Im falschen Beruf?
Hi zusammen,
ich bin aktuell 20 Jahre alt und arbeite als Fachinformatiker für Systemintegration. Nach der Schule wusste ich nicht wirklich, was ich machen will – also habe ich mich für diese Ausbildung entschieden. Inzwischen habe ich sie abgeschlossen, aber ich merke immer mehr: Dieser Job ist nichts für mich.
Den ganzen Tag im Büro oder vor dem Bildschirm zu sitzen, macht mich einfach fertig. Es gibt mir nichts, ich fühle mich leer. Ganz anders ist das, wenn ich mit Freunden oder zuhause richtig anpacken kann. Ich arbeite in meiner Freizeit viel im Wald, helfe oft auf dem Hof mit – und genau das macht mir riesigen Spaß.
Ich fühl mich einfach wohl, wenn ich meine Arbeitshose und Arbeitsschuhe anhabe, dreckig werde und sehe, was ich mit den Händen geschafft habe. Da geht es mir gut, das ist genau mein Ding.
Ein paar meiner Freunde sind Industriemechaniker und gehen auf Montage – reisen, anpacken, Maschinen aufbauen oder warten. Ich liebe das Reisen und finde diese Arbeit total spannend. Das wäre genau mein Ding.
Ich bin aber im Zwiespalt:
Als Fachinformatiker sind die Verdienstmöglichkeiten auf Dauer besser, die Zukunftsaussichten wahrscheinlich auch. Ich habe Angst, dass ich eine neue Ausbildung später bereue – vor allem, wenn ich feststelle, dass das Gras auf der anderen Seite doch nicht grüner ist.
Ich frage mich:
Was ist mir wichtiger – langfristige Sicherheit und gutes Gehalt, oder ein Job, der mir wirklich Freude macht?
Ich stecke gerade fest und weiß nicht, was die richtige Entscheidung für meine Zukunft ist. Was wenn der Beruf mir dann irgendwann nicht mehr gefällt und ich wieder ins Büro zurück will?
Wie seht ihr das? Was würdet ihr mir raten? Ich bin wirklich dankbar für jede ehrliche Meinung oder Erfahrungen
7 Antworten
Suche Dir einen Job als Inbetriebnehmer für komplexe Anlagen. Hier könntest Du Dich beispielsweise auf NotAus-Systeme spezialisieren.. Da muss oft vor Ort die Software angepasst werden und Deine Informatik-Kenntnisse sind da sehr hilfreich. Allerdings musst Du vorher noch das Programmieren von derartigen Steuerungen lernen, was Dir aber mit Deinem Hintergrund nicht schwer fallen sollte.
Bei solchen Einsätzen muss erfahrungsgemäß auch der „Softwareler“ mal bei der Hardware mit anpacken, wenn es denn mal erforderlich ist.
Wenn Dir so etwas nicht gefällt, dann bleibt Dir nur die Um- oder Weiterbildung. Als Fachinformatiker hast Du ja schon mal solide Elektro-Kenntnisse. Da wäre es für Dich recht einfach, auf einen Elektroberuf umzusatteln. Dort könntest Du auch Deine Informatiker - Kenntnisse gut verwenden, da auch in diesem Berufsfeld oft Programmierkenntnisse gefragt sind.
Mit 20 bist du an einem Punkt, wo du ohne großen Verlust noch einmal neu starten kannst. Du hast eine abgeschlossene Ausbildung – das ist Gold wert! Du hast bereits bewiesen, dass du durchziehen kannst, selbst wenn es nicht perfekt zu dir passt. Das wird dir bei jedem Arbeitgeber später helfen, egal in welcher Branche.
Körperliche Arbeit ist für dich keine Strafe, sondern Erfüllung. Das ist nicht bei jedem so – und ein echter Hinweis auf deine Stärken und Bedürfnisse.
Mach doch ein Praktikum oder mehrere Probetage bei einem Unternehmen, wo deine Freunde arbeiten. Finde heraus, wie realistisch deine Vorstellungen sind. Montage, Dreck, Maschinen – das klingt spannend, aber auch anstrengend. Sprich mit Ausbildern oder Azubis. Wie sind die Bedingungen? Löhne, Arbeitszeiten, Reiseaufwand? Mach eine Pro-und-Contra-Liste, aber nicht nur mit Zahlen. Sondern: Was gibt mir Energie, was raubt mir Energie? Der beste Job ist oft der, bei dem du abends müde, aber zufrieden bist.
Wenn sich dein gutes Gefühl bestätigt: Mach die neue Ausbildung. Lieber 2–3 Jahre nochmal lernen, als 40 Jahre gegen dein Naturell arbeiten.
Du bist doch noch jung! Viele fangen in deinem Alter erst an zu studieren oder eine Ausbildung zu machen.
Eine zweite Ausbildung kann dir nie schaden. Du hättest dann immer die Wahl, in welchem Beruf du dich bewirbst.
Aber: Informiere dich vorher genau, mache vielleicht mal ein Praktikum als Industriemechaniker, aber auch in anderen Berufen. Du schreibst von Natur und Arbeitshandschuhen. Da gibt es noch zahlreiche denkbare Berufe wie Forstwirt, Landschaftsgärtner und noch viele andere.
Recherchiere mal, was es alles gibt und versuche, ein paar Praktika in verschiedenen Bereichen zu machen, bevor du dich für eine Ausbildung bewirbst. In einigen Berufen hat man früh Verschleiß, also, der Körper ist hin. Das kann meines Wissen auch bei so etwas wie Landschaftsgärtnerei passieren. In dem Fall wäre ein Backup als Fachinformatiker ja nicht schlecht!
Wechsel besser direkt jetzt. Mir geht's ähnlich wie Dir, bin aber schon eine ganze Weile im Beruf. Die Gehaltseinbußen halten mich da echt zurück. Wenn Du das IT-Gehalt noch nie hattest, dann kann man vermutlich leichter drauf verzichten.
Wenn du auf Montage bist und dich spezialisierst verdienst du auch sehr viel. Zudem kannst du ja erstmal ein Praktikum machen.