Ist Jura wirklich so schlimm wie alle sagen?

4 Antworten

Das Jura-Studium ist natürlich kein Zuckerschlecken, besonders in der Examensvorbereitung.

Es ist aber auch nicht so, dass die meisten Jura-Studenten im Laufe des Studiums einen Burnout oder Selbstmordgedanken haben. Für die meisten ist es "nur" stressig und durchaus auch mal belastend.

Fürs Abitur hab ich ja jeden Tag maximal 4 Stunden gelernt.

4 Stunden pro Tag lernen ist im Studium mehr als ausreichend. In der Examensvorbereitung werden es dann schonmal mehr 6-7 Stunden oder mehr, aber daran gewöhnt man sich.

Mein Vorschlag: Wenn dich das Studium generell interessiert, probier es doch mal ein Semester aus. Im 1. Semester spürt man eigentlich schon ganz gut, wie es auch später mal sein wird.

Was Burn-out und Selbstmordgedanken angeht: Da ist bei Jura vor allem blöd, dass Du es da oft (je nach Uni) über lange Zeit sehr gemütlich angehen kannst - und dann kommt das dicke Ende namens Staatsexamen. Und, dass es oft einigen Unterschied gibt zwischen dem, was Dir die Profs beibringen wollen und dem, was die Prüfer (die nicht zur Uni gehören) dann wirklich erwarten.

Wenn man das weiß, kann man da aber auch gut vorbauen. Ja, natürlich willst Du am Anfang Deines Studiums Party machen. Aber Du willst hoffentlich nicht nur Party machen, sondern auch was lernen. Auch wenn Du Dir nicht sicher bist, ob Du bei Jura bleiben willst: Gerade in den Anfängerveranstaltungen lernst Du was fürs Leben. Allgemeiner Teil des BGB? Immer gut zu wissen, was eigentlich ein Vertrag ist, was es mit diesen komischen AGB auf sich hat (und dass sie oft eh zu guten Teilen nicht gelten) oder wie Du als Mutter oder Vater mit Geschäften Deiner Kinder umgehen kannst. Grundrechte? Na ja, seine Rechte zu kennen, ist ja nie verkehrt. Genauer zu wissen, welche das eigentlich sind und welche eher nicht - ja, das auch. Staatsorganisationsrecht? Betrifft Dich jetzt wohl nicht direkt persönlich, aber zu wissen, wie Gesetze gemacht werden oder was nun der Bund und was die Länder machen - früher oder später kann es schon helfen, da einen Überblick zu haben.

Auf den klassischen Witz, den ein Anwalt dem CSI Ermittler Mac Taylor erzählte

Was ist ein Anwalt in einem Säurefass?
ein gelöstes Problem

verzog der Ermittler keine Miene. auf die Nachfrage: "Mögen sie keien Witze über Anwälte?" antwortete der Ermittler "Nein, ich mag Anwälte nicht"

Meine Schwester ist übrigens nach ihrer Ausbildung zur Rechtsanwaltfachangestellten ins Notariat gewechselt, weil sie ungerne mit straftaten zu tun haben wollte. Noch recht am Anfang ihrer Ausbildung hatte sie es mit einem Fall zu tun, wo im Internet ein junger Mann ein Mädchen erpresst und genötigt hat, nach dem er sie überredet hatte, Nudes zu schicken.

Jenny musste die Chatprotokolle und Bilder für die Akten kopieren etc. Wir dachten, sie würde daran zerbrechen und oder die Lehre schmeißen, aber sie hat duchgezogen!

Die Juristerei ist wirklich was für Leute, die dafür geboren wurden. Wenn du dich an der Stelle nicht wohl fühlst, dann solltest du echt überlegen, ob es nichts anderes gibt, was man machen kann.

Es empfiehlt sich, dass man gerne liest und viel lernt. Es hängt natürlich auch davon ab, wie viel du lernst und wie viel du dir am Ende merkst. Mein Bruder studiert Jura und soweit sieht alles ganz cool, aber das ist jedem das eine. Du könntest ja mal ein Semester schauen, ob es was für dich ist, und wenn nicht, dann kannst du dir ja was neues suchen. Viel kann ich ehrlich gesagt nicht tun. Vielleicht andere Jurastudenten fragen, Professoren oder einfach im Internet recherchieren.

Viel Erfolg!^^