Hatten die Spanier wirklich den Azteken verboten, Menschenopfer zu machen, falls ja, warum? Was war das Motiv?

8 Antworten

Ja, die Spanier verboten den Azteken und anderen mesoamerikanischen Völkern die Praktiken des Menschenopfers, als sie im 16. Jahrhundert Mittelamerika eroberten. Das Motiv der Spanier war hauptsächlich religiöser Natur, da sie das christliche Dogma der Unantastbarkeit des menschlichen Lebens propagierten und die aztekischen Rituale des Menschenopfers als heidnisch und barbarisch ansahen. Die Spanier betrachteten die aztekischen Praktiken als Beweis für die moralische Verderbtheit der Azteken und sahen es als ihre Pflicht, die Menschen von diesen barbarischen Ritualen zu befreien und sie zum Christentum zu bekehren. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Azteken und andere mesoamerikanische Kulturen ihre Opferpraktiken nicht nur aus religiösen, sondern auch aus politischen, sozialen und wirtschaftlichen Gründen durchführten.

Woher ich das weiß:Recherche
apt2nowhere  02.04.2023, 16:31

da hätten sie sich besser an der eigenen Nase gefasst - die Spanier waren keinen Deut besser

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Eisenwind  02.04.2023, 18:09
@apt2nowhere

Doch, da waren sie besser, um Lichtjahre sogar. Dieser Religion braucht man keine Träne nachweinen.

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Die Spanier haben das Christentum mit Feuer und mit Schwert verbreitet.

Sie hatten auch Missionare dabei, die die Heiden mit dem Christentum beglücken wollten.

Die Gewalt die dafür nötig war haben sie kein bisschen angezweifelt. Sie glaubten sie führen Gottes Willen aus. Damit waren auch alle eigenen Sünden vergeben.

Da Menschenopfer dem christlichen Glauben widersprechen, waren sie natürlich verboten. Genau wie andere heidnische Praktiken.

Die Indianer wurden mit Gewalt zwangsmissioniert und die, die sich widersetzten wurden getötet. Genau wie deren Häuptlinge.

Die spanischen Conquistadoren zeigen exemplarisch wie man eine alte Kultur in kurzer Zeit auslöschen kann.

Eisenwind  02.04.2023, 18:07

Darf ich teilweise widersprechen?

Du schreibst ja prinzipiell richtig, dass das Christentum auch mit Gewalt verbreitet wurde. Das stimmt aber nur teilweise. Aber wenn es dazu kam, so war aus der Sicht der damaligen Christen das nötig, weil es wichtiger war die Seelen zu retten als die Leben. Gerade dann, wenn die christlichen Neubürger in der Religion der Indianer Satan als Hintergrundfigur vermuteten, welches ja ein nachvollziehbarer Gedanke aus ihrer Sicht war, wenn sie die massenhaften Menschenopfer gesehen hatten. Berge von Leichenteilen, das macht schon einen tiefen Eindruck.

Aus der Sicht der Eroberer war somit die Indianerzivilisation alles andere als schützentswert.

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Eroberung ist immer brutal ...

[Bild durch Support entfernt]

Friedliebende Indianer: Herzinfarkt in zeitgenössischer Darstellung

... das ist das Wesens des Krieges!

Und aus heutiger Sicht war natürlich die Landname nicht moralisch in Ordnung. Dennoch waren die Spanier nicht grausamer oder brutaler als alle anderen Völker jener Zeit (indigene Völker eingeschlossen). Ganz sicher waren sie aber erheblich weniger grausam und brutal als die Atzteken, die in einer regelrechten Gewalteelt lebten. Die Atzteken hatten vor der Entdeckung Amerikas, rücksichtslos kleinere Völker überfallen, massakriert und als Reservoir für ihre massenhaften Menschenopfer missbraucht. Sie waren brutale Unterdrücker und nicht umsonst fanden die Spanier hilfreiche Unterstützung durch andere Indianervölker, die so mit den Atzteken abrechnen konnten.

Allgemein war die Taufe stets freiwillig, auch wenn es immer wieder Zwangstaufen mit Gewalt gab, in Amerikagenauso wie auch in Europa. . Doch hier vollzogen die Spanier tatsächlich rigoros die Christianisierung und dies hat nichts mit ihrer Gewaltaffinität zu tun, die tatsächlich in dieser Konstellation etwas höher gewesen sein dürfte als bei den Spaniern allgemein. (Schließlich waren sie ja durchaus auch auf Beute aus.)

Denn aus ihrer Sicht trafen sie auf eine hochstehende Zivilisation, mit einem satanischem Kult. Der Anblick muss extrem verstörend gewesen sein angesichts der zigtausenden Toten, Leichenberge, Schädelsammlungen und der Angewohnheit die geopferten Menschen zu verspeisen. Menschenopfer waren seit Jahrhunderten verbreitet in Südamerika, doch die Atzteken trieben es auf die Spitze, führten Kriege nur um an neue Opfer zu kommen, die sicher nicht freiwillig einer fremden Religion geopfert wurden.

Die Spanier waren der Ansicht, diesen Kult ausrotten zu müssen und die Seelen der Menschen zu retten. Letzteres war im Zweifel wichtiger als das Leben derjenigen zu schonen. Nein, in dieser Religion konnten die Spanier verständlicherweise keine schützendwerte Kultur entdecken und uns würde es heute ganz genauso gehen. In ihren Augen führten sie Krieg gegen den Teufel, der dort die Macht zu haben schien. Man darf nicht vergessen, dass sie ja nicht nur sie Opferungen selbst gesehen hatten, sondern auch die unzähligen Opfer, bzw. deren Überreste, vergangener "Feste".

Wie ein anderer hier richtig schrieb, befriedeten die Spanier die Region, auch wenn es mit Waffengewalt geschah. Vor dem Eintreffen der Spanier war dort nämlich keineswegs das Paradies glücklicher Indianer, sondern, ich sage es nochmal, eine äußerst brutale Gesellschaft, gegen die die Hexenverbrennungen geradezu harmlos wirken.

Es gibt weder heute noch damals eben kein simples Schwarz-Weiß oder Gut-Böse! Die Realität hatte schon immer viele Grautöne.

Beste Grüße

Malefizzzzz  02.04.2023, 19:36
Menschenopfer waren seit Jahrhunderten verbreitet in Südamerika, doch die Atzteken trieben es auf die Spitze

*Nordamerika

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Eisenwind  02.04.2023, 19:43
@Malefizzzzz

Also, wenn wir es ganz genau nehmen wollen, dann Mittelamerika - Mexiko :)

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SombreroNegro  02.04.2023, 20:15
@Eisenwind

Mexikaner sehen sich als Nordamerikaner, was auch stimmt. Mexiko wird auch nicht immer zu Mittelamerika gezählt. Wenn doch, dann um die lateinamerikanischen Länder kulturell abzugrenzen. Mittelamerika ist mehr eine kulturelle Grenze, als eine geographische.

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Eisenwind  02.04.2023, 21:37
@SombreroNegro

Alles klar, dann hab ich wieder etwas gelern, ich hätte es tatsächlich dem Süden zugerechnet.

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Die Spanier waren keine brutalen Eroberer, sondern eben Menschen der damaligen Zeit, die für das was Engländer, Holländer, Franzosen oder gar Araber machten, schon weiter waren.

Die Spanier sahen die Indigenen als grundsätzlich freundlich an. Die hatten aber grausame Sitten. Sagen wir es so: Wörter wie canibal kannte man im Spanischen nicht und musste es in den Wortschatz aufnehmen.

Die Azteken oder andere indigene Imperien, welche ja die kleineren Stämme unterdrückten oder auslöschten, hatten eben Sitten, die man sich in Spanien nicht vorstellen konnte.

Dazu gehört ja nicht "nur" Menschenfresserei, sondern lange Folterszenen, Menschen wurden bei lebendigem Leib gegessen etc.

Die Spanier waren Christen. Sie befriedeten die Indigenen. Auch wenn das heute umstritten ist, weil es ja nicht woke zuging. Sie stellten sie auf eine Stufe, verheirateten sich, gründeten Familien mit ihnen, vermischten sich, bauten Städte, Universitäten, die Indigenen bekamen lokales Mitspracherecht etc.

In den von den Engländern oder Holländern beherrschten Gebieten wurden sie vernichtet, in Reservate gesteckt. Geistliche, die in England sagten, dass Indianer Menschen wären, wurden hingerichtet. Geistliche, die das in Spanien sagten, wurden nach Amerika geschickt und wachten dort über die Verhältnisse und richteten Spanier hin, die gegen die Rechte von Indigenen verstießen.

Die Spanier hatten früh gecheckt, dass die Indigenen friedfertige Menschen waren, die jedoch grausame Riten hatten. Fielen die Anführer, waren die Indigenen auch von den Riten befreit.

Und Amerika wurde von den Spaniern zusammen mit der Mehrheit der indigenen Völker erobert, die den Spaniern von ihren Todfeinden erzählten, sie zu ihnen führten und mit den Spaniern gegen sie kämpften.

Eisenwind  02.04.2023, 18:10

Eine schöne, differenzierte Antwort

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Ja, das haben sie. Die Gründe waren Eingliederung und Assimilation fremder Völker. Menschenopfer waren ein allgemeines Merkmal der Religionen in diesem Gebiet. Die Mexika (Azteken), die von ihnen eroberten Völker und ihre Nachbarn praktizierten es alle. Als die Spanier im frühen 16. Jahrhundert einzogen und das Reich der Mexika Mithilfe der von ihnen unterdrückten Völker besiegten und auflösten, unterdrückten sie die lokale Kultur und Religion zugunsten ihrer eigenen Religion (dem Katholizismus). Die Eroberung Mexikos war nicht vergleichbar mit dem, was zum Beispiel in den USA geschah. Die Indigene Bevölkerung sollte Teil des spanischen Reiches und damit Teil des Volkes werden. Sie sollten dieselbe Sprache sprechen, denselben Glauben haben und dieselbe Kultur leben. Im Grunde waren die indigenen Völker größtenteils gezwungen mit dem aufzuhören, was sie bisher getan hatten. Nicht nur mit den rituellen Opfern. Aber man musste sich irgendwann eingestehen, dass man nicht alles aus alten Kulturen auslöschen kann. Mexiko ist bis heute sehr synkretistisch, einiges aus der vorspanischen Zeit hat sich mit dem der neuen Religion und Kultur vermischt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Nur ein gewöhnlicher Chilango