fühlt ihr euch auch so alleine auf der Welt?

9 Antworten

Wenn Du Dich alleine auf der Welt fühlst, dann geh mal im Sommer an einem Wochenende auf den Marienplatz in München.

Da kannst Du die Beine hochziehen und fällst trotzdem nicht um.

Glaub mir, du bist nicht der einzige Mensch der sich alleine fühlt.

Es gibt 7,53 Milliarden von uns und trotzdem fühlen wir uns nicht verstanden.

Das liegt daran, dass wir mit den falschen Menschen zutun haben.

Man muss seine ''Gruppe'' finden, die einen versteht.

Es ist nicht einfach, es wird vielleicht lange dauern aber das ist es alles wert.

Du bist nicht alleine. Es gibt immer Menschen, die jemanden wie dich suchen, weil sie sich auch alleine fühlen.

Lass dich nicht von solchen Gedanken beeinflussen.

Bleib stark.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ja, so fühle ich mich bei einigen. Am besten Abstand zu denen, weil sie sehen die Welt nicht so wie ich sie betrachte deshalb getrennte Wege gehen.

als würden andere nicht wirklich für mich da sein, als wäre ich nicht so wichtig für andere, als würden sie mich nicht unbedigt bei ihnen haben wollen

Wer genau sind diese "anderen"? Könntest du mir ein Paar Beispiele benennen?

Ich fühle mich als müsste ich darum kämpfen, dass mir andere zuhören und wenn sie dies tun, fühle ich mich so, als sei ihnen eigentlich egal was ich da rede.

Ja, das ist ihnen tatsächlich egal, wenn du sie dazu zwingst, dir zuzuhören. Sie tun dann einfach so, als würden sie dir zuhören und warten bis du fertig bist, sodass du sie in Ruhe lässt. Laufe niemandem hinterher!

ich weiß auch nicht, fühlt ihr euch auch manchmal so?

Ja, so ähnlich. Oft treffe ich auf Menschen, die extrem nett zu mir sind, nur um zu erfahren, dass diese zu 99% ihrer Umgebung so nett sind. Ich weiß schon, was du meinst. Leider fällt mir da nichts besseres ein, als von Menschen mit einer hochentwickelten Charisma (die auch die von dir beschriebenen Probleme gar nicht haben), zu lernen.

Hallo,

die größte Einsamkeit ist die Einsamkeit unter Menschen .

Mir ist es phasenweise früher so ergangen, wie du beschrieben hast. Weniger, dass ich mich alleine gefühlt habe, sondern mehr so, dass ich gedacht und gespürt habe, dass mich andere Menschen grundsätzlich nie wirklich verstehen können.

Ich sehe dieses Gefühl als existenziell an, erstmal in dem Sinn, dass es die eigene Existenz zutiefst betrifft. Weiterhin hat es auch mit dem Wohlbefinden zu tun - etwas platt gesagt kann man darunter leiden, sich von allen unverstanden zu fühlen.

Dieses Gefühl und das Nachdenken darüber hat auf jeden Fall seinen Platz in der Philosophie, geht es doch um die Fragen: kann ein Mensch einen anderen Menschen verstehen? Und was bedeutet es überhaupt, einen Menschen zu verstehen?

Wenn ich versuche, rational darüber nachzudenken (damit meine ich einigermaßen logisch und unter Ausklammerung von Emotionen), komme ich zu dem Schluss, dass ein wirkliches, tiefes Verständnis von Menschen untereinander unmöglich oder sehr unwahrscheinlich ist. Was ist der Grund für meinen Schluss?

Der Mensch ist geprägt von allem, was er in seinem Leben je erlebt und gefühlt hat.

Die (Lebens-)Geschichte, die jeder Mensch mit sich herumträgt und die ihn prägt, besteht aus einer solch unfassbar großen Menge an Daten (Informationen, Situationen, Erfahrungen, Ereignisse, Erinnerungen, Signale, die permanent auf die Sinnesorgane einströmen) und deren Verarbeitung, dass es mir unmöglich erscheint, die Gesamtheit dieser Daten und ihre Auswirkung auf die Psyche, die Prägung, einem anderen Menschen in irgendeiner Weise mitzuteilen und verständlich zu machen. Allein der grob lückenhafte Versuch eines solchen Unternehmens würde Jahre an Lebenszeit kosten.

Weiterhin ist der Versuch, sich einem Menschen mitzuteilen, selbst wieder eine Erfahrung, die die Kommunizierenden beeinflusst, so dass der Prozess des zwischenmenschlichen Austausches permanent auf sie einwirkt und ihre Prägung verändert. Der Versuch, den anderen zu verstehen und sich mitzuteilen, wird zu einem unendlichen Erfahrungsfluss, so dass ein "perfektes, absolutes" Verständnis ein Widerspruch an sich ist.

(An dieser Stelle werden mir einige widersprechen wollen, da sie sich von anderen Menschen verstanden fühlen, also einwenden, dass mein Schluss falsch ist, da sie ein lebendes Gegenbeispiel sind. Deshalb bitte ich zu bedenken, dass meine Ausführungen aus einem Gedankenexperiment herrühren und ich zwischen einem theoretischen, "absoluten" Verständnis und dem Gefühl, verstanden zu werden, unterscheide.)

Man kann nun weiter darüber theorisieren und schauen, zu welchen Folgerungen man noch gelangt, aber wichtiger scheint mir nicht die Theorie zu sein, sondern das Befinden und die Gefühle des Menschen. Wie erlangt man Wohlbefinden, ein gewisses Glücksgefühl, Zufriedenheit im Leben?

Wichtig ist doch letztlich das Befinden oder etwas platt gesagt die Antwort auf die Frage: geht es mir gut oder schlecht, fühle ich mich wohl oder unwohl, habe ich einen Platz in dieser Welt oder nicht, gibt mir meine Existenz Freude im Leben oder leide ich unter ihr, und nicht eine theoretische Aussage darüber, ob ein "wahres" Verständnis unter Menschen möglich ist.

Ich habe die Erfahrung gemacht - und so geht es mir zur Zeit - dass ich Freude am Leben habe und (oder obwohl?) ich der Überzeugung bin, dass mich niemand "wirklich richtig" versteht. Das mag wie ein Widerspruch aussehen, aber ich erlebe es so und ich denke, dass es kein Widerspruch ist.

Ich möchte diesen scheinbaren Widerspruch noch an folgender Parallele verdeutlichen: manche gläubige Menschen sind der Überzeugung, dass man ohne den Glauben an Gott nicht glücklich sein kann. Trotzdem gibt es Atheisten, die ein gutes Leben führen und die vor dem Tod und dem "Nichts" danach keine Angst haben.

Mit anderen Worten, es gibt beides: den Gläubigen, dem der Glaube an Gott Sicherheit und Glück gibt, und den Atheisten, der ein zufriedenes, glückliches Leben führt. Es gibt Menschen, die sich von anderen Menschen verstanden fühlen, und andere, die der Überzeugung sind, dass man sich gegenseitig nicht wirklich verstehen kann ("Ich bin seit 40 Jahren verheiratet und verstehe meine Frau immer noch nicht."), die aber nichts destoweniger Wohlbefinden und Glück in ihrem Leben erfahren.

Ich denke, dass viele unter uns mehrfach die Erfahrung gemacht haben, sich in der Anwesenheit eines anderen Menschen geborgen, angenommen und geliebt zu fühlen. Glücklich sind diejenigen, die das oft erleben durften und aktuell erleben, andere mag das Leben "sparsam" und nur ungenügend mit solch angenehmen Erfahrungen versorgt haben. (Ich denke z.B. an die Kindheit und die Mutter-Kind und Vater-Kind Beziehung) 

Es gibt vielleicht auch Menschen, die selbst in ihrer Kindheit diese Erfahrung nicht gemacht haben, und das ist schlimm.

Worauf ich hinauswill ist folgende Frage: angenommen, man fühlt sich angenommen, geborgen, geliebt oder gemocht (Freundschaft), bedeutet das, dass man sich gegenseitig versteht?

Meine These ist, dass das nicht der Fall ist.

Sich von einem Menschen verstanden zu fühlen bedeutet nicht, dass man auch verstanden wird. Es ist "nur" ein Gefühl, ein Wohlbefinden. Daraus folgere ich, dass nicht das philosopisch-theoretische ("absolute") Verständnis wichtig ist, sondern das Lebensgefühl, das Befinden.

Bei dieser These setze ich natürlich voraus, dass der Mensch einen Zustand des Wohlbefindens, also eines gewissen Glücks anstrebt. Ob ich "wirklich" verstanden werde oder nicht, sehe ich letztich als nebensächlich an. Wichtig scheint mir zu sein, ein positives Lebensgefühl zu erlangen (zumindest zeitweise), und das ist möglich, auch ohne wirklich verstanden zu werden.

So würde ich all denen, die sich in der Welt unverstanden fühlen und darunter leiden, raten, sich weniger darauf zu konzentrieren, von anderen verstanden zu werden, und sich mehr mit der Frage zu beschäftigen, wie man sein eigenes Wohlbefinden und das anderer Menschen erhöhen kann. Gelingt einem dies, wird man sich mit der Zeit entweder von anderen verstanden fühlen, oder das Bedürfnis, verstanden werden zu wollen, wird hinter dem neuen, positiven Lebensgefühl verblassen.

Ich hoffe, ich habe mich nicht zu kompliziert ausgedrückt.

Gruß