Immer mehr Menschen lassen auch in der gesprochenen Sprache die Artikel und Bindewörter weg - nur mein Eindruck?

12 Antworten

Kommt schon häufig vor, dass man so etwas hört.

Reduktion auf das Wesentliche, das Unvermögen, sich zu artikulieren, der Stil, in welchem man Nachrichten schreibt... da kommt einiges zusammen.

Lass Dir mal von einem Jugendlichen einen soeben im Kino angesehenen Film beschreiben - da bekommt man tiefe Eindrücke von der "neuen Sprachgewandtheit"!

Wo das Smartphone einem nicht helfen kann, einen ganzen Satz zu formulieren, da wird das auch nichts...

Waschmittel ist nicht das einzige, was uns als Konzentrat angeboten wird.

Wozu einen Satz mit unnötigen Sachen vollstopfen, bin ich Goethe..??

Lass ma Kino!

reicht doch...!

:-)


guitschee 
Beitragsersteller
 17.12.2024, 14:07

Und Goethes Sätze sind in der Regel nicht mal die langen, komplizierten, da gibt es noch ganz andere Beispiele. Ich meine, Grass führte eine Lehrerin mal an, um einen Schachtelsatz zu kommentieren, der bei uns in der Klasse tatsächlich 10 Minuten auf Richtigkeit kontrolliert und analysiert wurde (er war richtig, mir war das klar), mit dem Hinweis: ich solle doch vielleicht nicht wie Grass schreiben...

GabbianoNero  17.12.2024, 14:15
@guitschee

ja, oder "von Kleist"... wenn man am Ende des Satzes angekommen ist, kann man nochmal vorne nachlesen, worum es eigentlich ging... :-)

Sowas verlangt man ja gar nicht von der Jugend, aber ETWAS mehr darf es schon sein als diese drei-Wort-Sätze.

Die Ausdrücke stehen dann auf einem ganz anderen Blatt, aber das Phänomen ist ja schon Generationen alt.

Bereits in den 80ern gab es den Witz:

Sagt die Lehrerin: "Es gibt zwei Ausdrücke, die solltet ihr euch besser abgewöhnen! Der eine ist geil, der andere ist ätzend."

Schüler: "Aha, und wie heißen die beiden Ausdrücke?"

Bin mal gespannt, auf was die Alltags-Sprache in 10 Jahren zusammengeschrumpft ist...!

guitschee 
Beitragsersteller
 17.12.2024, 14:18
@GabbianoNero
Bin mal gespannt, auf was die Alltags-Sprache in 10 Jahren zusammengeschrumpft ist...!

Ich will es lieber gar nicht erst wissen. Am Ende wurde ich davon noch so beinflusst, dass ich ebenfalls so rede....

GabbianoNero  17.12.2024, 14:30
@guitschee

würde mir DAS passieren...? kann ich mir nicht vorstellen...
Aber nun muss ich leider noch weiter meinen Aufgaben nachgehen.

Bin Arbeit!

:-)

Nein, ich teile diesen Eindruck und ich finde es ebenso abstoßend. Ich bin der Meinung, dass eine sinnorientierte Kommunikation wesentlich für zwischenmenschliche Interaktion ist. Zudem zeigt sich hier, wer (von Haus aus) genügend Achtung (vgl. Respekt) hat und wem sowohl die Sprache als auch sein Gegenüber völlig egal ist.

(Offen gestanden bin ich froh, wenn sie überhaupt noch Wörter verwenden. Das ist längst nicht mehr selbstverständlich.)

Woher ich das weiß:Hobby – Ich denke rational. Kann ich nur empfehlen.

Das ist bezeichnend für die zunehmende Verblödung der Menschen. Zur Bevölkerung mit hoher Bildung gehören die sicher nicht.


guitschee 
Beitragsersteller
 17.12.2024, 14:08

Beim letzten bin ich leider nicht mal sicher.

Das Phänomen beobachte ich schon seit circa 15 Jahren. Der Wegfall des Artikels ist ein typisches Merkmal von Kiezdeutsch und als solcher Merkmal eines Soziolekts. Persönlich gefällt mir das aus ästhetischer Perspektive nicht, allerdings stört es mich nicht und ist aus linguistischer Sicht ganz interessant.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Doktor der Englischen Sprachwissenschaft

guitschee 
Beitragsersteller
 17.12.2024, 13:55

In wie fern ist es aus linguistischer Sicht ganz interessant?

Und: deutet für dich irgendwas darauf hin, dass sich diese Tendenz irgendwann (hoffentlich bald!) mal wieder umkehrt?

Adomox  17.12.2024, 13:59
@guitschee
In wie fern ist es aus linguistischer Sicht ganz interessant?

Es zeigt z.B., dass Artikel an den Stellen, an denen sie ausgelassen werden, nicht zum Verständnis beitragen bzw. benötigt werden.

 "Lass uns Imbiss gehen"

Hier fehlt ja nicht nur der Artikel, sondern auch noch eine Präposition. Vollständig wäre der Satz "Lass uns zu einem/zu dem Imbiss gehen". Damit erhält das Verb "gehen" eine richtungs- bzw. zielanzeigende Semantik, die es sonst nicht an.

"Habe gestern Monitor gekauft"

Hier fehlt, je nach Kontext, "einen" oder "den". In beiden Fällen kann aus dem vorhandenen Material auch ohne Artikel die gleiche Botschaft geschlossen werden.

Und: deutet für dich irgendwas darauf hin, dass sich diese Tendenz irgendwann (hoffentlich bald!) mal wieder umkehrt?

Nö.

guitschee 
Beitragsersteller
 17.12.2024, 14:01
@Adomox

Präposition ist ein Wort, das mir bei der Frage fehlte, darum nannte ich das "Bindewörter"- auch wenn ich mir bewusst war, dass das das falsche Wort dafür ist.

Mich nervt das Weglassen von solchen Wörtern einfach. Ehrlich, bei sowas bekomme ich eine Gänsehaut.

Nö.

Schade. Würde ich mir sehr wünschen.

Diesen fließenden Übergang zwischen Umgangssprache und fehlerhafter Sprache habe ich schon immer als abstoßend empfunden, seit ich denken kann. Ich habe auch den Eindruck, dass dies schlimmer geworden ist, aber womöglich redet man sich das auch nur ein, wie so oft, wenn es um nervige Angelegenheiten geht.

lg up


guitschee 
Beitragsersteller
 17.12.2024, 14:03
aber womöglich redet man sich das auch nur ein, wie so oft, wenn es um nervige Angelegenheiten geht.

Könnte natürlich sein. Mein Gefühl/Beobachtung spricht auf jeden Fall für eine auffällige Häufung.