Hat hier jemand in der DDR gelebt? War es besser als in der BRD?

4 Antworten

Man muss nicht in der DDR gelebt haben, um die Frage beantworten zu können.

Alleine wenn man sieht, wieviel Leute versucht haben, aus der DDR zu fliehen. Es waren über 100.000. Und die haben bei der Flucht ihr Leben riskiert. Zwei Familien haben beispielsweise selbst einen Heißluftballon gebaut, um zu fliehen - ausgiebig testen konnten sie ihn aber vorher nicht. Andere haben Tunnel gegraben, bei denen aber immer eine Einsturzgefahr bestand.
Und es gab natürlich den Schießbefehl. Mindestens 140 Menschen starben alleine in Berlin beim Versuch, zu fliehen.
Wenn die Flucht gelang, dann wurden die Verwandten, die noch in der DDR waren, verhört und teilweise auch inhaftiert.

Und selbst wenn man nicht floh - es bestand immer die Gefahr, dass man von der Stasi abgehört wurde. Es gab viele IMs (inoffizielle Mitarbeiter), die spitzelten. Teilweise waren das sehr nahe Freunde oder sogar Familienmitglieder.

In den Läden gab es auch nicht so viel zu kaufen, wie im Westen. Und auf manche Sachen, wie z. B. Autos musste man mehrere Jahre lang warten.

Eine richtige Reisefreiheit gab es auch nicht, man durfte nur in Ostblockländer verreisen.

Reicht das, um deine Frage zu beantworten?

Hellasisgood 
Fragesteller
 28.11.2023, 23:10

Eine Sache noch: Wenn man fliehen wollte und in Ost-Berlin lebte, wie hat man es dann angestellt? Irgendwie rüber nach West-Berlin kommen und von da aus Flieger in die BRD? Was war eigentlich so schwer daran nach West-Berlin zu kommen oder von den nun "neuen Bundesländern" in die BRD zu kommen?

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Saturnknight  28.11.2023, 23:38
@Hellasisgood

Vor dem Mauerbau 1961 bestand die Grenze in Berlin aus Stacheldraht, bewacht von Soldaten. Manche Leute sind einfach drauf losgerannt und haben versucht, da durchzukommen. Es gibt da sehr bekannte Filmaufnahmen, bei der man sieht, wie eine Frau versucht durchzurennen und im Stacheldraht hängenbleibt. Soweit ich weiß hat sie es aber trotzdem geschafft. Dann gibt es noch ein ebenso legendäres Foto: ein DDR Soldat stand an einer Stelle des Stacheldrahts Wache. An dieser Stelle war kein richtiger Zaun, sondern nur provisorischer Stacheldraht, der nicht sehr hoch war. Auf einmal nahm der Soldat Anlauf und sprang über den Stacheldraht in den Westen

https://de.wikipedia.org/wiki/Sprung_in_die_Freiheit

Außerdem gab es direkt an der Grenze ein paar Häuser: der Eingang war im Osten, aber ein paar Fenster gingen in den Westen. Da sind immer wieder Leute rein und haben dann versucht, durch die Fenster in den Westen zu kommen. Natürlich waren die untersten Fenster barrikadiert, aber die Leute versuchten es in höheren Stockwerken - manche stürzten dabei sogar ab (ich weiß nicht, ob dabei auch welche gestorben sind. Teilweise wurden da auch Babys runtergeworfen, in die Arme von Helfern auf der West-Seite.

Deswegen wurde die Mauer gebaut: 4,2 Meter hoch, aus Beton. Alle Gebäude und ähnliches auf der Ostseite wurden alle abgerissen, bis ein Todesstreifen entstand. Ich bin kein Fachmann, aber ich glaub der wurde damals in der Nacht ständig beleuchtet. Es gab teilweise wohl auch Minen und Selbstschussanlagen (ich weiß nicht ob das auch in Berlin war oder nur außerhalb). Dieser Streifen war viele Meter breit (je nachdem wie es vor Ort aussah). Es gab Wachtürme auf denen Soldaten die Grenzen bewachten, zudem liefen wohl auch Soldaten mit Hunden Patrouille. Von der Ostseite durfte sich NIEMAND der Mauer nähern. Wie gesagt, es gab mindestens 140 Mauertote.

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Hellasisgood 
Fragesteller
 28.11.2023, 23:42
@Saturnknight

Wenn man es von Ost-Berlin nach West-Berlin schaffte, ist man dann von West-Berlin mit dem Flieger in die "alten Bundesländer", z.B. nach NRW geflogen?

Und es gab ja in den "Neuen Bundesländern" keine Mauer zur BRD. Da warens es einfach normale Grenzkontrollen?

Wieso war es so schwer einfach ma rüber zufahren eigentlich? Was war erforderlich um durchgelassen zu werden?

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Saturnknight  29.11.2023, 00:11
@Hellasisgood
Wenn man es von Ost-Berlin nach West-Berlin schaffte, ist man dann von West-Berlin mit dem Flieger in die "alten Bundesländer", z.B. nach NRW geflogen?

Nun, zuerst mal musste man Asyl beantragen. Dann bekam man quasi einen deutschen Pass, galt also als BRD Bürger. Manche von denen blieben in Berlin, andere sind weg aus Berlin, weiter in den Westen. Ich vermute aber, dass die wenigsten von denen Geld für einen Flugticket hatten, bei der Flucht hatten die meisten nur das dabei, was sie tragen konnten, wenn überhaupt.

Die meisten kamen wohl über Transitautobahnen. Das waren Autobahnen von West-Berlin in die BRD, die aber über DDR Gebiet führten. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaub, die gehörten rechtlich zur BRD (aber wie gesagt, da bin ich mir nicht sicher). Solange man da drüber FUHR war alles okay. Aber wenn man mal anhalten musste, auf dem Standstreifen - mir hat mal ein BRD Bürger erzählt, er fuhr über die Transitstrecke und wollte kurz auf dem Standstreifen anhalten, um zu pinkeln. Aber kaum hatte er angehalten, da sah er schon Soldaten mit Gewehren, auftauchen, die bedrohlich näher kamen. Er fuhr dann schnell weiter.

Und es gab ja in den "Neuen Bundesländern" keine Mauer zur BRD. Da warens es einfach normale Grenzkontrollen?

Es gab keine Mauer, aber es gab einen Grenzzaun - und wie gesagt, der wurde scharf bewacht. Es gab Wachtürme, bewaffnete Soldaten mit Schießbefehl, Selbstschussanlagen und wohl auch Minen. Es war nicht nur verboten, sich dem Zaun zu nähern, sondern auch lebensgefährlich.

Soweit ich weiß wurden ganze Dörfer umgesiedelt und die Gebäude wurden abgerissen, wenn sie zu nahe an der Grenze lagen.

Wieso war es so schwer einfach ma rüber zufahren eigentlich? Was war erforderlich um durchgelassen zu werden?

Es war schlicht und einfach nicht erlaubt, rüberzufahren. Man konnte zwar einen Antrag stellen, aber ich glaub, die wurden so gut wie nie bewilligt. Nur Leute, die das Regime als vertrauenswürdig ansahen, durften wohl mal rüber.
Bei anderen Leuten, die rüber mussten, wie z. B. Sportler bei der Olympiade wurde wohl sehr genau aufgepasst, dass sie nicht fliehen konnten. Ich glaub bei manchen wurde auch ein "Pfand" einbehalten. So durfte beispielsweise nur ein Teil einer Familie rüber. Stell dir vor, du dürftest aus einem Gefängnis raus, aber deine Kinder müssten drin bleiben, um sicher zu stellen, dass du wieder zurückkommst - würdest du sie dann im Stich lassen und fliehen, oder würdest du wieder zurückgehen?
Aber wie gesagt, es war eh eine Seltenheit, wenn jemand aus der DDR in die BRD reisen durfte. Deshalb gab es ja die Fluchtversuche. Aus Ländern wie der BRD, Österreich oder Frankreich ist niemand geflohen, weil die Leute auch so rauskonnten wenn sie wollten, ohne Antrag oder ähnliches (außer natürlich wenn es sich um gesuchte Verbrecher handelte).

https://de.wikipedia.org/wiki/Innerdeutsche_Grenze

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Klappstuhl001  28.11.2023, 23:19

einen der ballonfahrer kenne ich persönlich, der arbeitet bei mir im betrieb :-)

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Es war in allem schlechter dort. Es gab wirklich nichts, was besser war. Bei Licht betrachtet, waren selbst die Dinge, die heute gern als "besser" benannt werden, schlechter.

Hellasisgood 
Fragesteller
 29.11.2023, 23:35

Okay, es gibt aber so ein paar Videos wo Leute sagen "Wir hatten alles" und so klingen als fänden sie die Zeit besser als die heutige.

Die Sarah Wagenknecht meint in einem Video dass sie viel lieber in der DDR als in der BRD leben würd. Aber okay, bei ihr ist es eh klar. Sie ist halt Linkenpolitikerin.

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Fuchssprung  30.11.2023, 06:55
@Hellasisgood

Wie gesagt, bei Licht betrachtet, war jeder einzelne Punkt im Leben der DDR schlechter.

Dort gab es zum Beispiel einen garantierten Arbeitsplatz. Das klingt erst einmal gut, nicht wahr? Doch bei Licht betrachtet, hieß das auch, dass jeder eingestellt werden musste. Auch Leute, die nicht arbeiten konnten, weil sie Alkoholiker waren oder Leute die nicht arbeiten wollten. Jeder bekam einen Arbeitsplatz. Die haben aber nicht gearbeitet, sondern den ganzen Tag in der Umkleide gesessen, gesoffen und Karten gespielt. Niemand konnte dagegen etwas unternehmen, denn die waren stockbesoffen. Man konnte die nicht an eine Maschine stellen. Die hätten sich selbst oder andere gefährdet und nur Ausschuss produziert. So wurden diese Arbeitslosen in der Firma mit durchgeschleift, obwohl sie unproduktiv waren. Für die Firmen war das eine unglaubliche Belastung, denn in jeder Firma gab es solche Leute. Die zogen die Produktivität nach unten und sorgten dafür, dass auch andere sich weniger anstrengten.

Oder die Kinderbetreuung durch den Staat. Das klingt auch erst mal gut, wenn die Kinder in der Krippe und später im Kindergarten versorgt wurden. Doch bei Licht betrachtet, hat der Staat das nur deshalb gemacht, weil er von Anfang an Zugriff auf die Gehirne der Kinder hatte. Die haben von Anfang an Rote Lieder gesungen und haben eine kindgerechte politische Erziehung genossen. In der Schule ging das weiter. Auch dort war jedes Fach von der roten Ideologie durchseucht. Egal ob Mathe oder Physik, in JEDEM Fach war die kommunistische Ideologie präsent. Nach der Schule ging die Indoktrinierung weiter, in der Pionierorganisation oder in der FDJ. Bei Licht betrachtet, war die Betreuung der Kinder also nur dazu da, den Kindern das Gehirn zu vernebeln.

Oder die billigen Mieten. Das klingt doch wunderbar, wenn man nur 30 Mark im Monat für die Miete seiner Wohnung ausgibt. Doch in Wahrheit war das so wenig, dass kein Hausbesitzer davon sein Haus erhalten konnte. Bereits in den sechziger Jahren war zu sehen, dass es mit der Bausubstanz bergab ging. In den siebziger Jahren wurden viele Neubauten gebaut, aber die Altbausubstanz verfiel schneller, als neue Häuser hochgezogen werden konnten. In den achtziger Jahren sahen viele Städte in der DDR aus, wie nach dem Krieg. Sie fielen einfach in sich zusammen, weil niemand etwas daran gemacht hat. Das Land ging zugrunde, an der kommunistischen Ideologie.

So kann man jeden einzelnen Punkt herausgreifen. Es ist ganz egal was man sich bei Licht betrachtet. Nichts war besser in der DDR. Es war alles schlechter.

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Hellasisgood 
Fragesteller
 30.11.2023, 15:00
@Fuchssprung

Okay, verstehe.

Aber man braucht sich die BRD auch nicht schönreden. Da könnt ich jetzt auch zig Punkte nennen, was hier alles schief läuft.

Und in der BRD läuft mehr schief als gut.

In BRD-Deutschland ist definitiv Hopfen und Malz verloren.

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Fuchssprung  30.11.2023, 15:15
@Hellasisgood

Hier besteht aber die gute Chance, dass sich etwas ändert, weil wir heute in einer Demokratie leben. In der DDR bestand diese Chance nicht. Dort wurde die kommunistische Ideologie über den gesunden Menschenverstand gestellt. Sollten hier Ideologen am Werk sein, dann kann man die bei der nächsten Wahl abwählen. Genau das war in der DDR nicht möglich. Da wurden die Scheinwahlen noch einmal gefälscht. Das war etwa so, als würde man Falschgeld fälschen.

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Spruch (Volksmund)

Vergiss nie deine Heimat, wo deine Wiege stand.
Denn in der Ferne findest du, kein zweites Heimatland.

Es ist also egal, ob es Bananen gab oder nicht …

Nö, war nicht besser. Sehr vieles war schlechter und einiges auch nur anders.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung