Gruppendynamik - Krankheitsausfälle?
Hallo Ihr Lieben!
ich leite ein Team mit bald 13 Mitarbeitern. Ein Phänomen, das ich immer wieder beobachte und das ist wie ein Amen in Gebet:
Sobald eine Mitarbeiterin auf Urlaub ist (also die Arbeit von den anderen mitgemacht /kompensiert werden muss) - haben wir sicher mindestens 1-2 Krankenstände.
Im jetzigen Fall bin ich mit 38,5 h auf Urlaub und wir haben 3! Krankenstände gleichzeitig - natürlich schwimmen die anderen - eh klar. Das kann doch kein Zufall mehr sein.... jedes mal wieder: 1 Urlaub und mind. 1 Krankenstand genau dann, wenn es wichtig wäre, das alle da sind.
Hat wer eine Idee, woran das liegen könnte ?? Wo muss ich hinsehen, was muss ich ändern, damit wir das weg bekommen ??
Sind es denn immer dieselben, die krank werden?
Ja, fast immer.. Die sind wirklich krank bzw. deren Kinder also echte Krankenstände und Pflegetage und kein "Blaumachen" auf Krankenschein.
3 Antworten
Erst einmal solltest du die subjektive Wahrnehmung und die dadurch entstehende Verzerrung ausschließen. Werden sie wirklich NUR dann krank? Oder sind das einfach die Zeiten, wo es besonders auffällt, wenn sie krank werden, weil es dann eben besonders störend ist?
Und ja, es kann durchaus sein, dass gerade dann, wenn die Belastung steigt, auch Krankenstände steigen können. Irgendwo ja logisch, oder? Mehr Belastung = höheres Risiko, zu erkranken, weil das Immunsystem natürlich auch durch vermehrten Stress stärker belastet und geschwächt wird.
Hier wäre der Ansatz dann vielleicht der, dass ihr euch im Team die Vertretung insgesamt mal genauer anschaut und überlegt, wie ihr die zusätzliche Belastung der anderen im Fall einer Abwesenheit auf ein gesünderes Maß reduzieren könntet.
Zum Beispiel kann man dabei damit ansetzen, dass man sich anschaut, welche Aufgaben wirklich so wichtig sind, dass sie übernommen und vertreten werden müssen. Und im Zusammenhang damit auch bei den normalen Aufgaben der anwesenden Menschen, welche davon in diesen Vertretungssituationen einfach mal liegen bleiben und warten können, um Raum und Zeit für die Vertretung zu schaffen!
Ebenfalls steht und fällt eine gute Vertretung mit der Vorbereitung. Habt ihr klare Regelungen, Prozesse, Vorlagen und Vorgaben, wie die Übergabe vorher ablaufen soll? Funktionieren diese, werden sie eingehalten? Weiß die Vertretung so genau wie möglich Bescheid, was sie wie und wann zu tun hat? Entstehen in der Vertretungssituation vielleicht Momente, wo sich andere nicht sicher sind, ob die abwesende Person bestimmte Zu- oder Nacharbeiten bereits erledigt hat, wodurch Zeit dafür draufgeht, genau das nachzuschauen?
Belastungen sind halt nicht immer objektiv faktisch, sondern sehr oft auch schlichtweg "gefühlt". Wenn jemand vertreten werden soll und die vertretende Person genau weiß, was wie zu tun ist und wie sie das in ihren Arbeitsalltag gut integrieren kann, ist die gefühlte Belastung gleich sehr viel geringer als wenn dort vieles unklar, schlecht dokumentiert, nicht gut besprochen oder anderweitig überfordernd ist. Und je größer diese gefühlte (und letztendlich ja auch faktische) Belastung, desto höher das Risiko, zu erkranken.
Da ist dann halt die Frage, ob die zusätzliche Belastung sich eben wirklich in einem machbaren Rahmen bewegt oder doch bereits zu viel ist. Wie gesagt - mehr Belastung = mehr Stress = höhere Anfälligkeit. Und der Stress geht dann potentiell schon damit los, dass die Situation ansteht, quasi Stress in Erwartung der Überlastung.
Was man sich auch immer mal wieder bewusst machen sollte: in den letzten Jahren und Jahrzehnten ist es in vielen Jobs zu einer starken Arbeitsverdichtung gekommen.
Als Beispiel dafür nehme ich gern die Poststelle. Früher gab es in jedem mittleren bis großen Unternehmen eine oder mehrere Personen, die nur dafür eingestellt waren, die Eingangspost zu öffnen, zu dokumentieren und zu verteilen bzw. die Ausgangspost einzusammeln, zu frankieren, zu dokumentieren und wegzuschicken.
Das sind Jobs, die inzwischen echte Exoten sind, da diese Aufgabe mittlerweile in sehr vielen Unternehmen einfach zusätzlich vom Sekretariat/Empfang übernommen wird. Einfach auch deshalb, weil Briefpost eine immer untergeordnetere Rolle spielt, da Kommunikation inzwischen halt überwiegend digital läuft. Bedeutet aber eben auch, dass für diejenigen, die das jetzt machen, ein weiterer Aufgaben- und Verantwortungsbereich dazu kam. Und für die Adressaten, dass dort kein "Filter" mehr vorgeschaltet ist und natürlich auch wesentlich schneller auf An- und Rückfragen reagiert werden muss. Also Arbeitsverdichtung.
Genau diese Arbeitsverdichtung sowie das höhere Arbeitstempo dadurch ist aber eben auch ein Stressfaktor - und einer, dessen negative Auswirkungen vermutlich allzu oft übersehen, negiert, nicht berücksichtigt werden. Weil es eben inzwischen "normal" ist. Nur haben wir Menschen uns mit unserer Belastbarkeit und unserem Leistungsvermögen ja nun nicht relevant per Evolution im gleichen Tempo wie dieser technische Fortschritt verändert :).
Also geh ruhig mal gedanklich den Schritt zurück und schau auch unter diesem Aspekt kritisch auf euer Arbeitspensum und die personelle Besetzung dabei. Ihr wärt nicht die ersten und die letzten, wo das beides ganz schön "auf Kante genäht" ist, wenn man das mal genauer betrachtet. Personalkosten sind nun mal in Deutschland ein enorm großer Kostenfaktor, wo immer versucht wird, mit so wenig Ressourcen wie möglich irgendwie auszukommen. Wo es dann mit voller Besetzung "gerade so" passt - aber eben die Vertretungssituation genau dieses wackelige Kartenhaus dann zum Einsturz bringt...
Ist natürlich schwer zu lösen. Der Chefetage zu verklickern, dass man locker 1-2 Leute mehr bräuchte, damit die Stressbelastung der Mitarbeitenden sinkt und somit Vertretungssituationen ohne Überlastung und somit Krankheitsausfälle gut machbar sind, ist in den meisten Fällen ein nahezu unmögliches Unterfangen... Aber was mit diesem Bewusstsein eben möglich wäre, ist der Rückgriff auf meine vorherige Antwort - noch mal GANZ genau prüfen, wo und wie man in der Vertretungssituation bei anderen Aufgaben kürzer treten kann, um den Ausgleich zu schaffen! So, dass eben nicht 38,5 Stunden vertreten werden müssen, sondern nur noch Arbeit für 5-10 Stunden, die man in dieser Zeit dann wiederum bei den eigenen Aufgaben freischaufelt, weil eben einfach Aufgaben liegen bleiben dürfen, sowohl bei der vertretenen als auch der vertretenden Person.
Zunächst einmal würde ich mir anschauen, wer da punktgenau "krank" ist.
Gibt es da Muster? Vermutlich ja.
Dann würde ich mit diesen Leuten unter 4 Augen sprechen.
Es sind tatsächlich echte Krankenstände, die sind wirklich krank bzw. deren Kinder. Das zweifle ich nicht an, da es Mitarbeiter sind die sehr verlässlich sind. Trotzdem: warum immer dann ?? Liegt da was im "Unterbewusstsein"... quasi: jetzt ist es wichtig, ich darf nicht ausfallen ? -- und der Körper sagt dann : so jetzt erst recht ??
Das zweifle ich nicht an, ....
Genau das solltest du aber.
Wenn dieses Muster regelmäßig auftritt, dann hat das Gründe.
Genau die versuche ich ja zu ergründen :-)
das können auf keinen fall "echte" krankheiten oder betreuungen kranken kinder sein, die seltsamerweise nur dann auftreten, wenn jemand anders urlaub macht. kaum ein arbeitgeber kennt die wahren hintergründe einer krankheitsbedingten arbeitsunfähigkeit.
es liegt vermutlich daran, dass das arbeitspensum deines teams so ausgerichtet ist, dass es "so gerade" von mind. 13 köpfen erledigt werden kann. sobald eine/r ausfällt, und es dafür keine vertretung oder kompensation gibt, steigt die arbeitsbelastung für die anderen, was immer mit enormen streß verbunden ist.
und die krankmeldung ist immer noch die einfachste methode, sich vor solchem streß zu drücken.
ich tippe auf ein nicht gerade harmonisches betriebsklima, dass eben unter solcher belastung leidet. du solltest mal darüber nachdenken, ob die aufstockung deines teams um 1-2 köpfe diese spitzenbelastungen kompensiert, was auf dauer zu deutlich besseren ergebnissen führt. motivierte mitarbeiter, die sich im betrieb wohlfühlen, leisten immer intuitiv mehr als solche, die nur zusehen, dass sie die zweit zwischen den beiden zeiterfassungen irgendwie herumkriegen.
und für mitarbeiter, die fast chronisch krank sind und immer und immer wieder hohe krankenstände mitbringen, hält das arbeitsrecht ein paar maßnahmen bereit, die aber nur langfristig wirksam sind.
An Überforderung kann es nicht liegen, da wenn der Urlaub geplant ist, die Woche so besetzt ist, dass alles - wenn alle da sind - reibungslos laufen sollte. Auch meine Vertretung wusste genau bescheid, was wichtig/unwichtig/zu erledigen ist. Natürlich ist der Druck etwas größer - muss man doch die 38,5 Wochenstunden abfedern und halt mal 1 Tag öfters als üblich in der Filiale sein.
Gleiches gilt aber auch für mich und alle anderen: Ist Urlaubszeit, muss etwas mehr gearbeitet werden. 1 Mitarbeiter weniger spürt man, aber das wird durch gute Besetzung wieder wett gemacht.
Ebenso wissen die Mitarbeiter um Mitte des Monats immer was sie im nächsten Monat aufgrund des Arbeitsplanes zu arbeiten haben und wer Urlaub, Zeitausgleich etc. hat. Sie kennen Ihre Arbeitstage und Arbeitszeiten und können sich darauf einstellen.
Der Stress entsteht nur, WEIL sich dann immer wieder Leute krank melden und dann 2-3 Leute (1x Urlaub, zB. 2x Krank) abgefangen werden müssen.
Sind alle da, sind wir sogar eher überbesetzt und die Arbeit leicht zu schaffen.
Das ist immer wieder das gleiche.... ich würde gerne verstehen WARUM das so ist...