Eigentlich müssten allein schon die Papiere unserer Kleinen Hochhäuser springen;-))) Und da sie bereits als Fohlen locker flockig aus lauter Lust und Laune auf der Weide über alles gehopst ist, was sich angeboten hat (Baumstämme, Zäune) und zusätzlich einen absoluten Will to please hat, sind wir guter Hoffnung, dass die Chancen gut stehen, dass aus ihr mal ein Springpferd wird.

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Sallyvita  28.01.2021, 14:56
@Shiraunddati

Chaman, der exakt 1 Woche, nachdem unsere Mutter-Stute erneut erfolgreich von ihm besamt worden ist, leider an einer Kolik eingegangen ist. Wir haben demnach nun zwei Vollschwestern aus einer Linie, die extrem interessant ist. Und natürlich hoffen wir, dass das auf lange Sicht Erfolgs-versprechend ist.

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Shiraunddati  28.01.2021, 16:10
@Sallyvita

oh ja stimmt, der ist jal leider verstorben. na ich drücke auf jeden Fall die Daumen das alles gut geht. Ihr hab jetzt insgesamt 3 Fohlen?

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Sallyvita  28.01.2021, 16:36
@Shiraunddati

Nein, 2.

Nr. 3 wird dieses Frühjahr in Angriff genommen und dann ist danach auch genug, denn auch nur eines abzugeben, ist eigentlich nicht geplant.

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Sallyvita  28.01.2021, 21:28
@Shiraunddati

Sagen wir es so: wir hoffen, dass es so sein könnte. Ob es tatsächlich so wird, werden wir erst in ein paar Jahren wissen.

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Viel (Reit-/Pferde-) erfahrung muss man dafür haben! Ansonsten geht das nach hinten los und die Pferde stehen nachher wieder beim Bereiter der es richten soll/muss. Sorry da spreche ich aus Erfahrung... Bin selber Bereiterin und wie oft mir Menschen ankommen mit selber angeritten und jetzt ist dies/das,... ist unfassbar! Und dann sind wir schuld wenn die Pferde auf ewig verdorben sind...

Was braucht man:
-Viel Erfahrung, am besten auch mit jüngeren Pferden
-Eine sehr erfahrene Person an der Hand, die das nicht zum ersten Mal macht!

Wie das funktioniert kann dir dann die Person erklären die dir bei der Ausbildung hilft oder diese im besten Fall fast komplett übernimmt! :)

Liebe Grüße, und das soll nicht böse rüberkommen, sondern ist leider einfach die bittere Wahrheit! :)

Ps: Ja, ein rohes Jungpferd ist vielleicht billiger, aber gerade am Anfang kann man so unfassbar viel Falsch machen, und Beritt ist dann deutlich, deutlich teurer! ;)

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Von Experte Hjalti bestätigt

Man braucht dafür Feingefühl, Wissen, und sollte definitiv gefestigt sein von seinen Emotionen her.

Es braucht außerdem einen roten Faden und jemanden an der Hand, der dich auffängt.

Ich bin da ganz bei StRiW: Das schwierigste daran ist eigentlich die Arbeit an sich selbst, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und nie das Pferd verantwortlich zu machen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin