Ich weiß nicht, ob ich Erzieher werden soll

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich unterrichte an einer Schule, die Erzieher/ -innen ausbildet. Etwa ein Viertel unsere Studierenden sind inzwischen Männer. Sie werden uns sowohl für die Praktika als auch nach der Ausbildung nahezu aus den Händen gerissen.

Während der Ausbildung hat man eine Menge Gelegenheit, in die vielen unterschiedlichen Bereiche hineinzuschnuppern. Die meisten Jungs interessieren sich primär für ältere Kinder/ Jugendliche, aber es gibt in jedem Jahrgang immer auch welche, die gerne in Krippe und Kindergarten sind.

Im Krippenbereich  (Kinder unter 3) haben es Männer tatsächlich nicht immer leicht. Hysterische Eltern verursachen öfter auch Stressreaktionen bei den Trägern von Einrichtungen, welche sich dann gerne mal dazu versteigen, alle Männer als potentielle Kinderschänder zu betrachten und Männer z.B. nicht wickeln lassen.

Im Kindergarten gibt es diese Probleme glücklicherweise nicht. Dort freut man sich über jeden Mann, der dort einsteigt, da viele Kinder kaum männliche Rollenvorbilder haben. Was man als Mann gut abkönnen muss ist, mit ausschließlich weiblichem Team zu arbeiten.

Das trainiert man aber schon während der Ausbildung ganz gut :). 

Oft verändern sich die Vorlieben hinsichtlich des Arbeitsbereichs aber auch während der Ausbildung. Erstaunlich viele männliche Absolventen suchen sich nach der Ausbildung oft Stellen in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung, obwohl sie sich das zu Beginn der Ausbildung nicht hätten vorstellen können.

Mit einem Einstiegsverdienst von durchschnittlich 2500 Euro ist das Gehalt bei weitem nicht so schlecht, wie es gerne mal geredet wird. Wer natürlich Managergehälter als Vergleichsmaßstab wählt, dürfte es insgesamt schwer haben, einen Beruf zu finden, der diesem Anspruch gerecht wird. 

Ob man einen Job ein Leben lang machen will und kann, kann man am Anfang des Berufslebens gar nicht entscheiden. Es gibt - gerade bei Erziehern - eine Menge unterschiedlicher Arbeitsfelder, so dass die Gefahr von Routine und Langeweile eher gering ist. 

Kein Mensch wird dir garantieren können, ob du ein Leben lang damit glücklich bist - als Erzieher ebenso wenig, wie als Bänker oder Informatiker. 

Ich habe im Laufe meines Lebens sieben verschiedene Berufsabschlüsse (darunter zwei Studienabschlüsse) erworben. Einfach deswegen, weil ich Lust darauf hatte. Der letzte ist fünf Jahre her (ich bin 55). 

Mein Rat: Mach, wozu du Lust hast. Garantien findest du nirgendwo. Wach, neugierig und spontan bleiben, ist der viel bessere Weg, als sich in eine trügerische Scheinsicherheit zu begeben :). 

MisterBlaBla 
Fragesteller
 11.05.2015, 18:12

dankeschön für die ausführliche Antwort :)

Ja, ich glaube auch, dass man auch innerhalb dieses Zweiges viele verschiedene Richtungen gehen kann. Daher werde ich mich glaube ich auch für den Beruf entscheiden. (Natürlich muss ich noch mal eine Nacht darüber schlafen)

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Volkerfant  18.05.2015, 09:15

Wir haben letztes Jahr zum ersten Mal einen männliche Erzieher in unserem Regelkindergarten eingestellt, das kam bei manchen Eltern gar nicht gut an. Es ging sogar soweit, dass sie drohten, ihre Kinder in einen anderen Kindergarten zu geben, wenn der junge Mann mit ihren Kindern zur Toilette geht.

Leider mussten wir dann die Regelung treffen, den Toilettengang mit den Kindern nur den weiblichen Erziehern zu überlassen.

Heute, nach fast einem Jahr spricht jedoch kein Mensch mehr davon, es ist zur Normalität geworden. Wir werden die Sonderregelung demnächst wieder aufheben. Übrigens, fahren die Kinder voll auf den jungen Erzieher ab.

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Beantworte Dir folgende Fragen:
Was hast Du Dir denn vorgestellt zu verdienen? Was für einen Beruf müsstest du dafür erlernen? Würde Dir so eine Alternative zusagen?

Nicht jeder ist zum Manager oder Arzt geboren und ich finde es nicht unwichtig gerne zur Arbeit zu gehen und noch genug Zeit für die Familie zu haben.

In einem Studium verdient man auch nichts und in den meisten anderen schulischen Ausbildungen auch nicht. In Ausbildungen an privaten Schulen muss man sogar noch für bezahlen ausgebildet zu werden. 

Ich denke ein guter Mittelweg ist es Pädagogik zu studieren. So stehen Dir hinterher mehr Türen offen, Du hast bessere Verdienstmöglichkeiten und mehr Ansehen. 

Als Mama kann ich Dir sagen, dass ich es toll finden würde, wenn mehr Männer in den Beruf des Erziehers einsteigen würden.

Es ist schwer solche Lebensentscheidungen zu treffen aber wir haben hier in Deutschland immer die Möglichkeit nochmal was anderes zu machen falls man die Lust an einem Job verliert oder neue Herausforderungen braucht. Wenn Du die Entscheidung noch nicht treffen möchtest hast Du auch die Möglichkeit ein freiwilliges soziales Jahr zu machen. Vielleicht sogar im Ausland. Ich wünsche Dir viel Erfolg für Deine Entscheidung.

Lieber Mister BlaBla,

Geld ist die eine Sache. Spaß , Zufriedenheit oder Erfüllung während der Arbeit die andere!

Wenn du bedenkst, dass du den größten Teil des Tages auf deiner Arbeitsstelle zubringen wirst....? Du warst in deinen Praktika glücklich. Das würde mir als Entscheidungshilfe reichen!

Den Kindern ist es erfahrungsgemäß wurschtegal, wie jemand singt. Hauptsache, er tut es! Oder auch nicht. Du hast ja dann noch eine Sozialpädagogische Assistentin :-)

Kinder halten fit, körperlich und geistig.... Andere Erzieher machen diese Arbeit doch auch bis zur Rente?

Ich verdiene zwar sehr wenig mit meiner Arbeit. Aber es fühlt sich, im Gegensatz zu meiner vorigen Arbeit, überhaupt nicht nach Arbeit an! (Profil) Eine bessere Arbeit kann ich mir nicht vorstellen. Ich würde jederzeit lieber zufrieden mit Kindern sein als gefrustet in irgendeinem Büro hocken und auf den Feierabend warten! So viel können die mir gar nicht zahlen...

LG, deine Soz.Päd.Ass. und Tagesmutter

Wenn du schon Praktika hinter dir hast, wirst du ungefähr wissen was auf dich zukommt. Keine Ahnung ob das was für dich ist. Du solltest deine jobwahl nicht nur vom finanziellen Aspekt abhängig machen. Was nützt dir ein guter Verdienst, wenn du dich jeden Morgen mit Widerwillen zur Arbeit schleifst?! Als Mann könnte es vllt schwieriger werden in der Branche was zu finden. (Man hat ja von genug Vorfällen gehört)

RoyalWarrior  10.05.2015, 14:20

Nein, etwas zu finden ist einfach. Erzieher werden gesucht und männliche Erzieher umso mehr. Die Schwierigkeit besteht darin, dass man als Erzieher ja ohnehin schon mit einem Bein im Knast steht und als Mann kann das um einiges hässlicher enden, wenn man nicht sehr vorsichtig vorgeht ...

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MisterBlaBla 
Fragesteller
 10.05.2015, 14:25

Ich habe auch schon mit meiner Mutter darüber geredet, aber sie diskutiert auch immer nur über das Geld. Daher ist das ein wichtiger Punkt für mich.. leider

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wurstbemmchen  10.05.2015, 18:22

Genau diese Probleme, mit den männlichen Erziehern meinte ich.

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Wenn ich dich wäre und Fachabi hätte, würde ich Sozialpädagogik studieren und zwar im dualen System, ein viertel Jahr bist du auf der BA und ein viertel Jahr in einer Einrichtung.

Gezahlt wirst du von der Einrichtung und zwar bekommst du monatlich immer dasselbe, auch wenn du nicht in der Einrichtung bist.

Danach kannst du in den Kindergarten gehen, aber allerdings nur mit dem Erziehergehalt, was ich nicht machen würde. Ich würde bei schwererziehbaren Jugendlichen oder Kindern, in der freien Jugendarbeit oder an einer Schule arbeiten wollen.

Als Erzieher vverdienst du echt zu wenig, um eine Familie ernähren zu können oder um größere Sprünge machen zu können.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin ein erfahrener und vielseitiger Sozialpädagoge
RoyalWarrior  10.05.2015, 14:23

Ich würde bei schwererziehbaren Jugendlichen oder Kindern, in der freien Jugendarbeit oder an einer Schule arbeiten wollen.

Das ist halt wieder ein ganz anderes Kaliber. :)

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Volkerfant  10.05.2015, 15:32
@RoyalWarrior

Ja klar, aber im Kindergarten bekommst du nur Erziehergehalt, es sei denn es ist ein besonderer Kindergarten, z.B. ein Integrationskindergarten oder ein Kindergarten für behinderte Kinder, Sprachheilschule, Gehörlose, Sehbehinderte....

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RoyalWarrior  10.05.2015, 16:03
@Volkerfant

Schon klar, ich sage nur, dass die Arbeit im Kindegarten nicht vergleichbar ist mit der Arbeit mit schwer erziehbaren Jugendlichen!

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Jule59  10.05.2015, 20:05

Als Erzieher vverdienst du echt zu wenig, um eine Familie ernähren zu können oder um größere Sprünge machen zu können.

Bei solchen Antworten frage ich mich immer, welche Erwartungen an den Verdienst junge Leute haben. Das Gehalt eines Erziehers liegt derzeit im Durchschnitt bei 2500 Euro. 

Büro- und Bankkaufleute verdienen in etwa das Gleiche.

Einzelhandelskaufleute oder Hotelfachleute verdienen mit durchschnittlich 1700 Euro deutlich weniger.

Trotzdem kann man in all diesen Berufen Familien gründen. Ob man mit einem Gehalt zurechtkommen will oder ob beide Partner verdienen, ist eine Frage der eigenen Ansprüche.

Das Durchschnittsgehalt eines Sozialpädagogen liegt bei 2900 Euro. Für "große Sprünge" wird wohl auch das nicht reichen.

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Volkerfant  10.05.2015, 21:42
@Jule59

Du hast Recht. Ich bin mit meinem Gehalt auch zufrieden und mein Partner verdient auch. Es reicht gerade so, wenn man sparsam ist.

Das Wichtigste ist, dass der erlernte Beruf einem Spaß macht, das sollte man vor das Gehalt stellen.

Aber was meisnt du, warum Kindertageseinrichtungen jetzt streiken?

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Jule59  10.05.2015, 23:26
@Volkerfant

Weil angemessenes Gehalt für gute Arbeit immer wichtig wäre. Trotzdem finde ich es seltsam, wenn Leute behaupten, man könne von dem Gehalt nicht leben. 

Da geht's dann wohl doch eher um ein gewisses Anspruchsdenken, welches gerne mal von Jugendlichen produziert wird, denen die Eltern bis dato alles in den Allerwertesten geblasen haben.

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