Hättet ihr Widerstand geleistet?
Wenn ihr in der Zeit des Nationalsozialismus gelebt hättet? Gegen die Ermordung der Juden.
20 Antworten
Davon ausgehend, dass ich damals zu einem ähnlichen Menschen geworden wäre, wie ich es heute bin: nein, sehr wahrscheinlich nicht.
Und ich wage zu behaupten, dass auch von denen, die über sich selbst Gegenteiliges behaupten, nur ein verschwindend geringer Teil es wirklich durchgezogen hätte.
Man vergisst heute gerne, dass es damals eine andere Zeit war. Da war nichts mit "Demo anmelden", "auf der Straße festkleben" oder "mit ACAB-Pulli rumrennen". Damals kam man unter die Guillotine, wenn man ein paar gottverdammte, regierungskritische Flugblätter verteilt hat.
Es hat den Menschen verdammt viel Mut und Opferbereitschaft abverlangt, sich gegen dieses Terrorregime zu stellen. Schon damals haben es nur Wenige geschafft. In der heutigen Zeit, wo für viele junge Menschen die Followerzahl auf Instagram und TikTok die größte Sorge im Leben ist, traue ich diesen Mut noch deutlich weniger Menschen zu als damals.
Das weiß ich natürlich nicht sicher, aber wahrscheinlich eher nicht... mein Leben ist mir - wenn es drauf ankommt dann doch schon ziemlich wichtig. Aber wenn ich kein lebenswertes Leben in Aussicht stehen gehabt hätte, dann möglicherweise schon.
Ich glaube ja. Es wäre auf die Umstände angekommen, wie groß die Gefahr gewesen wäre, ob ich kleine Kinder gehabt hätte, die ich keiner Gefahr aussetzen hätte wollen.
Ich sag mal so: Ja, soweit es im Rahmen meiner Möglichkeit gewesen wäre und mit etwas Erfindungsgeist hätte ich wahrscheinlich versucht, Juden zu verstecken.
Meine Familie lebte damals im Sudetenland. Mein Vater verfolgte schon immer mit Interesse die Politik. Er war Monarchist, diente im österreichischen Heer im 1. Weltkrieg. Und er hörte den verbotenen "Feindsender BBC". Er versuchte im Gasthaus die anderen Bauern aufzuklären. Er und sein Cousin wurden von der Gestapo abgeholt, er überlebte, sein Cousin wurde im Gefängnis ermordet.
Ich weiß nicht, ob er von der Judenverfolgung wusste oder nicht. Sein "Verbrechen" war, dass er gesagt hatte, "Deutschland und Europa ginge es besser, wenn jemand Hitler am nächsten Baum aufknüpfen würde."
Er überlebte, weil der alte Gefängnisdirektor, der schon wusste, dass er von einem Nazi abgelöst wird, in seinen letzten Amtstagen noch versuchte, einige politische Gefangene freizulassen. Er bescheinigte, dass mein Vater geisteskrank wäre, aber zur Arbeit auf den Feldern eingesetzt werden solle. Es fehlten ja die Männer, die an die Front mussten, zur Feldarbeit. Und durch ein Versehen, Nichtwissen oder Zufall, kam er auf seinen eigenen Hof. Die erste Zeit unter Bewachung, irgendwann war der Bewacher fort. Und solange spielte mein Vater den geistesgestörten Trottel.
Damals wie heute > Propaganda.
Der heutigen Feindsenderkanäle gibt es auch viele.
Darum: Alles lesen, alles anhören, unparteiisch, und das eigene Gehirn einschalten.
Ich hätte eher evtl. versucht, in die Schweiz oder Schweden zu flüchten, da ich in einer Partei drin bin, die von den Nazis verboten und deren Anhänger schließlich verfolgt worden sind...also praktisch wie Willy Brandt....außerdem hätte ich nicht in den Krieg ziehen müssen, um für die Ziele eines geisteskranken Widerlings und Verbrechers sterben zu müssen.
Mit meinen heutigen Wissen: Ja
Wenn ich damals aufgewachsen wäre, die Propaganda mich manipuliert und niemand mich aufgeklärt hätte vermutlich nicht.