Inwiefern lässt sich die Aussage von Cézanne auf die heutige Kunst übertragen?

3 Antworten

Viele Kunsthistoriker sehen in dieser Aussage die Grundlage für die allmähliche Verabschiedung von der Natur als Vorbild und für das Entstehen der Abstrakten Kunst, angefangen beim Kubismus.

Hinweise in http://www.nepomucenum.de/wp-content//2011/01/Cezanne-Kubismus.pdf

Der korrekte ZItatausschnitt von 1900 lautet:

Die Kunst ist eine Harmonie parallel zur Natur.

Hier das Interview:

ICH: Der Künstler wäre also nach all dem geringer als die Natur?

CÉZANNE: Nein, das habe ich nicht gesagt. Schlagen Sie in diese Kerbe? Die Kunst ist eine Harmonie parallel zur Natur. Was soll man von den Toren denken, die sagen, der Maler sei geringer als die Natur! Er ist ihr nebengeordnet. Wenn er nicht eigenwillig eingreift - verstehen Sie mich recht. Sein ganzes Wollen muss schweigen. Er soll in sich verstummen lassen alle Stimmen der Voreingenommenheit, vergessen, vergessen, Stille machen, ein vollkommenes Echo sein. Dann wird sich auf seiner lichtempfindlichen Platte die ganze Landschaft abzeichnen. Um sie auf die Leinwand zu bannen, sie aus sich herauszustellen, muss dann das Handwerk einsetzen, aber ein ehrfurchtsvolles Handwerk, das auch nur zu gehorchen bereit ist, unbewusst zu übertragen. Denn man beherrscht seine Sprache, den zu entziffernden Text, die beiden gleichlaufenden Texte, die gesehene Natur, die empfundene Natur, die dort draußen (er deutet auf die grüne und blaue Ebene)
und die hier drinnen - (er schlägt sich an die Stirn), beide müssen sich durchdringen, um zu dauern, zu leben, ein halb menschliches, halb göttliches Leben, das Leben der Kunst, hören Sie - das Leben Gottes. Die Landschaft spiegelt sich, vermenschlicht sich, denkt sich in mir. Ich objektiviere sie, übertrage sie, mache sie fest auf meiner Leinwand. [...]
Erlauben Sie mir, Ihnen zu wiederholen, was ich Ihnen schon hier sagte: man behandle die Natur gemäß Zylinder, Kugel und Kegel und bringe das Ganze in die richtige Perspektive, so dass jede Seite eines Objektes, einer Fläche nach einem zentralen Punkt führt. Die mit dem Horizont parallel verlaufenden Linien geben die seitliche Ausdehnung, das heißt einen Ausschnitt der Natur oder, wenn Ihnen das lieber ist, des Schauspiels, das der Pater Omnipotens Aeterne Deus vor unseren Augen ausbreitet. Die zu diesem Horizont senkrecht stehenden Linien geben die Tiefe. Nun liegt aber die Natur für uns Menschen mehr in der Tiefe als in der Fläche, daher die Notwendigkeit, in unsere durch die roten und gelben Farbtöne wiedergegebenen Lichtvibrationen eine genügende Menge von Blau zu mischen, um die Luft fühlbar zu machen. [...]
Beim Maler gibt es zwei Dinge: das Auge und das Gehirn. Beide müssen sich gegenseitig unterstützen. Man muss an ihrer wechselseitigen Entwicklung arbeiten: am Auge mittels des optischen Studiums der Natur, am Gehirn mittels der logischen Entwicklung und Ordnung der künstlerischen Erlebnisse; sie schafft die Ausdrucksmittel. [...]
Malen bedeutet: seine farbigen Eindrücke registrieren. [...]

(Paul Cézanne: Über die Kunst. Gespräche mit Gasquet. Hamburg, 1957)

"L'art est une harmonie parallèle à la nature.

Cette célèbre phrase de Paul Cézanne est citée dans les présentations de la Museumsinsel Hombroich, à Neuss, pas loin de Düsseldorf, de l'autre côté du Rhin. 

lisson.over-blog.com/article-l-art-est-une-harmonie-parallele-a-la-nature-54095890.html