Glaubt ihr, dass ihr euch beim Lesen durch Wörter mit Konnotation unterschwellig beeinflussen lasst?
Oder seid ihr immun dagegen und es ist egal, ob ich schreibe:
Im schönen Auenland, ein gutes Stück entfernt von der Stelle, wo der Fluss sich in etliche Arme verästelt, liegt eine Siedlung ...
oder
Im feuchten Auenland, einen Tagesmarsch entfernt von der Stelle, wo der Fluss sich in etliche Arme aufspaltet, liegt ein Dorf
Schafft eine solche Beschreibung schon eine Voreinstellung zu den Dorfbewohnern (freundlich / kalt / abweisend / altbacken), die erst danach vorgestellt werden?
4 Antworten
So wie ich das verstehe, meinst du die beschreibenden vorangestellten Worte.
Naja so richtig beeinflussen können die mich nicht.
Ich empfinde diese Worte eher bevormundend. So soll mir bereits eine Meinung aufgedrückt werden.
Dadurch verliert für mich eher der Satz seine Glaubwürdigkeit.
Das bemerkte ich am meisten bei den ersten Wahlen, als die AfD ganz frisch war. Da wurde im Rundfunk von der "CDU" und der "SPD" und der "populistischen AfD" geredet. Und auch da hat mich diese konnottation sofort von der Unglaubwürdigkeit dieses Berichtes überzeugt und ich habe mich von der Meinung der Medien distanziert.
Liegt vielleicht in meiner Kindheit und Jugendzeit begründet.
Der "nette" Arzt, macht Aua.
Der "freundliche" Polizist, bestraft dich, aber hilft dir nicht.
Der "nette" Onkel, (das lasse ich mal aus).
Der "ungefährliche" Klassenkamerad, ist ein übler Schläger.
Da gibts viele Beispiele, wodurch ich schnell lernen musste, dass die Konnotation nur was Schlechtes kaschieren soll.
Ich bin dagegen relativ immun, weil ich das Wort professionell sehe - ich arbeite ja lang genug schon damit. Ausschmückende Adjektive sind für mich zunächst einmal nur ausschmückend und ggf. erklärend, verdeutlichen dem Leser etwas - aber sie schaffen bei mir nicht gleich eine vorgefertigte Meinung herbei. So was ist auch immer emotional behaftet, da denkt jeder anders.
Na ja, es geht ja auch darum, Emotionen zu erzeugen und gewissermaßen den Spielplan vorzubereiten.
Hmm. Ich hoffe, ich habe die Frage richtig verstanden?
Ich finde, wenn ich das erste Beispiel lesen würde, dann stelle ich mir ein freundlicheres Dorf vor, als bei Beispiel zwei.
Keine Ahnung warum. ^^'
Was heißt denn Konnotation ?
Man verbindet mit bestimmten Wörter (denen, die ich ausgetauscht habe) nicht nur den tatsächlichen Sinn, sondern ein Gefühl, das das Wort auslöst. "Gut, schön, warm" lässt den Leser sich wohlfühlen. Das wäre im Horrorroman ein wenig deplaziert. Aber selbst bei Farben hast du unbewusst Gefühle und damit erzeugt der Autor Atmosphäre. Z.B. auch Aufgeschlossenheit.
Bei deiner Frage ist das nur leider nicht objektiv zu beurteilen, weil beide Varianten direkt lesbar sind. Für zuverlässige Ergebnisse müsstest du einer repräsentativen Menge an Personen nur den ersten Text vorlegen und diese bitten, auf Basis dessen Vermutungen über das Dorf anzustellen (möglichst mit vorgefertigtem Fragebogen) und einer ebenso großen anderen Gruppe nur den zweiten Text.
Kannst du gern für mich übernehmen. Ich habe bloß paar winzige Zweifel, ob du hier eine repräsentative Menge zusammenkriegst.
Vielleicht will ich ja auch nur Meinungen und Stimmungen hören und Spaß haben und keine Masterarbeit schreiben ...
Ich stelle mir da ein schönes Tal vor das von der Sonne durchleuchtet wird mit sehr grünem Gras einer Windmühle und ein paar holzhütten
Und wenn ich dir dann engstirnige Dörfler beschreibe, die ihre Apfelplantage von Kampfhunden bewachen lassen?
Bist du dann eher geneigt, sie in Schutz zu nehmen als bei dem anderen Text?
Da ist was dran. Daher "Show, don't tell". Kann man aber nicht konsequent durchziehen. Deshalb muss man sich das für die Kernthemen aufheben und den Rahmen tatsächlich vorgeben. Aber halt so freundlich, dass es keiner merkt (außer dir) Wenn man Adjektive ganz weglässt, wird es trocken. Ich kenne die Idee, nur Verben der Bewegung zu benutzen. Kann man im Hinterkopf behalten ...