Ist Sex nicht Inz*st wenn wir alle verwandt sind?

3 Antworten

Irgendwie bin ich froh Jungfrau zu sein... 😅

Sex ist nun mal schmutzig. Und du musst es mal so sehen: wenn deine Eltern beide genauso gedacht hätten, wärst du heute gar nicht hier und könntest über diese Frage nachdenken.

Ich hab später was gegoogelt und mich geekelt, weil mir nie bewusst war, dass jeder Mensch zu fast 100% miteinander verwandt ist [...].

Es stimmt, dass das Erbgut zweier beliebiger Menschen zu etwa 99.7 bis 99.9 % identisch ist. Das ist eine sehr hohe genetische Übereinstimmung, auch im Vergleich mit der innerartlichen Variabilität anderer Arten. Zum Vergleich: zwei Schimpansen, die im selben Wald leben, sind die genetischen Unterschiede schon größer als zwischen zwei Menschen, die von verschiedenen Kontinenten stammen.

Aber das menschliche Genom ist sehr groß und die 0.1 bis 0.3 % machen immerhin etwa 3 Mio. bis 10 Mio. Basenpaare (bp) Unterschied aus! Selbst eineiige Zwillinge, die landläufig als genetisch identisch gelten, unterscheiden sich aufgrund bereits während der frühen Embryonalentwicklung erfolger zufälliger Mutationen geringfügig voneinander - so sehr, dass sie mittlerweile durch allerdings sehr teure und aufwändige Verfahren im Genlabor voneinander unterschieden werden können. Im Schnitt sind es etwa 5.2 solcher Mutationen, mal mehr mal weniger, durch die eineiige Zwillinge sich unterscheiden (Jonsson et al. 2021).

Ich hatte kürzlich ein Gespräch darüber, dass alle Leute mit blauen Augen einen gemeinsamen Vorfahren haben.

Das ist sehr unwahrscheinlich. Die Augenfarbe wird nämlich nicht nur durch ein einziges Gen bestimmt, sondern durch mehrerr verschiedene, mindestens fünf. Das alles ist do komplex, dass die Vererbung der Augenfarbe bis heute noch nicht bis ins Detail verstanden ist. Eines ist jedoch sicher: es gibt mehrere verdchiedene Genvarianten (Allele), die blaue Augen verursachen.

Wieso fühlt man sich häufig zu jemandem hingezogen, der einem so ähnlich ist?

Das hat evolutionsbiologische Gründe. Wir wählen bevorzugt eine/n Fortpflanzungspartner/in, der/die uns ähnlich ist, weil das dem Nachwuchs größtmögliche Überlebenswahrscheinlichkeit sichert. Die Idee dahinter ist folgende: wenn ich gut überlebt habe, bin ich mit meinen Merkmalen offensichtlich ganz gut an die Umwelt angepasst. Mein Nachwuchs wird dann wahrscheinlich ebenfalls gute Überlebenschancen haben, wenn er genauso aussieht wie ich. Folglich sollte ich eine/n Partner/in wählen, der/die mir ähnelt.

Mal ein ganz einfaches Beispiel: es gibt bei den Galápagosfinken Vögel mit dickeren Schnäbeln und welche mit dünnen Schnäbeln. Die dicken Schnäbel sind Nussknackerschnäbel, mit denen ganz harte Samen gefressen werden können. Die dünnen sind wie Pinzetten und gut geeignet, wenn die Samen sehr klein sind. Wenn ein Vogel nun einen dünnen Schnabel hat, sollte er einen Partner wählen, der dann auch einen dünnen Schnabel hat. So wird garantiert, dass die Nachkommen auch dünne Schnäbel haben. Würde er einen Vogel mit dickem Svhnabel wählen, würde das dazu führen, dass die Schnäbel der Nachkommen breiter sind und dann zum Fressen kleiner Samen nicht geeignet. Die Schnäbel wären dann aber auch nicht so kräftig wie die der Vögel mit ganz dicken Schnäbeln. Die Nachkommen würden also wahrscheinlich nicht so erfolgreich überleben.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Schau dir Geparden an, wie es dort mit Inzest aussieht, betrachte wirklich Inzest.

Dann erkläre dir, was ein großer Genpool und ein kleiner Genpool bedeutet.

Wenn alle in verschiedenen Graden an Inzest involviert sind, warum sind dann nicht gefühlt alle spätestens nach 2 bis 3 Generationen schwerkrank?

Inzest ist es, wenn eine direkte Verwandtschaft besteht, also Eltern und Kinder, Großeltern und Enkel oder Geschwister.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bi yourself 🏳️‍🌈