Frage an Muslime (Zinsen)!?

4 Antworten

Hallo Wiegehteseuch,

Allah/der Prophet konnte bei der Erstellung des Koran vor 1400 Jahren den Kapitalismus nicht erahnen, sonst hätte er die Zinsen nicht verboten.

Aus diesem Grund müssen die islamischen Banken heute die Zinsen mit einem Feigenblatt versehen und praktizieren sie genau wie der allgemeingültige Zins als "Murahaba" - mit paar formalen Tricks. Kannst du bitte googeln.

Ich selbst bin als Ungläubiger auch kein Freund von Zinsen, weil ich kein Freund des Kapitalismus bin. Aber eine Kritik an einer Gesellschaftsform würde keiner Religion und natürlich auch nicht dem Islam einfallen. Mit der Religion geht es immer nur um die Stellung der Leute zu sich selbst, konkret um eine Art und Weise, mit den mehr oder weniger widrigen Verhältnissen zurechtzukommen.

Also es nützt ja nichts, du musst doch wohl sowieso Zinsen akzeptieren.


ItsJustMe38  17.07.2021, 22:11

Murabaha hat nichts mit Zins zu tun, es ist nichts anderes als Handel, an und Verkauf

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WisperndesGras  17.07.2021, 22:41
@ItsJustMe38

Googelst du bitte Murabaha: "Die islamische Bank kauft im Auftrag des Kunden ein Haus von einem Dritten ein, das sie dann später dem Kunden mit einem Preisaufschlag weiterverkauft." Dieser Preisaufschlag entspricht "zufällig" dem marktüblichen Zins, und so hat die Bank islamkonform ihren Zins fürs verliehene Geld.

Die islamische Wirtschaft hat sich nun mal auf den Geschäftsverkehr mit den Kapitalisten eingelassen. Da muss sie mit den Wölfen heulen, oder sie geht darin unter. Eine Religion ist ja auch immer die letzte, die Kritik an einem Gesellschaftssystem üben würde. Sie arrangiert sich mit jedem Gesellschaftssystem, um dort Gläubige für ihren Laden aufzutun. Also muss sie/der Islam auch in der Zinswirtschaft mitmachen, denn der Kredit ist der Treibriemen des Kapitalismus (Marx, Kapital, 2, Band).

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ItsJustMe38  17.07.2021, 22:50
@WisperndesGras

Kauft an und verkauft. Das ist hier der Knackpunkt. Die Bank ist handelt nicht mit Geld sondern mit Immobilien.

Diese Art des Handels ist erlaubt und wird in den Hadithen des Propheten ausdrücklich erlaubt.

In der Hadith geht es um jemanden, der Datteln schlechter Qualität gegen Datteln guter Qualität in geringerer Menge tauscht. Der Prophet hat gesagt, das ist Zins und verboten, da es sich um die selbe Art von Güter handelt.

Wenn er die Datteln jedoch verkauft und die anderen Datteln mit dem Geld kauft, ist es erlaubt.

Es mag vielleicht gleich klingen, aber genau das macht den Unterschied. Der Ablauf kann identisch sein nur der Kaufvertrag kann Halal oder Haram sein.

Das gleiche gilt bei vielen Sachverhalten, beispielsweise auch bei der Ehe. Ohne Ehe ist jegliche Intimität verboten. Durch 2-3 Sätze ist eine Ehe geschlossen und alles, was vorher verboten war erlaubt. Weil es eben nicht das gleiche ist.

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WisperndesGras  17.07.2021, 22:55
@ItsJustMe38

"Die Bank handelt nicht mit Geld, sondern mit Immobilien.". Ja, genau das ist der Trick. Der Preisaufschlag, den sie erzielt, ist "zufällig" der marktübliche Zins, ohne dass dieser so heißt. Der Preisaufschlag wird vorher mit dem Kunden vereinbart. Dies ist praktisch das Kreditvergabegespräch.

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Alaikum salam,

Wenn der Verkäufer dir sagt:

Wenn du mir das Geld sofort gibst, kostet es 100€

Wenn du mir das Geld innerhalb von einem Jahr gibst, kostet es 105€

In 2 Jahren 110€, etc.

Und du dich für eins davon entscheidest, sodass ihr den Preis und die Laufzeit vor dem Kauf klar ist, und sich nicht verändert, ist das kein Zins und erlaubt. Das sind lediglich unterschiedliche Preisangebote, auf die ihr euch festsetzt.

Der Preis ist dann fix und darf sich im Nachhinein nicht ändern, sonst wäre es wieder Zins.

Soweit natürlich, wenn der Vertrag nur zwischen Verkäufer und Käufer besteht.

Wenn dazwischen noch eine Bank für die Finanzierung tätig ist, sollte man die Verträge genauestens kontrollieren, ob da nicht doch irgendwo Zins versteckt ist.


Wiegehtseuch95 
Fragesteller
 17.07.2021, 21:02

Es wäre noch mit einer Bank, er erhört den Preis des Autos was die Bank Vlt als Zinsen nehmen würde und verkauft es weiter an mich, ist es Weiterverkauf mit Gewinn oder doch Zinsen ?

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ItsJustMe38  17.07.2021, 21:16
@Wiegehtseuch95

Was da genau abläuft, müsstest du fragen, wie es sich anhört, zahlt er einfach die Zinsen selber.

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ItsJustMe38  17.07.2021, 21:40
@Wiegehtseuch95

Er verkauft es für ohne raten für 100€.

Die Bank finanziert für 110€, legt also 10€ zins drauf.

Der Verkäufer sagt dir, er will 110€ ohne Zins. Du zahlst ihm 110€ in Raten, davon bekommt 10€ die Bank.

Ob es in dem Fall auch für dich Haram ist, oder nur für den Verkäufer, weiß ich nicht, müsste man einen Gelehrten fragen.

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Wiegehtseuch95 
Fragesteller
 17.07.2021, 22:21
@ItsJustMe38

Ich hab die ganze Zeit gesucht leider finde ich nichts im Internet, ist es nicht handeln mit Gewinn ?

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ItsJustMe38  17.07.2021, 22:30
@Wiegehtseuch95

Wie oben erklärt, wenn der Verkäufer es dir selber anbietet, ist es kein Problem.

Nur wenn die Bank dazwischen ist wird es problematisch.

Du zahlst das Geld vielleicht in Raten, die Bank gibt das Geld dem Verkäufer direkt nach dem Kauf und nimmt dementsprechend Zinsen ist.

Wie gesagt, wären die Zinsen dann auf der Seite des Händlers und nicht auf deiner, daher bin ich da eher im Zwiespalt und würde einen Gelehrten fragen, oder eben direkt sein lassen.

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Wiegehtseuch95 
Fragesteller
 18.07.2021, 00:52
@ItsJustMe38

Das am häufigsten angewendete Finanzierungsinstrument in der Islamic-Finance-Praxis ist der Murabaha-Vertrag. Dieser ähnelt im Aufbau einem Kauf- und Rückkaufvertrag. Der Finanzier erwirbt für den Käufer eine Ware, bezahlt diese und wird Eigentümer. Anschließend verkauft der Finanzier seinem Käufer die erworbene Ware. Der Käufer bezahlt den Warenpreis zu festgelegten Bedingungen. Diese Bedingungen sind u.a. ein höherer Preis als der Einkaufspreis des Finanziers. Ferner wird vertraglich festgelegt, ob in einer Einmal- oder Ratenzahlung getilgt werden soll.

Der Murabaha-Vertrag bezieht sich auf den Verkauf von Gütern mit einem vorher vereinbarten Gewinnaufschlag für den aufgetretenen Aufwand des Finanziers. Der gezahlte Preis an den Verkäufer und der Gewinnaufschlag sind dem Käufer von Anfang an bekannt.

Das Risiko des Finanziers besteht in der Zeit zwischen Kauf des Gegenstandes und dem Weiterverkauf an den Käufer. Denn ein Kaufvertrag mit Preisfestlegung kann erst dann ausgeführt werden, wenn der Finanzier tatsächlich Eigentümer des Gegenstandes ist.

Es gibt auch berechtigte Kritik bei den Praktiken von Murabaha-Transaktionen. So sind Verträge ungültig bzw. beinhalten Zinskomponenten, wenn die Bank nur unter vertraglicher Bedingung eine Ware oder ein Gut kauft, um sie dann an den Käufer weiter zu verkaufen. Bei der korrekten Vorgehensweise kann lediglich eine Zusage des Käufers ggü. der Bank ausgesprochen werden. Die Zusage ist vertraglich nicht bindend und ohne Konsequenzen. 

Ist es nicht das selbe ?

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Die Zinsen bei der Finanzierung deckt ja eigentlich den Vorschuss (Kredit) ab, den eine Bank dem VK gibt. Und Geliehenes kostet mehr Geld, als der eigtl Wert des Geldes!

Was nicht finanziert wird, sollte also nicht teurer sein!

Damit wären die Zinsen ja nur auf den Kaufpreis verlagert...