Grundschullehramtsstudium abbrechen?
Hallo, ich befinde mich zurzeit im vorletzten Mastersemester Grundschullehramt. Ich liebe es mit Kindern zu arbeiten und das Praxissemester, welches ich schon absolviert habe, hat mir auch sehr gefallen. Allerdings muss man ja dazu sagen, dass ich währenddessen nicht die alleinige Verantwortung an über 28-30 Kindern getragen habe und mit meiner Unterstützung die Lehrpersonen entlasten konnte. Ich hatte die Möglichkeit Kindern zu helfen, die sonst normalerweise eine individuelle Förderung benötigen und darüber hinaus habe ich das Gefühl, dass ich durch die geringe Verantwortung über den Unterricht hinaus mit den Kindern über ihre Belange und Probleme reden konnte und einen persönlicheren Zugang zu ihnen schaffen konnte.
Leider habe ich mittlerweile immer mehr Zweifel, was das theorielastige Studium (Germanistik, Mathematik, Sachunterricht (Chemie, Biologie, Physik, Geschichte, SoWi und Geografie), Bildungswissenschaften) an sich angeht sowie das Schulsystem. Ehrlich gesagt möchte ich das auch nicht weiter ausführen, weil ich mittlerweile, sei es durch soziale Medien oder leider auch im Studium nur noch viel negatives höre.
Mir ist im Laufe meines Studiums (6/7 Jahre) und auch in der heutigen Zeit meine eigene Gesundheit so enorm wichtig geworden und der Blick auf meine eigene Wertehaltung, der sich mit dem (deutschen) Schulsystem nicht vereinbaren lässt.
Ich habe letztens erst wieder das Sprichwort „Der Weg ist das Ziel” gelesen. Wenn mich mein Weg allerdings kaputtmacht, dann ist es doch nicht der richtige Weg, oder (?) Mir geht es hier auch überhaupt nicht um die Besoldung oder das Beamtentum. Wichtig sind mir vor allem die Kinder und das ich am Ende meines Lebens sagen kann, dass ich es genossen habe und etwas positives zur Welt beigetragen habe.
Ich denke ich kenne die Antwort bereits, aber ich würde gerne eure Meinungen dazu hören. Momentan denke ich auch über einen Quereinstieg nach, was irgendwie auch wieder lustig (Ironie) ist wenn man bedenkt wie lange ich schon studiere...
Aus der aktuellen Situation geht für mich persönlich hauptsächlich vor, helf den Schülern, denn gerade jetzt brauchen sie am meisten Hilfe!
4 Antworten
Wow.. 12 Semester, wahrscheinlich noch BaFög ohne Ende und finanzielle Reserven der Eltern vernichtet, nur um dann festzustellen, dass es nicht das ist, was du möchtest. Respekt. Solltest du dir den Unterhalt selbst verdient haben, ignoriere den ersten Satz bitte, danke.
Nun, ich habe vor über 30 Jahren angefangen Sonderschulpädagogik zu studieren, habe nach ZWEI Semestern gemerkt, bzw. schon im ersten.. dass es nichts, aber auch rein gar nichts für mich ist und habe mir den Beruf gesucht und glücklicherweise gefunden, der mich bis heute erfüllt.
Es bringt nichts, wenn du jetzt noch weitermachst, warum auch? Dir ist bewusst, dass du nicht glücklich wirst, warum auch immer, aber hey, das ist in Ordnung.
Du darfst Entscheidungen nie für andere, sondern immer nur für dich treffen und wenn es sich falsch anfühlt, dann beende das und steig da ein, was dich glücklich macht. Ob das nun im gleichen Bereich oder als Zugbegleiter bei der DB ist.. völlig wumms.
Danke, vor allem deine letzten beiden Absätze finde ich sehr hilfreich.
In unserem Schulsystem würde ich auch nicht arbeiten wollen.
Es wäre für mich unerträglich mit ansehen zu müssen, wie sehr viele Kinde unter diesem System leiden.
Besonders, wenn es keine andere Option für die betroffenen Kinder gibt.
Wie wäre es, wenn du dein Wissen im Nachhilfebereich weitergibst?
Somit hättest du nicht vergebens studiert und könntest mit Kindern arbeiten.
Ich würde jetzt durchziehen. Die Verhältnismäßigkeit im vorletzten Semester abzubrechen, ist gar nicht gegeben. Wenn du nach 2 oder 3 Semestern bemerkt hättest, dass Lehramt nichts für dich ist, ok. Aber nach 10, 11 oder gar 12 Semestern? Zieh durch und schau danach, was du mit deinem Abschluss anderweitig machen kannst. Da wird es sicher für dich Bereiche geben, in denen du dich beruflich wohlfühlst.
Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass du mit dem deutschen Schulsystem haderst, das ehrt dich. Es ist sehr traurig, dass gute und motivierte Menschen abgeschreckt werden, aber völlig nachvollziehbar, dass jemand, der wirklich Kindern etwas mitgeben möchte, dort aufgerieben wird.
Trotzdem kann ich dir nur raten, das Studium abzuschließen. Du muss danach nicht zwangsläufig in den Schuldienst, gerade auf Mathematik kann man immer aufbauen. Sei es durch ein Zweitstudium mit Fachschwerpunkt, als Quereinsteiger in einen Beruf oder eine Ausbildung, die Möglichkeiten sind vielfältig.
Aber die Optionen sind deutlich besser, wenn du das Studium abgeschlossen hast und du bist ja bereits kurz vor dem Ziel. Die beiden Semester noch durchbeißen, ist ja ohnehin fast nur Theorie und dann neu orientieren. Der Vorteil ist ja, dass du inzwischen einen Masterabschluss machen kannst, der ermöglicht deutlich mehr als das sehr reduzierte Fachstudium früher.