Glaubenstief- Wie komme ich da raus?

25 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Du müsstest eigentlich wissen, dass GF für solche Fragen ein ganz schlechter Ratgeber ist und welche Antworten du bekommen wirst. Dein Problem sind keine Glaubenszweifel, sondern die vermeintlich nicht mehr fühlbare Nähe zu Gott. Du leidest an seiner scheinbaren Abwesenheit.

Es gibt eine Art von Frömmigkeit, die sich bestätigt wissen möchte in erhabenen Gefühlen, was dann für eine besondere Gottesliebe und Gottesnähe gehalten wird. Das ist ein großer Irrtum. Die Beziehung zu Gott hat nichts mit Gefühlen zu tun. Es ist schön, wenn man sie hat und man darf Gott dafür danken, aber mit dem eigentlichen Glauben hat es nicht viel zu tun. Wer nur Gefühle sucht, sucht sich selber und nicht Gott selbst, der das höchste Gut ist. Es ist leicht zu glauben und zu lieben, wenn man Gott "zu fühlen" meint und schnell ist es vorbei mit der Glaubenstreue, wenn diese Gefühle entzogen werden.

Der Glaube, die Liebe zu Gott bewähren sich aber gerade in der Trockenheit des Geistes, dann nämlich, wenn wir nichts fühlen. Die großen Heiligen der Kirchengeschichte haben oft jahrelang ihre Durststrecken gehabt und sind dadurch Gott näher gekommen durch gleichbleibende Treue in Gebet und Werken der Liebe. So konnten sie sicher sein, nicht sich selbst und ihre Gefühle, sondern den Herrn der Gnade selbst zu lieben - auch in der Dunkelheit.des Geistes.

Wir sind nicht Herr über unsere Gefühle und Gott weiß das. Er hat selbst diese scheinbare Verlassenheit am Kreuz durchlitten. Seine Liebe verlässt uns nie, aber Er will, dass wir Ihn auch dann lieben, wenn wir Ihn nicht "fühlen" können. Vielleicht hilft dir das Wort der Hl. Theresia, die durch die dunkle Glaubensnacht gegangen ist "Mich verlangt nicht mehr danach, die Liebe zu fühlen, es genügt mir, wenn Gott sie fühlt".


Shenandoah0Solo 
Beitragsersteller
 24.09.2012, 15:47

Danke. Du hast genau das auf den Punkt gebracht, was ich fühle. Danke für deine tolle Antwort.

wenn ich Deine Kommentare auf m.E. ehrliche, gutgemeinte und sinnvolle Antworten lese, bezweifle ich, dass Du eine Glaubenskrise hast.

Im Übrigen kannst Du davon ausgehen, dass die meisten Atheisten hier selbst einmal mehr oder weniger gläubige Menschen waren (nach meiner Erfahrung sogar eher mehr), und sich oft schon ausgiebig mit der Materie (und ihren Selbszweifeln) befasst haben.

Nur sind sie halt am Ende zu einem anderen Schluss gekommen und haben daraus die Konsequenzen gezogen, und stehen dazu. Die meisten sogenannten "Christen" haben einfach entweder nicht genug darüber nachgedacht oder nicht den Mut, sich zu outen.

Wenn Dir dir Antworten hier - viele davon durchaus gut gemeint und sinnvoll - nicht gefallen, dann frage nicht hier, sondern in einem Betkreis oder einen Pfaffen. Die haben ja immer eine Antwort parat.

Die Beziehung mit Gott hat nichts mit Gefühlen zu tun, ob er nun da ist oder nicht. Jesus hat in seinem Wort versprochen:

Mt 28,20 ...und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit! Amen.

Dann ist es auch nicht der Sinn der Sache das man seinen Glauben aus eigener Kraft bewältigt. Erst recht nicht bei Glaubenstiefen. Die gehören übrigends dazu.

Folgendes: 1. Konzentriere Dich nicht auf Dich selbst und Deine Krise 2. Bitte Ihn im Gebet darum den Sinn dieses Tiefs zu zeigen und das Du zu Seiner Ehre gestärkt heraus kommst 3. Bete viel für andere (Christen in der Verfolgung, Missionare, Kranke) 4. Höre und schaue Vorträge von Werner Gitt und Roger Liebi; die schulen Dich und machen Deinen Glauben fest 5. Lobe und Preise ihn


Shenandoah0Solo 
Beitragsersteller
 23.09.2012, 20:56

Danke. Deine Antwort hat mir sehr geholfen und gut getan. <3

Papasamuel  23.09.2012, 21:03
@Shenandoah0Solo

Freut mich. gerne geschehen! Dafür sind Geschwister ja schließlich auch da nach. Frei nach Galater 6,2

Wer nicht verankert ist, erlebt Höhen und Tiefen.

Ich bin wegen des Bodenpersonals, weil es mir nicht helfen konnte, aus der römisch-katholischen Kirche ausgetreten und Jahre später der Liebe Gottes wegen wieder eingetreten, habe ich mich wieder aufnehmen lassen.

Mittlerweile komme ich auch mit dem Bodenpersonal, wo ich eigentlich auch zugehöre, wie jeder Christ, gut aus.

Ich halte mich am Heil, Gottes ewigen Sein, fest und lindere da Not, wo ich es kann.

Mir helfen Energieübungen, wo auch beten zugehört. Ausserdem lese ich viel über Gott und die Welt, zum Beispiel erhalte ich Nachrichten verschiedener Ordenshäuser und manchmal von missio. Dazu kommt die Bistumszeitung und auch schon mal der Observatore Romano.

Ich war in verschiedenen Missionshäusern und besuchte auch zwei Bischöfe, einen in Tansania, einen in Indien. bin ich auf Reisen, gehe ich in dortige Kirchen zur heiligen Messe.

Ich lebe Kirche. Gruß

Willkommen im Leben. Du beginnst zu bemerken, das die Religion letzten Endes keine Frage löst, die sie nicht selbst aufgeworfen hätte.

Mach den Schritt und trau dich selbst zu denken. Die Welt und die Liebe bleibt auch ohne Gott und Dogma.


Rheinflip  23.09.2012, 22:28

Vieleicht fehlt dir auch die Nähe und Liebe eines Menschen an deiner Seite? Das kann sehr wehtun, wenn ,man sieht wie das Glück an einem vorbei geht.

Cantoclass  23.09.2012, 22:24

Rheinflip@ > "Mach den Schritt und trau dich selbst zu denken. Die Welt und die Liebe bleibt auch ohne Gott und Dogma".>

Willkommen in der Trostlosigkeit!

Die Alternative: Es gibt keinen Gott, es gibt nichts über dem Menschen, der Mensch ist eine höhere Maschine und Liebe ist nur eine Hormonausschüttung. Ist das die aufgeklärte Alternative? Apropos, erst einmal das Denken lernen!

pRiot  23.09.2012, 22:37
@Cantoclass

das du nur diese Alternative erkennst heißt nicht das es die einzige ist.

DMbuzz1  24.09.2012, 01:32
@Cantoclass

Vielleicht fehlt Dir das Vermögen in Unterschiedlichen Kategorien zu denken?

Selbst wenn man ein streng kausales Mensch-Maschinenmodell ohne Willensfreiheit, ... annähme, ändert das überhaupt nichts daran, was ein jeder subjektiv in seiner Erste-Person-Perspektive erlebt und was er aus seinem eigenen Erleben über das Erleben anderer Menschen schlussfolgern kann.

Nur ganz wenige hartgesottene Materialisten/Physikalisten behaupten, dass so etwas wie Qualia - die kleinsten Inhalte des phänomenalen Bewußtseins - nicht existieren. Heute hängt kaum mehr jemand dieser Richtung an.

Die verbreitetste Annahme ist der nichtreduktionistische Physikalismus - dieser behauptet nur, dass alle Dinge/Substanzen physikalischer Natur sind - nicht aber auch alle Eigenschaften und Ereignisse. Damit ist die Quale Liebe z.B. als Epiphänomen des aktuellen neuronalen Zustandes mit der Hormonausschüttung, ... zu verstehen. D.h. Liebe korreliert streng mit bestimmten Hirnzuständen.

Ich kann in solchen Aussagen keine Trostlosigkeit erkennen - eine schöne Blume bleibt eine schöne Blume, auch wenn ich verstehe, wie sie funktioniert. Für mich wird sie dadurch sogar noch viel schöner und beeindruckender.

sarahj  25.09.2012, 01:49
@Cantoclass

nun ja, wenn es der einzige Trost ist, wenn der einzige Sinn im Leben der ist, einem Tyrannen zu huldigen, fehlt schon was, wenn dieser entfällt. Das kann jeder nachvollziehen.

So in etwa erging es auch vielen Adolf-Anhängern als dieser sich umbrachte. Nur um Missverständnisse von vorneherein klar zu stellen: ich will hier niemanden mit Nazis vergleichen - lediglich das Bild der Leere nach dem Wegfall eines geliebten Führers, der sich als absoluter und einziger Lebens-Sinn und Trost installiert hat, soll hier analog beschrieben werden. Vielleicht ist das gar eine menschliche (masochistische, devote) Ursehnsucht, zunindest eines Teils der Menschheit.

Wenn Du dann keinen anderen Sinn finden kannst, tust Du mir tatsächlich Leid, und Du solltest dann doch besser bei Harvey bleiben. Ich kann aber auch sehen, dass die meisten damit (Entfall des Götzengleubens) sehr gut klar kamen, und hinterher ein weit befreiteres, farbigeres, unschuldigeres und vor allem sinnvolleres Leben führten als vorher.

Shenandoah0Solo 
Beitragsersteller
 23.09.2012, 20:08

vergesst es, ihr werdet mich nicht zum Atheisten bekehren, denn ich zweifle ja nicht an der Existenz gottes, nur bin ich grad in einem tief, das ist normal.

DMbuzz1  23.09.2012, 20:09
@Shenandoah0Solo

Wer redet denn hier von Atheismus. Deinen Glauben aufzugeben führt bestimmt nicht dahin?

Shenandoah0Solo 
Beitragsersteller
 23.09.2012, 20:11
@DMbuzz1

Doch, an was sollte ich sonst glauben? Als an meinen liebenden Vater im himmel, der seinen eigenen Sohn gab um mich zu retten!!!

DMbuzz1  23.09.2012, 20:15
@Shenandoah0Solo

An nichts. Damit kann man ganz gut leben - und es ist wesentlich vernünftiger. Die Frage ob es einen Gott gibt oder nicht ist für das Leben vollkommen irrelevant und auch leer. Sie ist schlicht nicht beantwortbar. Solche Fragen sollte man einfach aus seiner Lebenswelt verbannen.

Auch wenn man unbedingt was glauben möchte, dann halte ich die offenbarten Religionen doch für die Unvernünftigste unter allen Möglichkeiten. Wenn schon glauben, dann so, dass es nicht mit Vernunft und Wissen kollidiert.

Rheinflip  23.09.2012, 20:16
@Shenandoah0Solo

Ich will niemanden bekehren. Im Gegenteil, ich wünsche mir für dich und die Welt, endlich Menschen wichtiger zu nehmen als Gott, Götter und Propheten.

Shenandoah0Solo 
Beitragsersteller
 23.09.2012, 20:20
@DMbuzz1

Das Leben ohne Gott wird schlicht irrelevant und leer! Wann kapiert ihr es endlich? Ich werde durch so ein kleines Tief doch nicht den Glauben an den aufgeben, der mich unendlich liebt und gerettet hat!!!!!

Patrick959  23.09.2012, 20:24
@Shenandoah0Solo

Man kann niemandem zum Atheismus bekehren, diese Erkenntnis muss jeder Mensch für sich alleine machen.

Patrick959  23.09.2012, 20:27
@Shenandoah0Solo

Das Leben ohne Gott wird schlicht irrelevant und leer!

Das stimmt so gar nicht, das denkst du lediglich. Du vermutest, dass wenn du den Glauben aufgibst eine Lücke in dir ensteht und du nicht weißt, womit du sie füllen sollst?

Stimmt diese Vermutung?

Shenandoah0Solo 
Beitragsersteller
 23.09.2012, 20:27
@Patrick959

Welche Erkenntnis, dass es in unserer wissenschaftlichen Welt keinen Gott geben kann? Das ich nicht lache, aber nur gut, behalte deine Ansicht, am Ende werden wir sehen wer Recht hatte...

DMbuzz1  23.09.2012, 20:29
@Shenandoah0Solo

"Wenn das Leben egal ist, wenn das Leben nicht ernst und das Grab sein Ende ist, dann ist es vielleicht lächerlich, daß wir uns so wichtig nehmen. Wenn wir auf der anderen Seite nicht anders können, als uns so wichtig zu nehmen, dann müssen wir uns womöglich am Ende damit abfinden, lächerlich zu sein. das Leben ist dann vielleicht nicht allein sinnlos sondern absurd."

(Thomas Nagel, Was bedeutet das alles ?)

Das solltest Du einfach einsehen.

Shenandoah0Solo 
Beitragsersteller
 23.09.2012, 20:30
@Patrick959

Nein, tut sie nicht!!!! Ich bin mit Gott erfüllt und habe Jesus immer an meiner Seite, ich wollte Ratschläge, wie ich wieder mehr mit Gott rede, ihn mehr in mein Leben wieder einbaue, stattdessen wird mir gesagt wie "krank" ich doch sei und endlich mein Leben ohne nervige Götter, die ja sowieso nicht existieren, führen soll! Ihr kennt keinen Respekt, wenn ihr nichts sinnvolles zu sagen habt, dan antwortet doch nicht!!!!!

DMbuzz1  23.09.2012, 20:32
@Patrick959

Mit Verlaub - der Atheismus ist genauso ein Glaube wie alle Theismen. Er beantwortet eine sinnleere Frage. Das Problem ist nicht die Antwort - das Problem ist bereits die Frage.

Shenandoah0Solo 
Beitragsersteller
 23.09.2012, 20:33
@DMbuzz1

Das werde ich ganz sicher nicht!!!! Das Leben ist weder sinnlos, noch absurd! Das Leben hier auf der Erde wurde uns von Gott geschenkt, es ist wunderbar und wir sollten nicht achtlos damit umgehen und das ist auch einer der gründe, dass ich meinen Gott liebe, einfach dafür, dass er mir dieses Leben schenkte und die Ewigkeit mit ihm dazu! ♥

Patrick959  23.09.2012, 20:38
@DMbuzz1

Atheismus ist kein Glaube, wie oft wurde das hier jetzt schon ausdiskutiert? Atheismus ist die Abwesenheit von Glauben.

Patrick959  23.09.2012, 20:41
@Shenandoah0Solo

Ich stelle diese "Erkenntnis" (möglicherweise etwas schlecht formuliert) nicht als absolute Wahrheit dar. Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass dich von außen niemand zum "Atheisten machen kann". Du musst das für dich selbst im Kopf feststellen. Inwiefern diese Feststellung richtig ist sei dahergestellt, aber mit so sinnlosen "Afterlife" und Höllendrohungen bewirkst du bei mir nichts.

Shenandoah0Solo 
Beitragsersteller
 23.09.2012, 20:45
@Patrick959

Will ich ja auch gar nicht, aber ich werde nie eine andere Wahrheit, als die, an die ich glaube, dass es den Gott gibt, der mich beschützt und seinen eigenen Sohn gab um mich zu retten. ♥

DMbuzz1  23.09.2012, 20:46
@Shenandoah0Solo

Das Leben hier auf der Erde wurde uns von Gott geschenkt

Das Leben wurde uns nicht geschenkt. Es ist einfach so und völlig wertneutral entstanden. Das bedeutet nicht, dass sich nicht auch sowas wie Wertschätzung des Lebens, Moral, Philosophie und Ethik entwickeln kann. Der Autor des von mir genannten Zitates hat u.a. auch ein Werk mit dem Titel: "Die Möglichkeit des Altruismus" verfasst.

Dort analysiert er die Grundlagen von Moral und ihren Zusammenhang mit fundamentalen Anlagen der menschlichen Natur.

Das Anerkennen von objektiver Sinnlosigkeit und Absurdität heißt nicht, dass es für dich nicht subjektiv durchaus Sinn gibt.

pRiot  23.09.2012, 20:52
@Patrick959

Shenandoah, ich glaube nicht das dich hier anwesenden Ungläubigen "bekehren" will oder schlechte Absichten hat. Es ist die ehrlichste Antwort die "wir" geben können.

Nach meiner Erfahrung sind Zweifel eine Botschaft aus mir selbst an mich, dass ich mir den konflikt aus erlebten und geglaubten betrachten soll. Und ich halte es schlicht für gesünder sich seinen eigenen Zweifeln bewusst zu sein. Wie dein resultat aus dieser betrachtung aussieht kann hier eh niemand beeinflussen.

DMbuzz1  23.09.2012, 20:53
@Patrick959

Atheismus ist die Behauptung, dass es keinen Gott gibt/geben kann. Damit wird die Frage nach Gott beantwortet. Diese Frage ist aber rational/logisch nicht negativ beantwortbar / falsifizierbar. Diese Frage ist im allgemeinen Kontext völlig leer.

Das kann man diskutieren so oft man will - innerhalb der (analytischen) Philosophie ist mein (logisch und argumentativ begründeter) Standpunkt unbestritten. Die Frage nach Gott, Engeln, usw. ist eine leere Frage.

pRiot  23.09.2012, 21:09
@DMbuzz1

A Theos ist "ohne Glaube" es ist genausowenig eine Behauptung oder ein Glaube wie nicht-rauchen. Dein Standpunkt ist in der analytischen philosophie unbestritten, das stimmt wohl. dein Standpunkt wird rundweg nicht geteilt. zu andern Ansichten hätte ich gerne eine entsprechende Quelle für deine behauptung.

pRiot  23.09.2012, 21:20
@pRiot

genauer: Als Anti-These zu einer Aussage definiert sie sich ausschließlich über eine Ablehnung. Wenn diese abgelehnte These sich dazu auf nichts berufen kann, ist der Übergang vom "glauben an die Falschheit der These" zum Wissen das eine These falsch ist zu marginal um ihn zu beachten. Der unterschied ist dann in etwa so groß wie zu sagen, ich glaube nicht, dass die Welt auf einer riesigen schildkröte ruht und ich weiß dass die welt nicht auf dem rücken einer riesigen schildkröte ruht. In so etwa würde ich dir recht geben, ist atheismus glauben. genau wie ich a-fliegende Einhörnerist bin oder A-russels-Tekannerist bin.

DMbuzz1  24.09.2012, 01:12
@pRiot

Theòs heißt Gott und nicht Glaube. Der Atheismus ist die Antithese zum Theismus - dem Glauben an einen oder mehrere Götter.

Du hast insofern recht, als dass es sehr viele und sehr weitreichende Definitionen von Atheismus gibt - die tw. auch Dinge wie bestimmte Formen des Agnostizismus inkludieren.

Die Frage ob die Welt auf einer riesigen Schildkröte ruht ist nicht vergleichbar mit der Frage nach Gott - bei der Schildkröte kann ich nämlich einfach nachschauen ob die da ist. Bei einem Gott ist aber das Problem, dass ich prinzipiell nicht nachschauen kann...

Nehmen wir die Aussage: "Gott existiert." - dann wird hier über etwas unbestimmtes - eine metaphysisches Objekt - eine Aussage getroffen. Dieser Aussage ist somit kein Wahrheitswert zuschreibbar - die Aussage an sich ist schon inhaltsleer - und damit natürlich auch Ihre Negation: "Gott existiert nicht".

Diese Schlussfolgerung führt zum Ignostizismus oder Apatheismus.

Der Atheismus behauptet nun - "Gott existiert nicht" - das tun Teile der analytischen Philosophie auch - diese begründen es z.B. damit, dass eine Hypothese vom dem, der sie aufstellt auch begründet/bewiesen werden muss und die Anhänger eines Gottglaubens das nicht tun. Damit wenden sie so etwas wie ockhams razor auf auf diese Frage an - das ist zwar rational und vernünftig - aber doch schon mehr dem Glauben als dem Wissen zuzuordnen. Kurz - die These ist nicht widerlegbar aber vollkommen unbegründet - deshalb ist sie falsch.

Ich stehe da irgendwo zwischen drin - ich behaupte nicht, dass es keinen irgendwie gearteten Gott geben könnte, ich halte aber dennoch die Hypothesen aller mir bekannten Religionen für irrational, halte Fragen nach unbestimmten / unbestimmbaren Dingen für inhaltsleer und die Frage - selbst wenn man von den Punkten vorher absieht - für irrelevant für unser Leben. Danach würdest Du mich wahrscheinlich einen Atheisten nennen.

Von einer ganz anderen Seite fällt mir zu den offenbarten Religionen nur ein: Wenn es einen dazugehörigen Schöpfer-Gott geben sollte, dann kann die offenbarte Religion nur eine Methode sein, die misslungenen Exemplare auszusortieren - nämlich die, die so irrational und unvernünftig geraten sind, dass sie an ihn und seine Offenbarung glauben...

pRiot  24.09.2012, 08:59
@DMbuzz1

danke für die ausführliche Antwort. Ich denke wir sehen das schon ganz ähnlich

Ich stehe da irgendwo zwischen drin -

so gehts mir auch. Ich mus sagen, dass mich an dieser Stelle Dawkins geprägt hat, der den Unterschied zwischen Agnostizismus und Atheismus an den Stellen angezweifelt hat, an denen der Unterschied in der Wahrscheinlichkeit der Existenz maginal, bzw wirklich gegen Null geht. Er hat sinngemäß formuliert, dass wir alle Agnostiker in bezug auf Zeus, das FSM, fliegenden Einhörnern oder meinetwegen Russels-Tekanne sein müssen, weil wir keine formal-richtigen Gegenbeiweise zu solchen behauptungen geben können. Agnostizismus sagt ja nicht aus, dass eine Wahrscheinlichkeit der Existenz von 0,5 : 0,5 angenommen wird, sondern nur das alle Wahrscheinlichkeiten ausser 0 : 1 und 1 : 0 enthalten sein können.

Bei fliegenden Einhörnern sind wir uns wohl alle sicher die Chance der Existenz liegt wohl bei 0,00...1 zu 0,9999... Wir müssen aber dort genauso agnostisch bleiben, wie bei Gott. Nur ist der Unterschied zum tatsächlichen Atheismus maginal. Ich würde mich also genauso als Atheist bezeichnen wie ich mich als A-fliegende-Einhörnerist bezeichnen würde.

Aber ob wie wir das nun letztlich benennen, ist nicht die wichtigste frage.

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