ich bin Hebamme und heute ist eine Mutter bei der geburt gestorben .wie gehe ich nur damit um?

27 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich bin ebenfalls Hebamme und kann sehr gut nachvollziehen, wie es dir jetzt geht, denn vor einigen Jahren habe ich das Gleiche erlebt.

Eine Muuter nach einer Geburt zu verlieren ist so ziemlich das Schlimmste, was man in der Geburtshilfe erlebt. Was ich dir dringend rate:

Auf keinen Fall hast DU etwas falsch gemacht, denn einen Herzinfarkt hättest du niemals verhindern können. Es ist nicht deine Schuld, also mach dir bitte keine Vorwürfe!

Sprich mit deinen Kolleginnen über den Fall, denn sie können am allerbesten verstehen, wie es dir geht. Gibt es in eurem Krankenhazs vielleicht Psychologen oder Seelsorger? Denen kannst du dich ruhig anvertrauen, reden, immer wieder reden darüber ist enorm wichtig. Friss' es nicht in dich hinein.

Der Vater braucht jetzt auch Unterstützung- man sollte ihm anbieten, was es für verschiedene Hilfsangebote in eurer Stadt gibt. Vielleicht kann sich auch eine Kollegin von dir darum kümmern.

Glaube mir- natürlich wirst du das niemals vergessen- aber mit der Zeit wird es leichter. Versuche, den nächsten Geburten mit Mut und Zuversicht zu begegnen. Du wirst sehen- du schffst das! Und wenn du kannst- besuche den Vater und das Baby zu Hause und redet miteinander. Das kannst du dir momentan sicher noch nicht vorstellen- aber es wird euch beiden sicherlich gut tun.

Jetzt wünsche ich dir, dass du weiterhin schöne und gute Geburten begleiten kannst- denk auch an all' die schönen Momente, die du erlebt hast. Die andern Momente, dass oftmals Leben und Tod nahe beieinander liegen, wird man immer wieder in unserem Beruf begegnen- aber damit müssen wir lernen umzugehen. Wie gesagt- tausche dich vor allem mit den Kolleginnen aus!

Alles Gute für dich!!!

gerdamaria

IRENEBOA  16.05.2013, 11:24

Guter Post - echt hilfreich. Es macht halt doch einen Riesenunterschied, wenn eine Person vom Fach aus dem eigenen Erfahrungsschatz schöpfen kann.

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Sommerfrau99 
Fragesteller
 16.05.2013, 11:35

danke und ich finde es schön das wir nun auch persönlich in kontakt sind

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Das geschilderte Erlebnis ist sehr sehr traurig, was ich total nachvollziehen kann.

Aber es ist nun mal so (leider!), dass jede Niederkunft bzw. Geburt mit einem Risiko verbunden ist; das Schlimmste was dabei passieren kann, ist nun geschehen. Du bist noch sehr jung, und in Deiner Laufbahn als Hebamme hast Du so etwas noch nicht erlebt. Deshalb berührt Dich dieses Erlebnis emotional sehr, was verständlich ist.

Aber es gehört zu einem medizinischen Beruf, auch derart schmerzliche Situationen zu erleben und sie verkraften zu können. Beruflich sollte man dauerhaft derartige Geschehnisse, die in Deinem Beruf selten passieren, nicht so nah an sich herankommen lassen, sonst hätte man die Kraft nicht, diesen Beruf weiter ausüben zu können. Freud und Leid gehören im Leben zusammen; so ist es nun mal.

Aber Du hast im Grunde genommen einen sehr schönen Beruf ausgewählt und hilfst neuen Erdenbürgern auf die Welt zu kommen; Dein Beruf erbringt, abgesehen von dem konkret geschilderten Fall, doch fortlaufend Glücksmomente. Darüber kannst Du Dich freuen.

Beste Wünsche für Deinen weiteren beruflichen Werdegang.

Liebe Sommerfrau,

ein Herzinfarkt ist etwas so unerwartetes, akutes, was sich auch vorher nicht unbedingt lange ankündigt, daß es niemals deine Schuld war, daß die Mutter gestorben ist. Mach dir bitte deshalb keine Vorwürfe. Auch ein anwesender Kardiologe hätte nichts ausrichten können.

Du hast einen Moment erlebt, wie er besser das Leben nicht ausdrücken kann:

Auf das Leben folgt der Tod. Auch wenn dieser natürlich nicht so häufig direkt auf die Geburt eines neuen Lebens folgt. Leben und Tod gehören unmittelbar zusammen, die Mutter durfte ihr kleines Leben noch zur Welt bringen, ehe sie selbst ihres gab. Viele Frauen sterben samt ungeborenem Leben.

Meiner Schwester hat es bei ihrem ersten Todesfall sehr geholfen, anschließend mit Kolleginnen und Kollegen darüber zu sprechen. Da sie auf Intensiv arbeitet, ist sie häufiger damit konfrontiert. Immun ist sie heute noch nicht, aber sie kann es mit dem notwendigen Abstand sehen.

Das wünsche ich dir von Herzen, daß du schaffst, es so sehen zu können. Das bedeutet ja nicht, kein Mitleid mehr zu haben, oder es kaltschnäuzig hinzunehmen. Es bedeutet aber, sich selbst nicht verrückt zu machen und solche Fälle zwar als sehr traurig zu empfinden, aber das Leben trotzdem relativ unbelastet weiter zu leben.

Ich wünsche dir auch die Kraft, all die schlechten Gedanken und Ängste, die du mit dir rumträgst, bei der nächsten Geburt abschalten zu können.

Alles Gute und bleib in diesem wichtigen und meist ja auch sehr schönen Beruf.

Ich habe keinerlei Erfahrung, aber großen Respekt vor Dir und Deiner Tätigkeit. Erstens einfach wegen deines Berufes, der, wie ich glaube, sehr viel Einfühlungsvermögen und Situationsgespür benötigt. Zweitens, weil Du Dich nicht von Deiner Erfahrung fertigmachen lässt, sondern um Hilfe und Rat bittest. Trauerarbeit ist wahrscheinlich sehr kompliziert, wenn es jemanden nicht im direkten Umfeld, sondern vor allem in einer solchen beruflichen Situation betrifft, in der private und berufliche Belange sich so schnell durchwirken. Du hast sowohl alle meine Daumen als auch meine Bewunderung, auch wenn sich das jetzt erstmal nicht akzeptabel anhören mag.

Du trägst in dem Fall keine Schuld. Ein Herzinfarkt hat mit der normalen Geburt nichts zu tun. Du hättest ihr nicht helfen können. Es gibt nunmal bei einer Geburt Extremfälle, die keiner vorhersagen kann. Dich trifft keine Schuld und es wäre wichtig für Dich, wenn du darüber redest. Egal mit wem. Damit du es verarbeiten kannst.