Ist die Bibel antisemitisch?
Das sagt der Typ, weil es angeblich in „Luke“ „Mathew“ 23 Passagen gibt, die die Juden als den Schuldigen für den Tod Jesus ausmachen
an die religiösen Christen stimmt das ?
12 Antworten
In 1 Thess 2,15-16 findet sich der Vorwurf des Prophetenmords, der mit antijüdischen Stereotypen verbunden ist. Auf Seite 42 findet man eine Erläuterung zu dieser Bibelstelle von Samuel Vollenweider, emeritierter Professor für neutestamentliche Wissenschaft mit dem Schwerpunkt Geschichte und Theologie der urchristlichen Literatur:
Die Juden werden als Mörder Jesu und der Propheten, als Gott nicht Wohlgefällig und als Menschenfeinde dargestellt.
https://www.uni-frankfurt.de/121202629/Antijudaismus_Dietrich_Vollenweider_Luz_M%C3%BCller.pdf?
Besonders das Matthäusevangelium beschreibt den Konflikt Jesu mit Israel: das Gleichnis von den bösen Winzern (21,33-46), das Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl (22,1-14), mit der Anspielung auf Jerusalems Zerstörung als Strafe für die Ablehnung der Festeinladung (22,7).
Die Passionsgeschichte beschreibt die Schuldverfallenheit nicht nur der jüdischen Führer, sondern des gesamten Volkes (27,20-26). Auf das Angebot von Pilatus, Jesus anstelle des Barabbas freizulassen, reagiert das Volk mit Ablehnung.
Johannes 8,44: "Juden haben den Teufel zum Vater"
... wir haben einen Vater: Gott. 42 Jesus sprach zu ihnen: Wäre Gott euer Vater, so liebtet ihr mich;
[...]
44 Ihr habt den Teufel zum Vater,
Nein, ganz im Gegenteil!
Im Alten Testament steht über das Volk Israel:
- "Denn wer euch antastet, der tastet seinen Augapfel an!" (Sacharja 12,2b).
Und im Neuen Testament (vom Paulus, der selbst Jude war):
- "Denn zu euch, den Heiden, rede ich: Weil ich Apostel der Heiden bin, bringe ich meinen Dienst zu Ehren, ob ich irgendwie meine Volksgenossen zur Eifersucht reizen und etliche von ihnen erretten kann. Denn wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt [zur Folge hatte], was wird ihre Annahme anderes [zur Folge haben] als Leben aus den Toten? Wenn aber die Erstlingsgabe heilig ist, so ist es auch der Teig, und wenn die Wurzel heilig ist, so sind es auch die Zweige. Wenn aber etliche der Zweige ausgebrochen wurden und du als ein wilder Ölzweig unter sie eingepfropft bist und mit Anteil bekommen hast an der Wurzel und der Fettigkeit des Ölbaums, so überhebe dich nicht gegen die Zweige! Überhebst du dich aber, [so bedenke]: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich!" (Römer 11,13-18).
Die meisten Bücher der Bibel wurden von Angehörigen des Volkes Israel geschrieben. Auch die (meisten) Propheten des Alten Testaments, Jesus und die Apostel waren Israeliten. Das Volk Israel hat dabei geholfen, das Alte Testament sehr genau zu überliefern. Für all das können wir den Israeliten sehr dankbar sein.
Interessant sollte für Christen auch der folgende Aspekt sein: Gott sammelt das Volk Israel wieder um angestammten Land und das Land blüht auf. Also genau, wie es in der Bibel vorhergesagt ist.
Mehr dazu z. B. hier:
- Biblische Prophezeiungen und Vorhersagen beweisen Gott
- Biblical_Prophecy_Booklet_ENG (ebenezer-oe.org)
Es gibt viele Gründe dafür, dass Christen das Volk Israel lieben und segnen sollen!
Was die Bibel dazu sagt, warum Jesus gekreuzigt wurde:
Jesus wurde von den religiösen Führern der Juden angeklagt, vom römischen Stadthalter Pontius Pilatus auf ihren Druck hin verurteilt und von römischen Soldaten gekreuzigt.
Natürlich hätten sich die jüdischen Führer auf die Seite von Jesus stellen und ihn als den von den Propheten des Alten Testaments verheißenen Messias annehmen können. Stattdessen ließen sie ihn verhaften und lieferten ihn den Römern aus.
Natürlich hätten die Römer darauf verzichten können, einen völlig unschuldigen zu kreuzigen. Der römische Stadthalter Pontius Pilatus fragte, was Wahrheit und wusch seine Hände, um Unschuld zu demonstrieren.
Aber eigentlich sind wir alle am Tod von Jesus schuld. Der Grund dafür ist, dass Jesus in die Welt kam, um am Kreuz zur Vergebung unserer Sünden zu sterben.
Alle Menschen sind Sünder und werden vor Gott in Worten, Taten und Gedanken schuldig. Da Gott rein, heilig und gerecht ist, kann er Sünde nicht tolerieren. Deshalb müssten eigentlich alle Menschen in die Hölle kommen, da niemand ein völlig sündloses Leben geführt hat.
Doch Gott hat uns einen Rettungsanker ausgeworfen. Er ist selbst in Jesus Mensch geworden, hat Versuchungen erlebt und hat als einziger jemals ein völlig sündloses Leben geführt. Deshalb konnte er am Kreuz als reines und makelloses Opfer zur Vergebung unserer Sünden sterben. Wenn wir dieses Opfer für uns in Anspruch nehmen, bekommen wir die Vergebung unserer Sünden und können reingewaschen und geheiligt vor Gott stehen. Nach der Bibel gibt es nur diesen einen Weg.
Jesus hat den Tod besiegt. Deshalb schrieb Paulus: "Der Tod ist verschlungen in Sieg! Tod, wo ist dein Stachel? Totenreich, wo ist dein Sieg?" (1. Korinther 15,54-55).
Durch den Sündenfall von Adam kam der Tod in die Welt - durch Jesus die Auferstehung der Toten: "Denn weil der Tod durch einen Menschen kam, so kommt auch die Auferstehung der Toten durch einen Menschen" (1. Korinther 15,21).
Jesus sagte: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen" (Johannes 5,24).
"Denn der Lohn der Sünde ist der Tod; aber die Gnadengabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn" (Römer 6,23).
In Jesus Christus wurde Gott selbst Mensch, um am Kreuz stellvertretend für unsere Sünden zu sterben. "Jesus kam in die Welt, um Sünder zu erretten" (1. Timotheus 1,1,5).
"Jesus ist das Sühnopfer für unsere Sünden, aber nicht nur für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt" (1. Johannes 2,2).
"Darin besteht die Liebe - nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und seinen Sohn gesandt hat als Sühnopfer für unsere Sünden" (1. Johannes 4,10).
"Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit" (1. Johannes 1,9).
Der Grund dafür war, dass Gott uns liebt: "So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat" (Johannes 3,16).
Es gibt Stellen, von denen man zumindest sagen kann, dass sie den späteren Antisemitismus etwa im Mittelalter begünstigt haben. Das Johannesevangelium (das Lieblingsevangelium der Kirche) zum Beispiel ist voll von judenfeindlichen Versen. Ein Hinweis auf den späten Verfassungszeitpunkt, als die Trennung der Christen vom Judentum bereits weitgehend vollzogen war.
Nur muss man bedenken: die allerersten Christen hatten meist selbst noch einen jüdischen Hintergrund. Die Entwicklung kann man sehr schön in der Apostelgeschichte nachlesen: man ging weiterhin in die Synagoge und in den Tempel und wurde auch als "Christianer" von den Juden mehr oder weniger geduldet. Diese Menschen verstanden sich selbst weiterhin als Teil des Judentums.
Und ja: in allen Evangelien werden die Juden als treibende Kraft hinter der Kreuzigung dargestellt. Die historische Forschung hat aber längst festgestellt, dass wir es hier mit Geschichtsfälschung zu tun haben. Die Kreuzigung war eine Strafe nach römischem Recht, nicht nach jüdischem. Sie wurde vor allem gegen Rebellen und politische Unruhestifter verhängt und diente u.A. dazu, Nachahmungstäter abzuschrecken. Das gibt uns einen Hinweis auf die wahren Hintergründe des Todes Jesu.
Nein, das stimmt nicht. Die Juden werden nach wie vor als Gottes auserwähltes Volk bekannt. Wer den Juden die Schuld an die Kreuzigung Jesu' gibt, hat noch nicht den Balken aus seinem Auge entfernt.
Nein, ist sie nicht. Ein Antisemitit hasst alle Juden oder hat zumindest eine Abneigung gegen sie. Auch können sie als minderwertig angesehen werden, wie es unter Hitler der Fall war.
In der Bibel findet sich nichts davon. Im AT schonmal gar nicht, da ist Israel ja quasie in der Hauptrolle.
Sach. 2,12 Denn so spricht der HERR der Heerscharen: Nachdem die Herrlichkeit [erschienen ist], hat er mich zu den Heidenvölkern gesandt, die euch geplündert haben; denn wer euch antastet, der tastet seinen Augapfel an!
Vom NT behaupten Kritiker gerne mal es sei judenfeindlich. Aber auch das ist haltlos. Ich gehe auf ein paar Verse ein:
1.Thes. 2,14 Denn ihr, Brüder, seid Nachahmer der Gemeinden Gottes geworden, die in Judäa in Christus Jesus sind, weil ihr dasselbe erlitten habt von euren eigenen Volksgenossen wie sie von den Juden.
15 Diese haben auch den Herrn Jesus und ihre eigenen Propheten getötet und haben uns verfolgt; sie gefallen Gott nicht und stehen allen Menschen feindlich gegenüber,
16 indem sie uns hindern wollen, zu den Heiden zu reden, damit diese gerettet werden. Dadurch machen sie allezeit das Maß ihrer Sünden voll; es ist aber der Zorn über sie gekommen bis zum Ende!
Das ist freilich kein Lob, aber auch nicht judenfeindlich. Es werden einfach Tatsachen beschrieben: Das jüdische Volk hat nunmal Jesu Tod gefordert und es hat nunmal so, dass Israel seine Propheten immer wieder verfolgt und getötet hat. Ebenso ist es Tatsache, dass Juden Christen verfolgt und getötet haben. Paulus war ja zu Beginn selbst ein Christenverfolger.
Daraus lässt sich aber kein persönlicher Hass gegen Juden ableiten. Paulus war schließlich selber Jude und schreibt an anderer Stelle auch positiv über Israel. Dazu später mehr. Wir sollten auch nicht vergessen, dass Jesu Tod notwendig für unsere Erlösung war.
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Joh. 8,44 Ihr habt den Teufel zum Vater, und was euer Vater begehrt, wollt ihr tun! Der war ein Menschenmörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit, denn Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben.
Grundsätzlich spricht Jesus hier nicht generell über Juden, sondern speziell zu seinen Gegnern. Aber auch der Kontext ist hilfreich:
37 Ich weiß, dass ihr Abrahams Same seid; aber ihr sucht mich zu töten, denn mein Wort findet keinen Raum in euch.
38 Ich rede, was ich bei meinem Vater gesehen habe; so tut auch ihr, was ihr bei eurem Vater gesehen habt.
40 Nun aber sucht ihr mich zu töten, einen Menschen, der euch die Wahrheit gesagt hat, die ich von Gott gehört habe; das hat Abraham nicht getan.
44 Ihr habt den Teufel zum Vater, und was euer Vater begehrt, wollt ihr tun!
Diese Juden hier waren Jesus feindlich gesinnt und wollten Ihn töten. Sie verhielten sich nicht wie Kinder Gottes, sondern wie der Teufel. Daher war Jesu Aussage eine Tatsachenbeschreibung, nicht mehr und nicht weniger.
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Das NT ist nicht judenfeindlich, im Gegenteil:
Römer 11,1 Ich frage nun: Hat Gott etwa sein Volk verstoßen? Das sei ferne! Denn auch ich bin ein Israelit, aus dem Samen Abrahams, aus dem Stamm Benjamin.
2 Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er zuvor ersehen hat!
26 und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht: »Aus Zion wird der Erlöser kommen und die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden,
27 und das ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde«.
28 Hinsichtlich des Evangeliums sind sie zwar Feinde um euretwillen, hinsichtlich der Auserwählung aber Geliebte um der Väter willen.
Vor Gott sind alle gleich:
Gal 3,28 Da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder Knecht noch Freier, da ist weder Mann noch Frau; denn ihr seid alle einer in Christus Jesus.
lg