Gibt es in der Tiermedizin auch Blutkonserven wie in der Humanmedizin, und sind das auch unterschiedliche Blutgruppen/Resusfaktoren?

2 Antworten

Blutgruppen gibt es auch bei anderen Tieren, allerdings sind das teilweise ganz andere Blutgruppensysteme als das AB0-- und das Rhesusfaktorsystem des Menschen. Der Rhesusfaktor wurde allerdings zuerst bei Rhesusaffen (Macaca mulatta) entdeckt, daher der Name. Genau wie beim Menschen wird die Blutgruppe bei Tieren vererbt und hängt vom Genotyp des Individuums ab.

In der Veterinärmedizin haben die Blutgruppen allerdings keine ganz so große klinische Relevanz wie beim Menschen. Beim AB0-System des Menschen ist ja das Besondere, dass Antikörper gegen die Antigene der "falschen" Blutgruppe schon von Geburt an existieren. Bei Blutgruppe A werden Antikörper gegen das Antigen B gebildet, bei Blutgruppe B Antikörper gegen Antigen A und bei Blutgruppe 0 werden Antikörper sowohl gegen Antigen A als auch Antigen B gebildet. Da die Antikörper von Natur aus gebildet werden, führt bereits der Erstkontakt mit dem "falschen" Blut zur entsprechenden Immunreaktion und das Blut verklumpt. Die roten Blutzellen werden von Fresszellen aufgenommen und durch das Komplementsystem aufgelöst. Dadurch gelangt freies Hämoglobin ins Blut, was die Niere schädigen kann. Außerdem können freigesetzte Mediatoren zu anaphylaktischen Reaktionen führen.

Bei den meisten Blutgruppen der Tiere werden die Antikörper nicht von Natur aus gebildet, sondern erst dann, wenn der Körper zum ersten Mal in Kontakt mit den fremden Antigenen kommt. Eine erstmalige Transfusion fremden Bluts ist deshalb meist kein Problem. Problematisch wird es erst, wenn das Tier erneut mit dem "falschen" Blut behandelt wird, weil dann natürlich Antikörper gegen das Antigen vorhanden sind.

Es gibt aber Ausnahmen. Bei der Hauskatze gibt es z. B. ebenfalls natürlich vorhandene Antikörper. Bei Hauskatzen ist es deshalb wichtig, vor einer Bluttransfusion die Blutgruppe der Katze zu kennen. Bei Katzen gibt es analog wie beim Menschen die Blutgruppen A, B und AB.

Zur Sicherheit sollte trotzdem immer die Blutgruppe eines Tieres vor einer Transfusion getestet werden und meist wird sie im Impfpass vermerkt.

Die Antigene können bei den Tieren sowohl membrangebunden sein (wie beim AB0-System), sie können aber auch löslich im Blut vorhanden sein und werden dann passiv von den roten Blutzellen aufgenommen. Zu diesen löslichen Antigenen gehören z. B. das DEA-7-Antigen beim Hund, das A-Antigen beim Schwein, das J-Antigen beim Rind und das R-Antigen beim Schaf.

Beim Pferd gibt es sieben verschiedene Blutgruppensysteme (EAA, EAC, EAD, EAK, EAP, EAQ und EAU), die zusammen etwa 30 unterschiedliche Faktoren haben. Eine mögliche Komplikation ist dabei die sog. neonatale Isoerythrolyse, die bei etwa 2 % der Fohlen entsteht, wenn die Blutgruppe der Mutter und des Vaters nicht zueinander passen. Dabei bildet die Stute Antikörper gegen die Antigene des Hengstes, meist, weil die Mutter mit roten Blutzellen des Fohlens in Kontakt kommt. Die Antikörper gibt die Stute auch ins Kolostrum (Biestmilch) ab und diese werden dann vom Fohlen aufgenommen und führen dann zur unerwünschten Antikörper-Antigen-Reaktion, v. a. zu Gelbsucht.

Beim Rind gibt's die Blutgruppen A, B, C, F, J, L, M, R, S, T und Z, wobei B und J am wichtigsten sind. Allein die Blutgruppe B besitzt mehr als 60 unterschiedliche Allele.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Bei der Katze gibt es verschiedene Blutgruppen. Bei einem Transfer muss entsprechend auf die Blutgruppe geachtet werden. Das betrifft besonders BKH und Perser.

In der Regel wird eine Spenderkatze gesucht, bei der dann direkt Blut für eine Transfusion abgenommen wird.