Ist das zu viel verlangt? Frau mit Baby 3 Tage alleine?

9 Antworten

Das musst du dir mit ihr ausreden. Wie wär's, wenn sie dafür auch mal ein paar Tage wegkommt, wenn sie das möchte?

Nachdem mir etwas die Worte fehlen... Ich schließe mich Stellwerk absolut an.

Du hast also mal 6 Stunden am Stück die Versorgung eures Kindes übernommen?

Hmm, stell dir vor ein Berufseinsteiger übernimmt an einem einzelnen Tag für eine Stunde deinen Job, erwischt zufällig einen relativ ruhigen Tag (ohne Termine, ohne das irgendwelche Geräte ausfallen). Und hinterher sagt dieser Berufseinsteiger "Jepp, das war absolut simpel.... dein Job ist ja total entspannend".

Als Hauptbezugsperson eines Babys ist man hat man regelrecht eine 24/7 Rufbereitschaft an jedem einzelnen Tag. Das geht mit der Zeit an die Nieren. Feierabend ist da dann quasi die Zeit in der man mal etwas schlafen kann.

Ja sicher, es gibt alleinerziehende Frauen. Und auch Frauen deren Partner beruflich im Wechselschichtmodell arbeiten. Und so weiter.... Im Idealfall haben diese Frauen ein soziales Netz auf das sie sich verlassen können. So das sie auch mal von ausserhalb Hilfe oder Rat erhalten können, oder jemanden herbeiholen können wenn sie selbst am Ende sind.

Und "am Ende" ist man hier und da. Es schlaucht.

Falls dann unter Umständen eine unbehandelte Wochenbettdepression dahinter steckt wirds um so kritischer.

Deine Frau hat also ihren Alltagstrott. Alles dreht sich nur noch ums Baby und den Haushalt. Das ist für so manche Frau nach einer gewissen Zeit dröge. Man wird schon fast neidisch darauf das andere Leute regelmäßig für einige Stunden pro Tag etwas völlig anderes erleben können.

Es ist ein Unterschied, ob du mal kurz auf das Kind aufpasst, oder ob du dich jeden einzelnen Tag um dein Kind kümmerst und noch dazu um den kompletten Haushalt.

Geputzt ist nicht in zehn Minuten. Frisch kochen schafft man auch nicht in zehn Minuten. Wäsche waschen, aufhängen, zusammenfalten, wegräumen dauert auch länger.

Wir hatten kein Schreibaby und ich war an manchen Tagen trotzdem durch, wenn mein Mann abends von der Arbeit kam. Auch, weil man nachts als Stillmama nicht unbedingt zum Schlafen kommt, während erfahrungsgemäß der Vater es gar nicht mitbekommt, dass das Kind wach geworden ist (wenn es nicht gerade laut schreit).

Das bedeutet, dass du morgens ausgeschlafen in die Arbeit gehen kannst, wo du andere Menschen triffst und Erwachsenensachen machen kannst, auf die du dich konzentrieren kannst, ohne dass du ständig noch das Kind im Auge behalten musst. All das hat sie nicht.

Noch dazu scheint sie relativ sozial isoliert zu sein.

Es würde ihr bestimmt gut tun, andere Mamas kennen zu lernen. Es gibt doch bestimmt in eurer Nähe zB Krabbelgruppen oder Stillcafés. Ich habe damals über Facebook (weil Lockdown) einige andere Mütter kennen gelernt und der Austausch hat mir sehr gut getan. Die Elternzeit im Lockdown war die einsamste Zeit meines Lebens und ich hab sie nicht unbedingt gut in Erinnerung. Dabei hatte ich aber KEIN Schreibaby und KEIN Problem mit Wochenbettdepressionen.

Und aus Erfahrung: als unser Kind neun Monate alt war, bin ich wieder halbtags in die Arbeit gegangen und mein Mann ist zuhause geblieben. Obwohl er zB nicht kochen musste, weil ich immer Essen aus der Betriebskantine mitgebracht habe, hat er dann irgendwann mal zu mir gesagt, dass er jetzt erst verstehen kann, warum ich das anstrengend fand, mit Kind zuhause zu sitzen.

Ich kann gut verstehen, dass du auch mal wieder deine Familie und Freunde sehen willst, aber versetz dich doch mal in deine Partnerin: sie hat keine Familie hier und keine Freunde und sitzt alleine daheim mit anstrengendem Baby und dann lässt du sie auch noch drei Tage am Stück komplett alleine, um selbst Party zu machen. Glaubst du nicht auch, dass sie das verletzen wird?

Fahrt doch zusammen nach Berlin! Eventuell gäbe es dort ja auch die Option, Kind mal stundenweise von der Familie beaufsichtigen zu lassen, dann könnt ihr mal wieder was als Paar unternehmen. Das ist auch wichtig.

Was hält euch denn im Ruhrpott? Käme ein Umzug nach Berlin in Betracht? Dort gibt es meines Wissens auch eine größere chinesische Community, das würde deiner Partnerin vielleicht gut tun.

Scharbap 
Fragesteller
 10.04.2022, 20:23

Okay danke für die Antwort. Stimmt. Das kann schon schwer sein. Weil ich meine Frau damit nicht auf die Nerven gehen wollte und sie nicht verletzen will, fragte ich erstmal hier nach.
Ich hatte das schon mehrmals angesprochen, dass wir zusammen nach Berlin fahren. Sie hat es immer auf "später" verschoben. Jetzt, zu Ostern, wollten wir mal gemeinsam nach Berlin fahren. Das wäre super toll und ich würde mich riesig freuen. Genau den Punkt mit der Familie habe ich auch erwähnt. Meine Schwester ist gelernte Erzieherin. Sie hat sogar angeboten das Kind ein paar Stunden zu übernehmen. Aber jetzt geht es meiner Frau plötzlich nicht gut. Der Arzt und der Corona-Test meinte es sei bei ihr Alles okay. Meine Frau hält nicht viel von meiner Familie. Sie hat sowieso sehr wenig soziale Kontakte. Sie mag auch Berlin überhaupt nicht. Jedes mal als wir nach Berlin fuhren, war sie sehr zögerlich und hatte das auch immer verschoben. Auch vor Ort will sie möglichst schnell wieder weg. " Wollen wir das treffen mit dein Cousin Morgen nicht absagen und wir fahren jetzt nach Hause?"Sie war das letzte mal vor ca 2 Jahren dort. Das macht mir sehr zu schaffen. Meine Familie darf vorbei kommen, aber angetan ist sie davon nicht. Da wird dann sehr viel genörgelt. Der Ruhrpott ist besser als ich dachte. Die Menschen sind sehr locker und freundlich. Es ist sehr grün, es gibt vieles zu sehen usw. Aber hey, Berlin bietet auch Alles! Und Brandenburg ist ebenfalls wunderschön mit den unzähligen, riesigen, glasklaren Seen.

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Warum nimmst du sie nicht mit zu deiner Familie? Warum lässt du sie nicht mal Party machen? Warum kommst du nicht auf die Idee, dass es wirklich anstrengend sein kann, jeden Tag alleine stundenlang ein Kind zu versorgen und den Haushalt zu machen? Dass Essen warm machen was anderes ist als richtig kochen? Dass sie sich vielleicht schlicht allein gelassen und nicht von Dir wertgeschätzt fühlt?

Denn die Verachtung für Deine Frau ist aus jedem Wort heraus zu lesen.

Mariiaaca  07.04.2022, 21:33

Das unterschreibe ich genau so.

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Stellwerk  07.04.2022, 21:36

Ergänzung:

Ich habe grad nochmal deine anderen Fragen gelesen. Ihr hattet ein Schreibaby, deine Frau hatte Depressionen und war extrem belastet und jetzt mit zehn Monaten kommt das Kind wieder jede Stunde und muss bis in den Tiefschlaf gestillt werden

"Jetzt muss sie bin zum tiefen Schlaf gestillt werden, damit sie es schafft. Aber manchmal reicht dies nicht mal. Sie wurde früher meist 1-2 mal in der Nacht wach, aber jetzt so ziemlich jede Stunde."

Deine Frau ist schlicht mit ihren Kräften am Ende und Du denkst übers Partymachen nach. Merkst Du eigentlich irgendwas?

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Scharbap 
Fragesteller
 07.04.2022, 21:54
@Stellwerk

Ich habe nur darüber nach gedacht. Ich wollte sie damit eben nicht nerven. Deshalb frage ich hier. Wie kann ich meine Frau besser unterstützen? Im August geht das Kind in Betreuung.
Ja, die ersten 4 Monate waren echt sehr schwer. Das Schlafproblem hat sich nach einer Woche gelegt. Es waren die Zähne, die Zeitumstellung und das Bett. Aber ja, das wird meiner Frau sicherlich an die Substanz gehen. Dazu noch, dass sie nicht ihre Familie sehen darf. China ist halt immernoch komplett zu wegen Corona.
Sie tut mir auch echt leid.

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Scharbap 
Fragesteller
 07.04.2022, 21:43

Ich möchte sie ja mit zur Familie nehmen. Wir haben das auch mehrmals geplant. Aber irgendwie ist immer irgendwas passiert.
Ich liebe meine Frau sehr doll und ich will sie mit solchen Aussagen eben nicht verärgern. Daher frage ich erstmal hier.
Ich kümmere mich viel um sie und helfe ihr auch sehr viel. Ich lobe sie auch sehr oft. Aber ich denke du hast da schon Recht. Leicht ist es nicht.
Ich lass sie auch gerne mal raus gehen, damit sie auch mal Zeit ohne Kind hat. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass sie mal 2-3 Tage irgendwo hin geht. Alleine. Aber das Kind muss eben noch gestillt werden.
Aber danke erstmal. Ich wollte eben auch aus anderer Quelle hören, ob es wirklich anstrengend ist. Ich kenne das auch von meinem Job. Da kommt der Chef, macht die Arbeit 3 Minuten und meint, das ist total easy. Aber noch ein paar Stunden eben nicht. So ist es vielleicht auch mit dem Baby.

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Stellwerk  07.04.2022, 21:53
@Scharbap

Schön, dass Du die Kritik hier annimmst :).

Und das Beispiel mit Deinem Chef ist sehr passend: was für einen sehr leicht wirkt, kann für andere eine große Belastung sein. Gerade für Frauen, die stillen, ist die Belastung oft viel höher als für die Väter. Als stillende Mutter bist du der volle und einzige Bezugspunkt des Kindes, es ist komplett von dir und deinem Körper abhängig, lebensnotwendig abhängig und so reagiert man als Mutter auf jeden Muckser des Kindes, ist körperlich viel stärker gefordert, vom zusätzlichen Schlafmangel ganz zu schweigen. Und wenn es in den ersten Monaten mit dem Schreibaby so schwierig war, ist es einfach gut möglich, daß deine Frau diese Erschöpfung noch lange nicht überwunden hat. Und vor allem, wenn sie fremd hier ist und ihre Familie seit Jahren nicht gesehen hat.

Es geht auch nicht darum, ob du sie verärgerst. Es geht darum, dass du so ein "Spaßbedürfnis" äußerst und ausleben willst, während sie auf sehr viel mehr verzichten muss und ihre Bedürfnisse noch stärker hinten anstellen muss als du. Das ist schlicht unangebracht. Vergiss nicht, Du arbeitest und bist fünf Stunden am Tag aus dem Haus, hast Pause vom Baby - sie hat es 24 h um sich und nichts anderes.

Sprich mit ihr über ihren Zustand, über ihre Bedürfnisse.

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Kommt darauf an zu welchem Zeitpunkt du sie hattest.

Unsere kleine ist jetzt 6 Monate und zahnt gerade. Da ist sie sehr anstrengend und schreit. Meine Frau war vor kurzem auf Junggesellinnenabschied und über Nacht weg, da hat es ganz gut geklappt. Allerdings war sie 2 Tage vorher nur 3 Stunden weg und die Kleine hat nur geschrien.

Meine Frau ist auch immer froh wenn ich von der arbeit da bin und wir uns alles teilen können.

Du solltest mit deiner Frau reden oder sie und die kleine mitnehmen nach Berlin

Ich mache übrigens auch bald Elternzeit, arbeite da allerdings nicht.

Scharbap 
Fragesteller
 10.04.2022, 18:58

Klar, verstehe ich total.
Ich würde ja schon gerne mit Kind nach Berlin fahren. Das wäre auch eine Herausforderung für mich. Party muss nicht sein. Aber wie macht man das mit dem Baby? Das erste Problem ist, dass sie noch zum Teil gestillt wird. Pre nimmt die Kleine nicht und kennt sie auch nicht. Zu Zweit im Auto stelle ich mir das sehr kompliziert vor, da ich mich ja aufs Fahren konzentrieren muss. Wie ist es eigentlich mit der Bahn zu reisen? Die Verbindung vom Pott nach Berlin ist ja super.
Ja klar, kenne ich das mit den Phasen. Beim Wachstumsschub war die Kleine auch oft sehr schwierig.
Ich versuche schon so gut wie möglich die Arbeit meiner Frau abzunehmen. Ich kümmere mich wirklich viel um die Kleine. Ich wickel sie sehr oft, pass auf ihr auf, gehe mit ihr spazieren usw. Also ich denke, dass meine Frau ziemlich viel Zeit ohne Kind hat. Definitiv täglich 2-3 Stunden. Am Wochenende schon 5-6 Stunden.

Wir hatten eigentlich geplant zu Ostern nach Berlin zu fahren. Meine Frau hat auch endlich mal zu gesagt. Sie mag nicht meine Familie zu sehen und auch nach Berlin geht sie nicht gerne. Jetzt geht es ihr plötzlich nicht gut. Sie hat sich auf Corona testen lassen und war beim Arzt. Alles okay. Sie hat Migräne und Halsschmerzen.
Das mit der Wochenbettdepression habe ich noch nie gehört. Möglicherweise hat meine Frau das. Sie hat kaum noch soziale Kontakte. Ihr letzter Kontakt war im Januar. Sie hat oft Kopfschmerzen und fühlt sich ständig schlapp. Ich denke sie braucht Hilfe.

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