Bauchatmung aktiviert den Teil des Nervensystems, der für Entspannung zuständig ist. Brustatmung den anderen, für Stress zuständigen. Das wissen Hebammen genauso wie Gesangslehrer und Meditationslehrer.
Lindwarm, Lilys, Leuwynn
Liebes Sprachtalent, entweder bist du kokett, weil du unsicher bist und Bestätigung brauchst (sehr verständlich), oder du überforderst dich selber mit sehr hohen Ansprüchen, die dich dann blockieren (auch nicht deine Schuld), oder du hast vielleicht eine Aufmerksamkeits-Defizit-Störung (ADS). Ein herausstechendes Symptom davon wäre nämlich ein überdurchschnittliches Leistungsvermögen in Interessegebieten und unterirdische Leistungen in den Bereichen, die dir nicht liegen. Google das doch mal, vielleicht ist das eine Möglichkeit.
Ich nehme außerdem an, dass Du sprachlich unterfordert bist. Such Dir außerhalb der Schule höhere Anforderungen für deine Talente und lerne gefälligst, sie zu wertschätzen, anstatt den Fokus konstant auf deine Schwächen zu legen.
Wenn einem etwas leichtfällt, ist das eine Begabung und nicht etwa nichts wert, weil man sich deswegen nicht krumm arbeitet. Eine Begabung bedeutet Verantwortung, nämlich die, sich dafür ins Zeug zu legen. Ich bin fast fertig mit meinem Kunststudium. Das ist ein sogenanntes Begabtenstudium. Ich habe ansonsten vieles nicht besonders gut hinbekommen, und du willst auch nicht wissen, wie ich es nach drei Schulabgängen mit 23 Jahren endlich mal zum Abitur gebracht habe, aber ich bin eine gute Künstlerin geworden. Trotz (oder vielleicht gerade wegen) ADS.
Übrigens zu Mathe: ich brauchte erst jemanden, der mir die Schönheit der Differentialrechnung vermittelt hat, um von einer fünf im elften Jahr auf eine eins im zwölften Jahr zu rutschen. So kann das gehen.
Aber werte dich und deine Fähigkeiten nicht ab, das macht mich agressiv. Du enthältst der Welt sonst ganz geizig etwas Wunderbares vor.
Authentisch bist du wahrscheinlich am ehesten, wenn du dich nicht fragst, was "man" machen sollte. Du bist doch jemand Einzigartiges und nicht "man". Ansonsten ist es wie beim Hausbau: bevor man das Dach baut, muss der Rest stehen.
Ich nehme an, Du bist verunsichert, wenn Leute dein Interesse bemerken und zurücksehen könnten. Interesse ist auch ein Wagnis, es kann ja schiefgehen und jemand blöd reagieren. Das Unwohlsein ist einfach ein modifizierter Ausdruck dieser Angst.
Jemandem ins Gesicht sehen symbolisiert außerdem: ich bin dir ebenbürtig und deswegen potentiell ein Gegner. Deswegen weicht man in der Regel den Blicken von offenbar agressiven Leuten ja auch aus. Viele fühlen sich angegriffen, wenn man sie anstarrt, aber das kommt wiederum auf die Einstellung an, mit der man jemandem in die Augen schaut, die zeigt sich nämlich deutlicher, als du vielleicht glaubst.
Sich zu zwingen, alle anzugucken, ist wahrscheinlich nicht sehr hilfreich. Du könntest aber anfangen, dich für andere zu interessieren und wissen zu wollen, wie sie aussehen. Nicht für jeden, aber für eben interessante Leute. Die schaust du dann von ganz alleine an, weil die dann womöglich für einen Moment wichtiger sind als deine Unsicherheit.
Je mehr du dich umschaust, desto mehr hast du von der Welt. Darauf kommt es an, und nicht darauf, was normal oder "angebracht" ist. Kleiner Tipp: vermeide den abschätzigen Blick auf die Füße von jemandem, das ist unhöflich:)
Versuchs, aber sei nicht traurig, wenn er vielleicht mit einer Freundschaft, wie du dir sie vorstellst, vielleicht noch nicht viel anfangen kann. Und überfordere ihn nicht, schau genau hin, wie er sich fühlt, du bist nämlich schon viel weiter entwickelt als er.
Fragen stellen. Versuch, dich dafür zu interessieren, was sie macht, wie sie lebt undsoweiter. Wenn sie erstmal erzählt, wird dir schon auch was einfallen. Sag ihr vielleicht am Anfang, dass du nervös bist und es dir nicht so leicht fällt, zu erzählen. Übrigens mögen die meisten Mädchen gar keine Typen, die nur von sich reden;)
Wenn du allein einen Zweierplatz hast, ist das super. Dann musst du nur noch was mitnehmen oder erfinden, was alle toll finden (oder gern machen), und schon kannst du dir aussuchen, wer neben dir sitzt. Die Eifersüchtige: interssiere dich für sie. Mach ihr mal ein Kompliment, aber nicht unterwürfig. Wenn sie merkt, dass du sie gut findest und ihr nicht ans Leder willst, entspannt sie sich vielleicht. Und wenn, was hoffentlich nicht passiert, du mal alleine dastehst, dann geh in die Initiative, red mit Leuten, die du noch nie gesprochen hast, versuch, etwas zu machen, was dir Spaß macht. Es ist dein Leben, Süße, die Alphaweibchenfreundinnen sind nur nette Nebensache.
Entgegen aller Klischees meinen Frauen in der Regel nein, wenn sie nein sagen. Wenn du sie jetzt weiter "umkämpfst", zeigst du ihr, wie wenig du ihre Ansagen ernst nimmst und respektierst. Entspann dich, vielleicht gibts irgendwann eine Möglichkeit, sich unbefangener kennenzulernen.
Du solltest aber zur Frauenärztin. Die kann dich nämlich besser beruhigen als so ein Thread.
Du machst dich umsonst verrückt. Aber das ist verständlich. Das Mädchen, oder besser, das, was du aus ihr in deinen Vorstellungen gemacht hast, braucht noch ein bisschen Zeit, um den Platz wieder freizuräumen, den sie eingenommen hat. Mach nicht zuviele Witze, heftiges Verliebtsein gehört mit zu den wertvolsten Erfahrungen, die man machen kann.
Wenn Du dich ritzt, dann ist dir alles andere nicht egal, sondern deine Gefühle sind in dir versteckt, weil sie dich zu sehr belasten. Such dir jemanden, der dir hilft, sie zu entdecken (zum Beispiel eine Therapeutin). Du brauchst deine Gefühle noch, und wenn du sie da deponierst, wo du sie nicht sehen kannst, richten sie unerkannt und unbehandelt nur Mist an. Such dir jemanden, der dich unterstützt, wenn du anfängst, Wut darüber zu empfinden, dass du vielleicht schlecht behandelt worden bist. Mitleid kann man nur haben, wenn man es auch für sich selbst hat, das nennt man Selbstfürsorge.
Deine Tochter ist erst fünf und reagiert einfach angepasst an ihre Umwelt. Es hilft kein Schimpfen, wenn sie jeden Tag sieht, dass die Mama am Ende alles wegmacht, und sie hat auch mit Sicherheit noch keine eigenen "Ordnungsmaßstäbe" entwickelt. Dabei kannst du ihr nur helfen, wenn du liebevoll, aber konsequent dafür sorgst, dass sie ihren Teil beiträgt. Zur Not hinterherrennen und zur liegengelassenen Jacke zurückschleppen. Das dauert bestimmt eine Weile, aber konsequente Wiederholung ist nötig, um Strukturen auch neuronal zu verankern. Ich weiß, wovon ich rede, ich hab ADHS:)
Dein Mann sollte in seinen hauswirtschaftlichen Bedürfnissen einfach vernachlässigt werden. Mach ihm kein Essen, wasch seine Sachen nicht, spül nur dein eigenes Geschirr und das deiner Tochter. Hast Du ein eigenes Zimmer in der Wohnung? Wenn nicht, dann richte dir wenigstens eine eigene Nische ein und werde zur Furie, wenn dein Mann da was ablegt. Stör ihn in seiner Bequemlichkeit, er muss nämlich seine Eigenverantwortlichkeit wahrscheinlich erst entdecken.
Versuche, das alles mit einem klaren Gefühl von Selbstfürsorge zu machen, und halte jede Boshaftigkeit da raus. Es geht nicht darum, irgendjemanden zu bestrafen, sondern um dein Recht auf Erholung und Erschöpfung.
Leg Dir ein Hobby zu, für das du den Abwasch auch mal stehen lässt.
Und frag dich ganz genau, ob und warum dich die Bonbonpapiere stören. Vielleicht kannst du sogar noch ein bisschen an deiner Gelassenheit arbeiten (vermutlich stören sie dich nämlich mehr als deinen Mann oder dein Kind). Viel Glück!
Ja, das ist schon längst Mobbing.
Und: sie merken, dass du dich alleine gelassen fühlst, und nutzen das aus. Mobber sind wie Hunde, die riechen deine Angst.
Du brauchst Verbündete, die dir das Hinterland stärken. Auf verschiedenen Ebenen: Vertrauenslehrer, Mitschüler, undsoweiter. Geh in einen Verein, in dem du Freunde findest. Sprich alle an, die vielleicht helfen könnten, hab keine Angst, deine Verletzlichkeit zu zeigen. Finde Freunde, die dich gut finden, wie du bist. Und ich zweifle nicht daran, dass du wunderbar bist. Du bist empfindsam. Das ist nur im Moment eine Last, aber es ist auch eine Qualität von dir. Und übrigens: Du kannst es denen nicht recht machen. Lass Dich bloß nicht von dem bestimmen, was sie dir vorwerfen. Wenn sie nicht über dein Gewicht lästern würden, würden sie was anderes finden.
Nimm dir jeden Morgen vor der Schule einen Moment, in dem du dir intensiv vorstellst, du würdest eine Ritterrüstung anziehen (oder eine andere bildliche Vorstellung, die dir das Gefühl gibt, dass es an dir abprallt).
Sprich die Lehrerin nach dem Unterricht direkt an und sag ihr, dass du unter dem Verhalten der beiden leidest. Fordere ihre Unterstützung ein. Sie verbucht das vielleicht nur unter normal, weil sie dein Leid nicht sehen kann.
Das ist eine Art Schlacht, die du nicht offen führen kannst, denn du bist nicht so grausam und konfrontativ wie die Gegner. Du musst mit deinen Mitteln kämpfen.
Und mal davon abgesehen: In sieben Wochen sind die beiden Geschichte. Am Ende stehen die an der Supermarktkasse, und du wirst Therapeutin oder Musikerin oder etwas anderes, was du gerne willst. Kümmer dich intensiv um deine Interessen und das, was du gut kannst. Lass dich bloß nicht von diesen Idioten von deinem eigenen Reichtum abhalten.
Ich war drei Jahre in einer Klasse, in der mich vielleicht drei Leute mochten. Ich bin jetzt dreißig und diplomierte Künstlerin und habe längst verstanden, dass meine damaligen Mitschüler einfach Angst hatten, dass ich mit meiner Besonderheit ihre Lebensentwürfe infrage stelle.
Liebe verändert sich ständig. Was soll denn bitte "richtige Liebe" sein? Liebe ist vor allem ein Tätigkeitswort: Lieben. Und das ist so unterschiedlich wie die Menschen, die das tun. Frag dich lieber etwas genauer, wie du dich in seiner Gegenwart fühlst. Aufgehoben? Gewertschätzt? Bist du interessiert an dem, was er macht, und wie er ist? Wenn das alles hinhaut, dann versucht es doch. Wenn es schief geht, zweifele ich nicht daran, dass ihr das verkraftet. Lass Dich von diesen ganzen gesellschaftlichen Vorgaben für "richtige Liebe" nicht so verunsichern. Du selbst bist der einzig wirkliche Maßstab dafür. Ich (die ich jetzt schon 30 Jahre alt bin) habe lange gebraucht, um herauszufinden, wie ich liebe. Und finde es immer noch heraus.
Hallo Du,
irgendwo habe ich gelesen, dass Du Symptome des Asperger-Syndroms hast, und von daher kann ich deine Frage gut verstehen. Aber ich glaube, du hilfst dir schon sehr, indem du eine solche Frage anders formulierst. Nicht: warum machen alle anderen so ein blödes Zeug? Sondern: Was finden so viele toll an etwas, dass ich gar nicht verstehen kann?
Dann wird nämlich klar: Du bist in dieser Hinsicht nicht mehrheitsfähig. Und das ist gut so. Nicht, weil die "anderen" (alle auch jeweils einzigartige Menschen mit vielen Eigenarten und Fähigkeiten) alle doof sind, sondern, weil du etwas entdeckt hast, dass deine eigene Eigenart ist. Damit lässt sich doch was anfangen. Wenn du von jemandem Feierwütigen erklärt bekommen möchtest, was er da so treibt, und warum, dann frage ihn am Besten interessiert, und nicht abwertend. Dann antwortet er wahrscheinlich gern und vielleicht sogar so, dass du es verstehst, weil er sich dann nämlich darum bemüht.
Davon abgesehen: Pupertät (ja, langweilig, hast du wahrscheinlch schon oft gehört. Ich erzähls trotzdem nochmal), und die läuft mit 16 auf Hochtouren, ist dazu da, eigene Grenzen kennenzulernen und die Eckpunkte der eigenen Persönlichkeit zu entwickeln. Das macht jeder anders. Starke Stimulanzien wie laute Musik, sozialer Überdruck (Party), Alkohol und sich an den physischen Abgrund tanzen sind ebenso Methoden dafür wie stundenlang zocken (und sich an der Kontrolle über virtuelle Welten berauschen), stundenlang reden, klaftertief traurig sein, sich selbst für den einzig Gerechten auf der Welt halten undsoweiter. Das es jeder anders macht, und das es auch mehrheitsfähige Methoden gibt (Party), disqualifiziert niemanden menschlich.
Was die dummen Kommentare von anderen betrifft, wäre vielleicht etwas Wirklichkeitsüberprüfung angebracht. Wieviele machen denn wirklich dumme Kommentare? Oder sind es womöglich nur Einige? Und wie sehr brauchst du denn deren gutes Urteil über deinen Lebensstil wirklich? Ich habe meine Pupertät auch als extrem gruppenbildende Zeit erlebt. Die meisten wollten irgendwo exklusiv dazugehören, und manche wollte auch explizit nirgends dazugehören. Dazu gehört, dass man über die "anderen" lästert. In dem Fall wärst du der andere, der halt mit seiner Art die Art der Lästerer infragestellt. Ist doch gut.
Da haben ja scheinbar einige Leute ein beachtliches Problem. Zum einen der Lover, der sich aus welcher persönlichen Tragödie auch immer heraus in die Beziehung mit einem Kind stürzt, das ihn und sein wahrscheinlich kaum existierendes Selbstwertgefühl nicht in Frage stellen kann, die Kleine, die offenbar Schutz und Fürsorge mit Sexualität verwechselt, und die Eltern, die ihr ein gutes Verhältnis dazu scheinbar nicht vermitteln können. Zu guter Letzt die Bekannte, die das Schutzbedürfnis und die Verletzlichkeit eines frühpupertierenden Mädchens so gar nicht erkennt, vielleicht weil sie Angst davor hat, Verantwortung zu übernehmen, oder sich diese Dinge selber nie zugestanden hat. Es gibt, je nach Deiner eigenen Belastbarkeit, verschiedene Wege, der "Größe" nach geordnet:
Nimm Beziehung zu dem Mädchen auf, sei Vorbild, gib ihr Bestätigung, stärke ihr Selbstwertgefühl. Akzeptiere die Gefühle, über die sie sich äußert, aber mach ihr verständlich, dass nur sie selber ihr Leben in der Hand hat, und dass ihre eigenen Wünsche wichtig sind. Das ist ein langer Weg, aber letztendlich braucht jedes Opfer vor allem Hilfe zur Selbsthilfe. Vielleicht wäre dafür ein Therapeut auch geeigneter. Denn sie ist definitiv das wehrloseste Opfer in der ganzen Konstellation. Und diejenige, deren eigene Entscheidung in der Sache die nachhaltigsten Auswirkungen hat, positiv wie negativ.
Rede dazu noch mit dem Lover. Mach ihm klar, dass er das Mädchen schädigt, und sich selber noch dazu. Und dass er ein Problem hat. Ein Machtproblem. Rat ihm zu einer Therapie. Sehr konfrontativ, aber vielleicht hilfts.
Rede mit den Eltern. Die Entscheidung, das Jugendamt einzuschalten, ohne diese vorher informiert zu haben, geht völlig über die Köpfe der ganzen Familie und deren Beziehungsfähigkeiten hinweg. Wenn sich daraufhin nichts tut, kann man immer noch amtliche Hilfe einschalten. Ich würde übrigens dem Mädchen und dem Mann vorher mitteilen, dass ich vorhabe, die Eltern zu verständigen.
Du übertreibst die Situation nicht. Sie ist furchtbar und die Auswirkung von Einigem, was da furchtbar schiefgelaufen sein muss. Nicht, weil sie einen Straftatbestand darstellt, und nicht, weil die böse Gesellschaft etwas "eigentlich ganz Natürliches" tabuisieren würde, sondern weil das Mädchen keine Zeit hat, eine eigene Sexualität zu entwickeln, weil sie in eine ewig empfangende Position gedrängt wird, und weil mit 13 definitiv die eigene Persönlichkeit mit den eigenen Wünschen noch überhaupt nicht entwickelt und stark ist und nachhaltig gestört werden kann. Viel Glück und Danke für deine Betroffenheit.
Schöne Frage. Vielen Dank. Ich bin Künstlerin und glaube, dass ich aktiver Teil der ganzen schrecklich schrecklichen und schrecklich schönen Welt bin, in der ich lebe. Die Welt, das sind ja nicht nur die Anderen, sondern auch das, was ich unter Einsatz meiner ganzen unverwechselbaren Persönlichkeit einbringen kann. Das sind in meinem Fall mein Wesen, meine sozialen und intellektuellen Fähigkeiten, meine Lieder, meine Bilder. In einem anderen Fall wär es vielleicht ein Steuerberater, der seinen Job mit all seinem Ordnungssinn und seiner Leidenschaft für Details macht und am Ende auch noch sein Herz dabei nicht vergisst. Oder eine Straßenbahnkontrolleurin, die es schafft, sich von den Anfeindungen im Nahverkehr nicht frustrieren zu lassen, sondern immer noch den Kontrollvorgang zu einem menschlichen Ereignis werden lassen kann. Oder der Hedgefondmanager, der seine immense Kompetenz nicht ausschließlich für private Zwecke nutzt, sondern erleben lernt, wie sehr er mit dem, was er beherrscht, auch helfen kann. Um so sehr Teil der Welt sein zu können, muss man für sein eigenes Glück sorgen können, und damit meine ich keine Unmengen an Geld, sondern das Glück der Freigiebigkeit, wenn man was zum Geben hat. Gelassenheit, Leidenschaft, Wärme, Interesse, vielleicht auch Geld, eigene Verrücktheit. Ein tolles Leben wäre für mich am Ende weder eines, in dem ich mich über meine Kräfte aus einem Helfersyndrom heraus ausgebeutet habe, aber auch keines, in dem ich die ganze Zeit geglaubt habe, mein Glück wäre von dem der anderen unabhängig. Ich würde vor meinem Tod gern das Gefühl haben, dass die Dinge, die ich geschaffen und gestiftet habe, ohne mich weiterexistieren und ein Eigenleben führen könnten. Die ganze Welt als Maßstab für das eigene Glück ist übrigens zu abstrakt. Keiner kann die Welt retten (ohne sie zu kontrollieren, und das wiederum... führt zu weit), aber anhaltende Frustration über dieses Unfassbare ist ein sicherer Weg, sich selbst am Freisetzen der eigenen Qualitäten zu hindern. Allerdings kann Schmerz darüber ein großer Ansporn sein. Ich glaube, irgendwo in der jüdischen Talmudlehre existiert ein Satz, der besagt, dass man ohne das Unrecht nicht mehr wüsste, was recht sei.
Ich habe keinerlei Erfahrung, aber großen Respekt vor Dir und Deiner Tätigkeit. Erstens einfach wegen deines Berufes, der, wie ich glaube, sehr viel Einfühlungsvermögen und Situationsgespür benötigt. Zweitens, weil Du Dich nicht von Deiner Erfahrung fertigmachen lässt, sondern um Hilfe und Rat bittest. Trauerarbeit ist wahrscheinlich sehr kompliziert, wenn es jemanden nicht im direkten Umfeld, sondern vor allem in einer solchen beruflichen Situation betrifft, in der private und berufliche Belange sich so schnell durchwirken. Du hast sowohl alle meine Daumen als auch meine Bewunderung, auch wenn sich das jetzt erstmal nicht akzeptabel anhören mag.
Auch wenn Du wahrscheinlich im Moment nicht viel Kraft dafür hast, weil Du vielleicht denkst, Dich mag keine/r wirklich: Das beste Gegenmittel ist Freigiebigkeit. Nicht materiell, sondern sozial. Je mehr du anderen vertraust, von Dir erzählst (dabei muss man seine Würde nicht verlieren), und Dich für das Leben anderer unabhängig von ihrer Fähigkeit, deine Wünsche zu erfüllen, interessierst, desto mehr von Deinem Reichtum und Deinen Fähigkeiten wird gesehen. Ich bin selbst eine 30jährige Frau, und vielleicht scheint das zu alt für dieses Problem (was ich zugegeben nicht hatte. Bei Mädchen ist es eher andersherum, die werden auch öfter geküsst, obwohl sie eigentlich gar nicht wollen:)), aber ich weiß noch sehr gut, dass ich und meine Freundinnen eher denjenigen küssen wollten, mit dem wir auch eine Verbindung hatten, weil er sich uns geöffnet hat. Die meisten jungen Frauen sind unsicherer, als du vielleicht glaubst, und brauchen diese Nähe, um sich selber öffnen zu können. Und mach dich von anderen nicht abhängig. Entwickele eigene Interessen und Ideen, von denen andere profitieren können. Organisier irgendwas, geh nachts Bäumeklettern, mach ein Seminar zum Thema Küssen, was auch immer, mach was Gemeinschaftliches oder was für dich Interessantes aus deinen Problemen. Sei so einzigartig und verrückt, wie Du eigentlich bist. Das ist immer ein Wagnis, aber meistens geben andere auch was zurück, und wenn nicht, dann solltest du dir andere Freunde suchen. Manchmal sind die, die weniger cool sein wollen, die interessanteren Freunde. Unbedingt aus dem Konsumverhalten rauskommen und selber Angebote schaffen, auch für Dich selbst. Das mit dem Sixpack ist gut, aber vor allem für dich. Du solltest dich vor allem selber gutaussehend finden. Die meisten Nerds, die ich kenne, sind hochintelligente und sehr empfindsame Jungs, die schwer Vertrauen zu anderen finden und entweder zu geizig mit ihrem Wissen und ihren Qualitäten sind (weil sie denen nicht vertrauen oder sie anderen nicht gönnen oder denken, keiner versteht das), oder sie achten zuwenig auf ihre Gegenüber, weil sie so ein reiches Innenleben haben, dass sie ganz ausgefüllt davon sind. Und such dir ältere Ratgeber, die gelassener sind und nicht mehr ausschließlich in eigenen Problemen versinken. Übrigens sind nicht alle Pärchen so glücklich, wie sie aussehen:)