Habt Ihr Mitleid mit dem "Drachenlord"?
Seit nunmehr zehn Jahren wird der Youtuber Rainer Winkler (Pseudonym: "Drachenlord") an seinem baufälligen Wohnhaus in Emskirchen (Bayern) rund um die Uhr belästigt.
Stalker machen Lärm, zünden Böller, beschmieren Wände oder werfen Scheiben ein, damit er rauskommt und sie ihn beschimpfen können. Die Polizei ist bis zu 15 Mal pro Tag vor Ort, wird der Lage aber trotzdem nicht Herr.
Gestern wurde Rainer Winkler vom Amtsgericht zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt, weil er einen Stalker mit einer Taschenlampe geschlagen hatte (siehe hier). Ich kann das nicht wirklich nachvollziehen - jeder würde irgendwann ausrasten, wenn er ständig an seiner Privatadresse belästigt werden würde.
Habt Ihr Mitleid mit dem "Drachenlord"?
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22 Antworten
Ja, ich habe Mitleid.
Bin auf das Thema schon öfters gestoßen und klar: Er bietet die größtmögliche Angriffsfläche, er macht sich oft selbst lächerlich und reagiert auf viel zu viel in unangemessener Form, die ihn immer wieder zur Zielscheiben macht.
Aber für mich ist dieser Mensch auch definitiv psychisch benachteiligt und hat nie gelernt, sich selbst und die Welt korrekt wahrzunehmen. Ein klarer Fall für eine Therapie und eine Korrektur der Selbstwahrnehmung.
ABER: Was die Leute mit ihm angestellt haben, ist nichts anderes als Mobbing im ganz großen Stil. Es ist in meinen Augen wirklich widerwärtig, wie die Leute ihn provoziert, beleidigt und runtergemacht haben. Es war völlig klar, dass er dagegen nicht gewappnet ist, weder auf einer intelligenten Ebene noch auf einer streitschlichtenden, sein Charakter ist einfach nicht darauf ausgelegt, die Provokationen zu ignorieren.
Dass er dabei mal ausrastet, ist tatsächlich nur menschlich, auch wenn das vor unseren Gerichten nicht immer so gewertet und akzeptiert wird.
Da war auch viel Druck im Hintergrund: Die Polizei wurde hilflos, die Anwohner sind genervt, niemand profitiert davon, wenn Rainer frei bleibt. Das ist die traurige Wahrheit. Er ist für alle ein Problem..
Aber er tut mir wirklich leid, auch wenn er mir auch unsympathisch ist. Es ist eine riesen Sauerei, was da passiert ist. Jeder, der mitgewirkt hat, sollte mal tief in sich gehen und darüber nachdenken, wie erbärmlich das war.
Von dem Urteil habe ich erst jetzt gehört. Einfach traurig, was da passiert, aber ich kann den Urteilsspruch verstehen. Letztendlich hat er eben eine Strafttat begangen und so funktioniert unser System nun mal. Ich würde gleichzeitig auch härtere Gesetze gegen Mobbing und solche Provokationen gutheißen.
Ich hab den Drachenlord nur am Rande mitbekommen.
Es gibt ja einige youtuber, die ungewollt zuhause besucht werden, weil fans oder hater die Adresse rausgefunden haben. Das ist wohl noch gruseliger, als wenn man seine Adresse willentlich veröffentlicht.
Aber ich habe mich schon vor Jahren gefragt, warum keiner dem Drachenlord das Videoproduzieren verbietet, wenn es doch offensichtlich so toxisch ist? Und vor allem: Warum zu Hölle bekommt dieser anscheinend so benachteiligte Mann keinen Betreuer vorgesetzt, der ihm da raus hilft? (Habe schnell auch durch Reaktionsvideos festgestellt, dass offensichtlich alle Parteien davon profitieren... Monetär, emotional, Ruhm, was auch immer für den einzelnen von Interesse ist. Auf jeden Fall gab es immer sehr, sehr viele klicks.)
So minderbemittelt kann er also nicht sein, wenn er keine Betreuung hat, und anscheinend ist auch das Gericht (wohl inzwischen mehrfach) zu dem Urteil gekommen, dass er es nicht ist. Und ich habe schon mit geistig minderbemittelten Menschen gearbeitet. Ich würde sagen, wenn mit diesen dauerhaft eskalierenden Situationen tatsächlich psychischer und/oder physischer Schaden entstünde, hätte man zu seinem Schutz (oder dem Frieden der Nachbarschaft) schon Maßnahmen ergriffen. So wie der in der Öffentlichkeit steht. Eine Möglichkeit wäre natürlich ein Umzug gewesen. Oder ein Betreuer, falls er schuldfrei handelte, weil geistig zu minderbemittelt (was, wie ich glaube, nicht wirklich der Fall ist.) Oder insgesamt ein Rückzug aus dem öffentlichen Leben. Bestimmt gäbe es noch ein paar weitere Ideen von findigen Problemlösern. Aber all das passierte nicht, interessiert wohl auch keinen.
Also, nö, es sind beide Seiten unterste Schublade, keiner von beiden erregt mein Mitgefühl.
Und bitte bedenken: Cybermobbing ist durchaus ein großes emotionales Thema. Das bleibt ab einer gewissen Größe nicht im Internet, das findet logischerweise seinen Weg in die physische Welt. Drachenlord und hater haben massiv dazu beigetragen. - Wie gesagt: als es da landete, hätte Drachenlord aufhören müssen. Oder zumindest umschwenken.
Etwas Mitgefühl habe ich, denn es ist immer zweischneidig.
Ich verstehe, das Andersartigkeit provoziert, mit Population dementsprechend weitreichender, auch in der negativen Konsequenz letztendlich.
Aber man kann doch einfach aufhören, seinen Content zu schauen und ihn in Frieden lassen.
Auf ähnliche Weise entstehen auch Amokläufe.
Es ist immer alles Ursache und Wirkung.
Und Unschuldig ann der Missere ist er keineswegs.
Er bekommt das ab was er selber Jahrelang online mit anderen gemacht hat.
Warum sollte ich da mitleid haben. Aber ein stärkeres Eingreifen der Polizei an einigen Stellen wäre sicher wünschenswert.