Haben Kühe Amylase im Speichel?

2 Antworten

Wiederkäuer haben auch Amylasen. Die Nahrung der Wiederkäuer, zu denen die Kühe ja gehören, besteht zwar zu großen Teilen aus pflanzlichen Gerüstsubstanzen wie Cellulose, Hemicellulose und Pektin, aber eben nicht nur. Kühe können auch leicht verdauliche Speicherkohlenhydrate wie Stärke verdauen. Das passiert genauso wie bei den anderen Säugetieren auch. Amylase spaltet die alpha-glykosidischen Bindungen zwischen den einzelnen Monosaccharidbausteinen auf. Sezerniert werden die Amylasen zum einen von den Speicheldrüsen und zum anderen vom Pankreas. Die abgespalteten Monosaccharide werden schließlich im Dünndarm resorbiert.

Vormagenfermentierer wie die Wiederkäuer sind im Vergleich zu Dickdarmfermentierern bei der Verdauung der leicht verdaulichen Speicherkohlenhydrate allerdings im Nachteil. Der Grund dafür ist, dass die Mikroorganismen, die im Vormagen eigentlich für die Verwertung der pflanzlichen Gerüstsubstanzen zuständig sind, auch einen Teil der leicht verdaulichen Speicherkohlenhydrate fressen. Was die Mikroorganismen weg fressen, kann ihr Wirt im Dünndarm natürlich nicht mehr aufnehmen. Bei Dickdarmfermentierern befinden sich die Mikroorganismen im Dickdarm, entweder im Blinddarm (z. B. bei Kaninchen und Nagetieren) oder im Grimmdarm (Colon, z. B. bei Pferden). Hier erfolgt die Aufnahme der leicht verdaulichen Kohlenhydrate also bevor der Nahrungsbrei zu den Mikroorganismen gelangt, sodass durch diese davon nichts verlorengeht.

Weil die Mikroorganismen im Vormagen auch leicht verdauliche Speicherkohlenhydrate verwerten, sollte die Nahrung außerdem nicht zu viel dieser leicht verdaulichen Kohlenhydrate haben. Werden Wiederkäuer mit zu viel strukturarmem Futter ("Kraftfutter") gefüttert, kann es andernfalls zu Fehlgärungen kommen. Die Mikroorganismen produzieren dann große Mengen an Milchsäure, wodurch der pH-Wert sinkt und es zur sog. Pansenacidose (Übersäuerung des Pansens) kommt. Verstärkt wird die Pansenacidose dadurch, dass strukturarmes Futter wenig wiedergekäut wird, dadurch wird weniger Speichel gebildet, in dem sich puffernde Bicarbonate befinden.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Der Denkfehler in deiner Frage ist die Annahme, das Kühe sich (wie wir) als Hauptkohlenhydrat von Stärke/Amylose ernähren . Dies ist nicht der Fall, ihr Hauptenergielieferant ist Cellulose. Die Enzyme zur Aufspaltung der Cellulose liefert das Mikrobiom (die Bakterien) im Pansen. Sie werden also nicht von der Kuh selbst gebildet, sondern von den Pansenbakterien. Diese Mikroorganismen produzieren Enzyme wie Cellulasen, Hemicellulasen und Pektinasen, die Cellulose in einfachere Zucker zerlegen können. Das Gras landet erst mal relativ unzerkleinert im Pansen und hat dann den ersten Kontakt mit den Enzymen dort. Erst beim Wiederkäuen wird der Brei intensiver mit den Enzymen vermischt , letztendlich findet im Pansen ein Fermentationsprozess statt.
 Im Mundspeichel der Kuh enthält zwar auch Amylase , diese ist aber für die Nahrungszersetzung ist aber nur von deutlich geringerer Bedeutung als, die Pansenenzyme, da ihr Hauptnahrungsmittel eben Gras (und somit Cellulose) ist und nicht Korn oder Maissilage.