Ist Japanisch eine schwere Sprache?

8 Antworten

Meine Nichte (jetzt 21) hatte 4 jahre Unterricht bei einer Muttersprachlerin, ist dann für einige Monate nach Tokyo gegangen und spricht fließend. Sie sagte aber, daß es für sie trotzdem schwer war, in Japan einen Job zu bekommen. Selbst als Verkäuferin in einer Bäckerei waren die Voraussetzungen ein nahezu perfektes Japanisch. Wenn du es also für den Privat-Gebrauch lernen möchtest, ist das sicher richtig. Um dort zu arbeiten und es sehr gut zu lernen, ist es sicher schwierig. Selbst ein Japaner hört nie auf, seine Sprache zu lernen - ebenso übrigens die Chinesen.

Das hängt nicht zuletzt davon ab, was du wirklich lernen möchtest.

  • Wenn du mit Japanern ein bißchen reden können möchtest, ist es gar nicht so schwer. Die Grammatik ist einfacher als unsers, Schrift brauchst du dann nicht (kann aber natürlich nicht schaden :), spezielle Konzepte (Höflichkeitsformen, unterschiedliche Zählweisen, usw.) kannst du getrost erstmal vergessen. Jeder Japaner wird zunächst erstaunt sein und dich loben, dass du überhaupt irgendetwas auf japanisch sagen kannst.

  • Wenn du japanische Zeitungen lesen können willst, wirst du vor Allem einen Menge Zeit in das Lernen der Kanji-Zeichen investieren müssen. Grammatik bleibt einfach, um Aussprache und so weiter mußt du dich nicht kümmern.

  • Japanische Literatur im Original zu lesen ist erheblich anspruchsvoller...

  • Richtig japanisch sprichst du natürlich nur,

wenn du sprechen und lesen kannst,

wenn du mindestens die 2000 Kani-Zeichen kennst, die auch japanische Kinder in der Schule lernen,

wenn du auch Kanji (Hiragana und Katakana kommt da automatisch) schreiben kannst,

wenn du beginnst japanisch zu denken (japanische Sätze haben eine völlig andere "Idee" als Sätze in den Sprachen, die du kennst),

wenn du dich mit den Höflichkeitsformen auskennst, usw.

Das braucht schon viele Jahre...

Von den Vokabeln her ist es schwieriger, da es im Deutschen keine verwandten Wörter gibt. Dafür ist die Grammatik etwas einfacher, es gibt für Verben zum Beispiel nur Gegenwart und Vergangenheit. Ich denke mal die Schrift ist sehr Schwer, und die richtige Betonung. Da tue ich mir zumindest im Chinesischem schwer.

Aber wenn du unbedingt Japanisch lernen willst, schaffst du das auch.


FloDuk  10.03.2011, 02:33

Die Betonung spielt im Chinesischen so eine große Rolle, weil sie die Bedeutung ändert.

Das gilt für das Japanische nicht. Die Betonung ist eher eine Satzmelodie, wie im Deutschen, aber eher weniger ausgeprägt.

Ich habe es die letzten eineinhalb Jahre an der Uni gelernt :)

Also: Von der Grammatik her ist es nicht allzu schwer, es wird nicht dekliniert oder konjugiert, also kann zum Beispiel "tabemasu" sowohl essen, ich esse, du isst, sie essen etc. heißen oder "neko" Katze oder auch Katzen. Das ergibt sich dann aus dem Zusammenhang. Und für grammatische Besonderheiten wird meistens etwas an das Verb drangehängt.

Zu den Vokabeln: Klar, erst einmal gibt es recht wenig, was man ableiten kann, aber die Globalisierung hat es inzwischen bis Japan geschafft, sodass dir fast schon erschreckend oft bekannte Wörter über den Weg laufen werden, wie z.B. "arubeito" für Teilzeitjob oder "konpyuutaa" für - ach, du errätst es bestimmt selbst ;)

Als letztes der vermutlich interessanteste Punkt: Die Schrift.

Da ist das Japanische allerdings der Hammer, angeblich das komplizierteste Schriftsystem der Welt. Allerdings geht es ganz harmlos los, mit den Hiragana und den Katakana. das sind die zwei Silbensysteme, also ein Zeichen ist eine Silbe, daraus kann man dann schon alles schreiben, was das Japanische zu bieten hat. Hier mal eine kleine Tabelle:

http://www.tabibito.de/japan/kana.gif

Die Hiragana werden meistens für grammatische Funktionen etc. benutzt, die Katakana für ausländische Begriffe.

Das schwierigste sind aber die Kanji. Davon gibt es ca. 80.000 und es gibt wohl keinen Menschen, der sie alle beherrscht. Mit 300 soll man angeblich in Japan klarkommen, mit 1900 kann man Zeitung lesen, der Durchschnittsjapaner kann ca. 4000-5000. Da wirst du richtig pauken müssen, ein zeichen kann nämlich gerne mal fünf oder mehr Lesungen haben, je nachdem, was davor oder danach kommt.

Ich hoffe, ich konnte helfen ;) Aber versuche, an einen Muttersprachler als Lehrer zu kommen :)


FloDuk  10.03.2011, 02:36

Deinen letzten Satz kann ich nur unterstreichen (womit ich dem Rest nicht seine Qualität absprechen will :)! Japanisch nach Lehrbuch ohne Feedback funktioniert nicht.

PaSan  10.03.2011, 01:48

...sorry, es heißt natürlich arubaito ;)

Ja. Und zwar aus mehreren Gründen:

  • Es gibt im Japanischen mehrere Alphabete; einige sind Silbenalphabete, aber die meisten Zeichen sind vom Chinesischen abgeleitet. Die chinesischen Schriftzeichen wie auch die einzelnen Alphabete musst du lernen - und üben, üben, üben.
  • Die Sprache ist in grammatikalischer Hinsicht nicht sonderlich schwer, aber sie ist durch das extrem komplexe Sozialgefüge geprägt. Es macht einen Riesenunterschied, ob mit mit einem jüngeren männlichen Vorgesetzen, einer älteren rangniedrigeren Dame, einem Kind, einem Studienkollegen oder der Firmenchefin redest.
  • Bei Zahlen gilt es, Aspekte zu berücksichtigen, die uns absurd erscheinen: Spitze, scharfe Gegenstände werden zum Beispiel anders gezählt als Getränke.
  • Unbetonte Vokale werden quasi verschluckt. Das erschwert das Verständnis.