Ist die Oktettregel für Bor (un)gültig?
Ich habe folgende Definition:
Nichtmetalle (außer H) gehen so viele kovalente Bindungen ein, bis sie die 8 Elektronen der folgenden Edelgaskonfiguration um sich haben. Das sind in der Regel 8-N kovalente Bindungen, wenn N die Hauptgruppennummer ist.
Demnach sollte Bor - ein Nichtmetall - Elektronen aufnehmen um s²p⁶ zu erreichen, doch nach der 8-N Regel durch 5 kovalente Bindungen, was jedoch zu 10! Valenzelektronen führt, an sich müsste bei Bor mit "s²p¹ -> s¹px¹py¹ (mathematisch Hybridisiert) 3 Bindungen (6 Elektronen)" doch sowieso Schluss sein? Ist Bor also eine Ausnahme zur Oktettregel und mit 3 statt 4 Bindungen am stabilsten? Ansonsten könnte ich mir nur noch ein B(-) vorstellen, dass Bor Anion reicht dann für 4 Bindungen (ist dann eben isoelektrisch mit C). Generell sind Elemente der 2. Periode nie hypervalent, warum sagt man in der Definition zum Schluss nicht einfach noch "... Nichtmetalle ausgenommen Bor"?
3 Antworten
Es ist eben eine Regel und kein Gesetz. In der Chemie gelten häufig verschedene und sich teils widersprechende Regeln, wo dann die eine stärker "wirkt" als andere oder irgendein fauler Kompromiss erzielt wird. Oder es werden "Tricks" angewandt.
So wirkt die Borsäure nicht deswegen sauer, weil sie ein Proton abgibt, sondern weil sie ein Hydroxidion aufnimmt: H₃BO₃ + 2 H₂O -> H₄BO₄⁻ + H₃O⁺. So erreicht Bor dann sein Oktett. Bei Borhydriden und auch im elementaren Bor gibt es sogenannte Dreizentrenbindungen, bei denen ein bindendes Elektronenpaar über 3 Atome reicht.
Insgesamt ist daher die Chemie des Bor die exotischste überhaupt, knapp vor Quecksilber und weit vor Schwefel.
Sie ist gültig. Da Bor drei Elektronen auf der Valenzschale hat gehört es zur 3. Hauptgruppe und gibt bei einer Kovalenzbindung Elektronen ab, bis die Oktettregel erfüllt ist. In diesem Fall deshalb weil nachdem das Bor drei Elektronen abgegeben hat, die innere, erste, Schale zur Valenzschale wird und diese ist mit zwei Elektronen bereits voll.
In Molekülen, also Verbindungen mit Elektronenpaarbindungen, werden keine Elektronen abgegeben, sondern geteilt!
Und obwohl Bor die OxidationsStufe +III haben kann, bildet es zB in BF3 kein B(3+)-Kation, sondern ist immer noch ein Molekül.
Bor ist schon eine Ausnahme, weil es einfach als Nicht-, oder auch Halbmetall sehr wenige Elektronen hat. Es bildet häufig ElektronenMangelVerbindungen, was letztlich bedeutet, dass sich irgendwoher doch noch ein 4. Elektronenpaar organisiert.