Ich hasse meine Eltern, wurde als Kind gegen meinen Willen beschnitten. Wie geht man damit um?
Ich wurde als kleines Kind grundlos beschnitten, einfach weil mein dummer Vater das für "sauberer" hielt, und dass in seiner hängengebliebenen Kultur so üblich ist. Meiner eigentlich liberalen Mutter waren meine persöhnliche Entscheidungsfreiheit und mein Recht auf körperliche Unversehrtheit wohl nicht sonderlich wichtig, sie hat zugelassen, dass der Vollarsch von Vater (der nicht mal eine Schule besucht hat) mich mit 3 Jahren zum Arzt gebracht hat...Mir ist das alles erst in letzter Zeit so richtig klargeworden und ich könnte wirklich kotzen. Ich hab so ne Riesenwut auf meinen Vater, von meiner Mutter fühl ich mich verraten und im Stich gelassen...Offen konfrontiert hab ich sie nicht, das Thema ist mir halt auch unangenehm. Keine Ahnung ich damit umgehen soll, ich fühl mich "verstümmelt", und das von meinen eigenen Eltern, den eigentlich wichtigsten Personen im Leben. Ich kann ihnen nicht einfach verzeihen und sie lieben, ich kann sie aber auch nicht nur hassen...Wie geht man mit so einem Mist um?
9 Antworten
Ich kann deine Empörung ein Stück weit verstehen.
Mein Rat: Es akzeptieren, wie es ist.
Erstens haben Deine Eltern ja nicht in böser oder egoistischer Absicht gehandelt, für sie war das halt nix ungewöhnliches.
Zweitens sind relativ viele Männer beschnitten (nicht nur Moslems oder Juden), aus unterschiedlichen Gründen, das ist also gar nicht so ungewöhnlich, wie Du vielleicht denkst.
Drittens wurde ich mit 12 (wegen Vorhautverengung) auch beschnitten und hab mir lange Zeit weiß Gott für einen Kopf drum gemacht. Später habe ich festgestellt, daß das (außer mich) eigentlich keine Sau interessiert, weder Männlein, noch Weiblein.
Viertens gibt es wahrscheinlich sogar einen positiven Aspekt: Durch die ständige Reizung der Eichel wird sie unempfindlicher, was dazu führen kann, daß Du beim Sex wesentlich länger durchhältst. Könnte also durchaus sein, daß so manche Frau Deinen Eltern indirekt noch dankbar ist. :-)
Dir fehlt schlicht das Wissen, zu beurteilen, was ich weiß, und was nicht.
Auch ich bin der Meinung, das sollte, wenn es nicht medizinisch notwendig ist, als Körperverletzung betrachtet werden, Du wirst aber hierzulande keinen Politiker finden, der sich wegen so einer "Lappalie" mit den Juden oder Moslems anlegt. Gabs da nicht schon vor ein paar Jahren so ne Diskussion, die letztlich im Sande verlaufen ist, weil jüdische Verbände aufgeschrieen haben?
Was "schwer geschädigt" betrifft, darunter verstehe ich was anderes, sofern kein Murks gemacht wurde. Da sollte m. E. dieses Land und Europa erst mal damit anfangen, "Beschneidungen" (bzw. Verstümmelungen) von Frauen konsequent zu unterbinden bzw. wenn durchgeführt, auch zu ahnden. Das wird, habe ich den Eindruck, stattlicherseits aus "Kultursensibilität" weitgehend ignoriert.
Tut mir leid, offensichtlich weisst du eben nicht wovon du sprichst.
Jedem Mann der das widerfahren ist, hat das Recht wütend zu sein. Ganz besonders die Männer, die bleibende Schäden davon tragen und das sind nun mal nicht wenige.
Zumal der Eingriff an Säuglingen und Kleinkindern, deren Vorhaut noch mit der Eichel verwachsen ist, alles andere als schmerzfrei ist, wenn keine Narkose gemacht wird.
Dazu kommen die Schmerzen und Wundheilungsstörungen.
Die Komplikationen sind vielfältig und schädigen auch die Sexualität.
Beschneidungen von Männer und Frauen sind nicht zu vergleichen.
Trotzdem gibt es kein Recht ohne medizinischen Grund jemanden zu beschneiden.
Das gilt grundsätzlich für alle medizinischen Eingriffe.
Kann ich gut nachfühlen, das tut mir sehr leid für dich.
Die offene Konfrontation wäre für dich wahrscheinlich sehr wichtig. Man darf zu seiner Wut stehen und die Verursacher damit konfrontieren. Das ist erst einmal die richtige Adresse.
Es ist wichtig und gut, dass sich Betroffene an die Öffentlichkeit wenden und ihrer Wut und Verletzung Luft machen.
Ich warte schon lange darauf, dass Betroffene sich wehren und strafrechtlich wegen Körperverletzung gegen Ärzte und Eltern vorgehen und Genugtuung verlangen.
Vielleicht würde es dir helfen mit einem Therapeuten zu reden, dass du da deine seelischen Verletzungen aussprechen kannst.
Ich wünsche dir von Herzen, dass du einen guten Weg für dich findest.
Schön ist das wirklich nicht und gehört m.M. nach auch verboten. Aber versuche Ihnen zu verzeihen im Sinne von "sie wussten es nicht besser"
Davon abgesehen, hast du wirklich Probleme durch deine Beschneidung oder steigerst du dich da vll etwas hinein?
Ich rate mal und denke, dass du männlich bist? Und es funktioniert alles störungsfrei?
Zu einer Mädchenbeschneidung hätte ich eine ganz andere Antwort. Daher frage ich nach.
In den USA sind Beschneidungen von Jungs sehr üblich und es wird fast immer aus hygienischen Gründen erwogen. Natürlich gibt es auch die reiligiösen Beschneidungen. Wärst du in den USA aufgewachsen, wäre das gar kein Thema für dich, weil dort dieses völlig normal ist. Unsere europäischen Vorbehalte gegen eine Beschneidung können sie nur schwer nach vollziehen.
Du kannst es eh nicht mehr ändern. Daher solltest du deine Frieden damit machen. Steigere dich da nicht weiter hinein. Dein Vater wird so oder so nicht verstehen, was du von ihm willst. Es ist jetzt an dir dafür zu sorgen, dass dieser Kreislauf durchbrochen wird. Pass auf, dass er deine Kinder nicht in die Finger bekommt, damit ihnen das erspart bleibt.
Hi,
Mir geht es da ähnlich wie dir - nur dass bei mir der Arzt zu früh meinte, dass man mich ja aus medizinischen Gründen bescheiden hätte müssen (was Blödsinn war - ich war da noch sehr jung und man hat zuvor nichts probiert etc.)
Machen kann man da leider nichts - außer sich damit irgendwie abzufinden.
LG
Leider stand bis Mitte der 2010er Jahre in der Leitline der Urologen, dass eine enge Vorhaut vor Schuleintritt behandelt (sprich: beschnitten) werden sollte.
Erst seit wenigen Jahren ist in der Leitlinie festgelegt, dass vor einer Beschneidung alle konservativen Methoden ausgeschöpft werden sollen und dass die Vorhaut erst mit Abschluss der Pubertät vollständig gelockert sein muss.
Das heißt, in deinem Fall wurde alles leitliniengerecht gemacht, nur ist die damalige Einstellung heute überholt.
"Fun Fact" - ich hatte eine andere OP und der Arzt meinte: Naja - wenn wir schonmal dabei sind....kann man ja auch die Vorhaut weg schnipseln :D
Meinen Eltern muss ich also zugute halten, dass sie sich innerhalb von nichtmal 1min entscheiden "mussten"
Dir fehlt schlicht das Wissen, wie viele Männer durch solche unnötigen Eingriffe schwer geschädigt werden.
Das sollte Männer wie Frauen sehr wohl interessieren.
Entschieden zum Schutz der Opfer dagegen vorgehen und von der Politik endlich ein Verbot einfordern wäre angebracht.
Jeder Mensch hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit!