Ist die zivildienst abschaffung schuld am pflege mangel?was meint ihr?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Der Zivildienst war immer mit der Wehrpflicht gekoppelt und mit dem Fall des Eisernen Vorhangs war es ein Zeichen zukünftig in einer friedvolleren Welt zu leben, in der Wehrpflicht nicht mehr nötig ist. Das hat leider nur teilweise die erhoffte Wirkung gehabt und nun kommen die Kriege näher.

Zivildienstleistende sollten per Gesetz nur unterstützend in der Pflege helfen und nicht das Personal ersetzen, weil viel günstiger. Leider wurden sie oft als vollwertige Arbeitskraft gewertet und eingesetzt und dadurch Personal eingespart. Das war und ist der falsche Weg.

Meines erachtens waren es die immer niedriger werdenden Löhne im Pflegesektor zwischen 2000 und 2020. Bis zu Corona war es besser für mich meinen eingefrohrenen Altvertrag zu behalten, als einen neuen zu unterschreiben. Erst jetzt sind die Löhne wirklich auf einen angemessenen Stand. Vor allem wurde endlich die 6 Tage Woche beseitigt, was nicht zu weniger Arbeitstage real führt, aber zu mehr Geld durch Einspringen.

Wenn ich bedenke, dass ich mit meinen Lohn mir keinen Pflegeplatz im Heim leisten könnte zeigt deutlich, dass die angeblich zu hohen Lohnkosten nicht der Hauptgrund der sehr hohen Pflegekosten sein können. Vieles kostet definitiv die immer extremer werdende Bürokratie. Ein weiteres Problem ist oft die fehlende Zahlungssicherheit der Bewohner. Wenn die Gelder verbraucht sind dauert es, bis gesichert ist, wer für die Unterkunft und Pflege zu zahlen hat. Laut meinen Betreiber der Pflegeeinrichtung bleiben sie öfter dann auf offene Rechnungen von über einen Jahr hängen, wenn der betreffende Bewohner vor Kontoklärung verstirbt. Das fehlende Geld wird dann auf alle umgeschlagen.

Neugier4711  11.01.2024, 10:32

Vielen lieben Dank für den Stern.

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Nein ... ganz sicher nicht.

Diese Abschaffung bzw. Aussetzung hat das Thema nur beschleunigt.

Schuld an der Misere ist die Politik und folgende Maßnahmen:

  • Privatisierung und Umwandlung der Krankenhäuser in eine Profit-Abwerfende Firma
  • Schliessung von Krankenhäusern - selbst während der Zeit des Corona-Wahnsinns
  • Verschlechterung der Arbeitsbedingungen für die Pflegefachkräfte
Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Menschlichkeit ist mein persönlicher Grundsatz!

Wie schon atm77 gesagt hat. Es ist ein Teil des Problems. Ich war schon immer der Meinung, das es eine Zivildienst Pflicht geben sollte. Alle zwischen 18 und 25, die keine schulische oder berufliche Tätigkeit nach gehen ab zum Zivildienst. Wahlweise können sie sich auch für den Wehrdienst entscheiden. Sie können auch jederzeit eine beruflichen Tätigkeit aufnehmen.

Schuld ist tatsächlich die Dmeografie als solche. Nie gab es in Deutschland mehr beruflich Pflegende als heute, die meisten Rekord-Jahrgäng ein der Ausbildung waren in den letzten fünf Jahren. Allein: Die Pflegebedürftigen werden immer mehr. Gleichzeitig orientieren sich rechtliche Vorgaben an Zeiten, in denen es *zu viele* Pflegekräfte gab und man noch Schuldgeld zahlen musste, um überhaupt die Ausbildung zu machen. Dringend benötigte ausländische Fachkräfte werden von Ausländerbehörden (ebenfalls alte Strukturen) und Anerkennungsbehörden (berufsabschluss muss anerkannt werden) wie lästige Bittsteller, statt als dringend nötige Unterstützung behandelt. Gleichzeitig gehen immer mehr Heime und ambulante Dienste insolvent, was in Zukunft die Ausbildung erschweren wird, und die Versorgung unserer Alten schon heute gefährdet. (Gehalt von knapp 3.500€ im Schnitt für Realschulabschluss+Ausbildung als Voraussetzung ist m.E. im Übrigen ziemlich stark)

Kurz: Neue bedingungen alte Strukturen.

Nein, die Arbeitsbedingungen sind daran schuld. Die sorgen dafür das immer mehr Personal den gelernten Beruf verlässt. Wer in solchen Berufen arbeitet wird arbeitsrechtlich massiv benachteiligt. Die Bezahlung ist dabei überschaubar, während die Überstunden übermäßig hoch sind.

In der sozialen Branche überwiegen die Nachteile und Entbehrungen. Das ist unterm Strich der Hauptgrund für die chronische Unterbesetzung.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Beruf und Interesse