Hat Paulus die Lehre Jesu verfälscht?

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Hat Paulus die Lehre Jesu verfälscht?

Klar hat er das. Das schreibe ich hierzuforum immer wieder schon seit Jahren.

In der gesamten Antike stießen zwei grundsätzlich unterschiedliche Betrachtungsweisen der Welt aufeinander. Die eine war materialistisch orientiert, die andere geistig. Die Betrachtung der Welt fand in beiden Fällen so statt, dass Religion, Wissenschaft und Philosophie eine Einheit bildeten.

Jesus sah sich selber in der spirituellen Tradition der Propheten. Seine Mutter Maria verspürte schon vor der Geburt, dass ihr Sohn einer prophetischen Mission geweiht sei. Dies wurde auch schon von mehreren Propheten des Alten Testamentes, z.B. von Samson oder Samuel berichtet. Diese Personen wurden Nazaräer genannt. Allen Nazaräern war gemein, dass sie als Kinder des heiligen Geistes oder Gottes Söhne bezeichnet wurden. In den esoterischen Lehren des Judaismus spielt die Vorstellung von der Präexistenz der Seele eine entscheidende Rolle. Diese Lehre geht davon aus, dass eine Seele nicht plötzlich entsteht, sondern alle Seelen seit der Erschaffung der Welt schon vorhanden sind, sich durch die Geburt in einem menschlichen Körper materialisieren und nach dem Tode wieder in die Ewigkeit eingehen. So schreibt Jeremias: „Es erging aber das Wort Jahwehs an mich: Ehe ich dich im Mutterleib bildete, habe ich dich gekannt, ehe du aus dem Mutterschoß hervorgingst, habe ich dich geweiht. Zu einem Propheten der Völker habe ich dich ernannt.“ Jesus sagt zu den Pharisäern: „Wahrlich, ich sage euch, ehe denn Abraham war, war ich.“

Jesus erfuhr bei den Essenern die universelle Lehre des göttlichen Wortes, wie sie auch schon durch Krishna in Indien, den Priestern der Osiris in Ägypten, den Anhängern des Orpheus und Pythagoras und letztlich der Propheten gelehrt wurde. Diese Lehre war auch als das Mysterium vom Menschensohn und Gottessohn bekannt, ist stark spirituell und antimaterialistisch geprägt.

Jesus war der erste, der das esoterische Wissen über das Jenseits öffentlich predigte: „Glaubt, liebt, benutzt den Verstand und handelt getragen von der Hoffnung. Es gibt ein Jenseits, eine Welt der Seelen, ein vollkommenes Leben. Ich weiß es, ich komme von daher. Ich werde euch dort hinführen. Um das vollkommene Leben zu erlangen, müsst ihr hier auf Erden damit anfangen. Versucht zuerst Liebe und Barmherzigkeit in euch selbst zu finden, dann in der ganzen Menschheit.“

Nach Jesus kämpften die beiden Auffassungen, die materialistische und die spirituelle, um die Wahrheit. Die materialistische gewann zunächst in Form der römischen Kirche, was in der Natur der Sache liegt. Gewalt gewinnt kurzfristig immer über Geist, aber auf Dauer ist der Geist nicht zu unterdrücken. Auch hierin liegt eine spirituelle Wahrheit der Lehre Jesu. So konnten in den ersten Jahrhunderten durch die Nachfolger Paulus in Rom zwar fast alle spirituellen Schriften vernichtet und deren Anhänger erfolgreich durch Verfolgung unterdrückt werden, aber seit der Aufklärung funktioniert die Unterdrückung des Geistes nicht mehr richtig, sodass die Entdeckung der apokryphen Schriften in Nagg Hammadi und Qumram auf fruchtbaren Boden fallen konnten.

Jesus war Jude und predigte den Juden in jüdischer Tradition. Die Heilsgeschichte sowie Heidenmissionierung spielt in Jesu Lehre keine Rolle. Das erwartete er auch nicht. Er erwartete den jüngsten Tag und den Untergang der Welt wodurch er keine weiteren Zukunfstüberlegungen tätigte.

Die lange nach seinem Tod von Paulus erfundene Religion des Christentums hat mit der Lehre Jesu wenig zu tun, dafür umso mehr mit einer breit ausgeschmückten und materialistisch orientierten Heilsgeschichte.

Worin sich die beiden Lehren im Einzelnen unterscheiden, habe ich bereits hier auf dieselbe Frage von dir beantwortet:

https://www.gutefrage.net/frage/hat-paulus-die-lehre-jesu-verfaelscht

2desmond  15.01.2023, 12:15
Die Heilsgeschichte sowie Heidenmissionierung spielt in Jesu Lehre keine Rolle

Wenn ich sowas schon lese, dann brauche ich da nicht mehr weitermachen, denn so eine Aussage zeigt extremes Nichtwissen und Unverständnis.

Jesus hat sehr wohl Heiden missioniert.

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2desmond  15.01.2023, 13:53
@Hamburger02

So viel Unwissen läßt sich nicht in einem Frageforum so einfach beseitigen.

Jesus selbst hat die Heidenmission begonnen. Bibelkenntnisse erforderlich.

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Hamburger02  15.01.2023, 13:54
@2desmond
Jesus selbst hat die Heidenmission begonnen. Bibelkenntnisse erforderlich.

Dann nenne doch einfach die Bibelstelle, in der Jesus die Heidenmission lehrt. Gerade weil ich die Bibel sehr gut kenne, bin ich besonders gespannt, was da von dir kommt.

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2desmond  15.01.2023, 14:00
@Hamburger02

Ich werde dir da die Arbeit nicht abnehmen. Lesen mußt du schon selber, wenn du sichtlich nicht über die ersten Kapitel der Synoptiker hinausgekommen bist.

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Hamburger02  15.01.2023, 14:15
@2desmond

Also hast du dir das aus den Fingern gesogen und kannst keinen Beleg dafür anführen. Das überrascht mich aber nicht, das bin ich von Gläubigen gewöhnt.

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2desmond  15.01.2023, 14:37
@Hamburger02

Die Suchfunktion hier benutzen kannst du nicht? Wenn dir schon das Lesen der Bibel zu viel ist ...

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Hamburger02  22.01.2023, 12:21
@2desmond

Noch ist es eine gute Gepflogenheit, dass derjenige, der etwas behauptet (z.B. Jesus habe Heidenmission gelehrt oder betrieben), dafür auch die Belege anführen muss. Eine erfundene Behauptung in die Welt zu setzen und dann vom Zweifler zu verlangen, er soll diese Behauptung selber belegen, zeigt nur mal wieder, was Gläubige für schräge Vögel sind und dass sie es mit der Vernunft und der Logik nicht so recht haben.

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2desmond  22.01.2023, 13:10
@Hamburger02

Jesus selbst hat die Heidenmission begonnen. Bibelkenntnisse sind erforderlich.

Schönen Tag noch.

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Es stimmt schon, dass Paulus Jesus interpretiert, wohl auch z. T. uminterpretiert hat.

Jesus glaubte wahrscheinlich an das unmittelbar bevorstehende Jüngste Gericht. Er war ein radikaler, schroffer Apokalyptiker, rücksichtslos gegen sich und andere ("Verlasst Vater und Mutter" usw.). Als das Himmlische Jerusalem nicht kam, bildete der griechisch gebildete Paulus die Kirche als weltliche Platzhalterin aus. Zum jüdischen Jesus kam durch Paulus jede Menge griechische Philosophie.

Ohne Paulus wäre die Jesus-Botschaft wahrscheinlich eine regionale Episode um einen Wanderprediger geblieben, wie es damals viele gab.

Die größten und überhaupt einzigen Fälscher der Bibel waren uns sind diejenigen, die das Christentum eigentlich pflegen und verbreiten sollten: Die Kirchen. Insofern hat Nietzsche durchaus eine Tatsache festgestellt.

Nietzsche galt als vollauf überzeugter Atheist. Doch war er kein Atheist im eigentlichen Sinne, sondern ein Leugner jenes Gottes, den die Kirchen seit annähernd 2000 Jahren der Welt und den einzelnen Menschen vorgegaukelt und vorgelogen haben. Die enorme fatale Tragik seines überaus genialen Geistes war, dass Nietzsche niemals zugleich zur wahren Gottes-Erkenntnis hinfand - worin bereits die Anlage zu seiner späteren Geisteskrankheit gelegt war: Denn einerseits zutiefst durchdrungen sein von dem beseligenden Glück über die Größe und Schönheit des Lebens und der Welt, und andererseits völlig blind, empfindungs- und ahnungslos für das Wesen und Wesenhafte, das hinter alledem waltet, wofür er selber vor Staunen und Verwunderum kaum Worte fand - das schuf in seiner Seele einen namenlosen abgrundtiefen Riss, ein eisiges finsteres Vakuum zwischen seinem sehnsuchtsvoll suchenden Geist und demjenigen, wonach er sich sehnte - und das er nicht fand, obschon es unmittelbar vor seinem inneren Auge stehend direkt zum Greifen nahe war... -

Und gerade war Paulus angeht, so war Nietzsche nicht imstande zu erkennen, dass jener vor allem der intensivsten "Korrektur" durch die Römische Kirche ausgesetzt war; er nahm die verfälschten "Übersetzungen" der Paulusworte für bare Münze - und konnte so nicht anders, diese, als authentisch befindend, - vollauf berechtigt! - zu kritisieren... -

Im Übrigen hat Jesus mit dem wirklichen Christentum nichts zu tun. Jesus war ein Mensch, er starb als Mensch - und sein physischer Leib ging - wie alles Sterbliche - in die materielle Erdensubstanz über. - Der wahre Gott der Menschheit ist der kosmische Christus, der sich bei der Jordan-Taufe im Jesus-Leib inkarnierte und dem es darum geht, jegliches Menschenherz mit dem göttlichen Liebes-Impuls zu durchdringen und jegliches Menschen-ICH zu erleuchten, dass es an ihm - seinem ICH - zur individuellen Selbst-Erkenntnis und Selbst-Entfaltung erwache, um zu werden, das zu werden ihm der Christus zugesagt hat: Ein Kind Gottes, ein Kind der Freiheit, ein Kind der Liebe...

Nofear20 
Fragesteller
 15.01.2023, 10:57
Im Übrigen hat Jesus mit dem wirklichen Christentum nichts zu tun.

Da sprichst du ein wahres Wort gelassen aus.

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Geheymrath  15.01.2023, 11:43
@Nofear20

Du bist schon ein echter Christus-Schüler - sofern Du jene Unterscheidung klug und richtig treffen kannst...!

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Hat Paulus die Lehre Jesu verfälscht?

Nein.

Die Unterschiede lassen sich auch durch das unterschiedliche Bildungsniveau erklären.

Nicht das Niveau ist unterschiedlich, sondern die Sprache und Kenntnis der Schriften. Jesus kannte die hebräischen und aramäischen Schriften extrem gut, Paulus dafür die griechischsprachigen Schriften des Judentums.

Dein zitierter Text ist perfekt. Die Christen himmeln einen künstlichen Glauben an, der wenig mit den Ursprüngen zu tun hat. Auch die Evangelisten, vor allem dieser "Johannes" haben viel Wirrnis reingebracht.

Aber auch, wenn man (back to the roots), die ursprüngliche Jesusfassung hervorkratzen könnte, brächte uns das nicht weiter. Denn Jesus hatte uns nichts zu sagen. Er wollte mit frommen Sprüchen Nahrung und Geld von den Dörflern erreichen.

2desmond  15.01.2023, 14:39

Der zitierte Text zeigt vor allem eines, dass der Schreiber die synoptischen Evangelien nicht zu Ende gelesen hat.

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