Findet ihr TRINKGELD fair?

14 Antworten

Ich gebe lieber anständiges Trinkgeld damit ich mir z.B. den Gang zum Friseur noch irgendwie leisten kann. Denn wenn mein Beispiel Friseure besser verdienten würden selbstverständlich die Preise auch angehoben werden müssen und nicht nur die.

Es wird zukünftig ohnehin schon durch die steigende Inflation teurer, daher ist ein hoher Lohn vollkommener Schwachsinn. Der treibt dann die Preise dann so hoch dass sich die wenigsten Menschen Dienstleistungen noch leisten können. Was letztendlich die Schließung der Läden und somit dann massive Arbeitslosigkeit nachsichziehen wird.

Tasha  06.11.2020, 12:39

Das ist aber auch ein fatalistisches Denken! Also lieber Dumpinglöhne, die die Arbeit erhalten, quasi ein selbsterhaltender Kreislauf, statt anständige Löhne? Und beim Friseur gibt es auch immer wieder Dienstleistungen, die nur eine halbe Stunde oder so dauern und die sich dann jeder leisten könnte. Mal die Haare mit gerader Kante wieder kurz schneiden, für Langhaarige einmal im Jahr, mal den Pixie nachschneiden (dauert oft nur eine halbe Stunde, dafür muss man alle zwei Monate hin) könnte sich wohl auch mit anständigen Löhnen jeder leisten. Ausgefallene Frisuren dann vielleicht nur für Menschen, denen das das Geld wert ist oder die das Geld übrig haben. So wie ja auch andere Behandlungen sich nicht jeder leisten kann (Schönheits-Zahnehandlungen, Bleaching etc.).

Langhaarige mit gerader Kante können sich die Haare selbst schneiden. Früher hat oft auch die Mutter oder Ehefrau die Haare der Männer (Kurzhaarfrisur) der Familie problemlos nachgeschnitten, ohne Ausbildung.

Jedenfalls zu sagen "es muss sich jeder leisten können, daher müsst ihr Dienstleister auf gutes Gehalt verzichten" ist fies. Stelle dir vor, wir würden diese Argumentation beim Arzt anbringen! OPs sind nötig, daher muss sich die jeder leisten können, der Arzt bekommt jetzt nur noch 1500 € netto! Wie viele Menschen hätten dann Angst vor der OP!?

0

In Deutschland sollte eigentlich keiner vom Trinkgeld leben müssen. Keine Ahnung, wie das bei "Toilettenfrauen" ist, die öffentliche Toiletten sauber halten. Von denen hörte man zumindest öfter, dass das dort entrichtete Geld komplett an einige Arbeitgeber floss und der Putzfrau nicht zugute kam. So ist das ja vom Benutzer nicht gedacht!

Unfair finde ich eher, dass Trinkgeld nur in bestimmten Branchen üblich ist, in anderen aber auch sinnvoll wäre. Wenn ich mir bei Subway ein Sandwich belegen lasse mit zig Extrawünschen, die nicht im normalen Arbeitsablauf automatisiert sind, dann wäre doch ein Trinkgeld angemessen, oder nicht?

Viele geben es aber nur im Restaurant, und da auch nur, "weil das so üblich ist".

Meines Wissens kommt in Deutschland (fast) jeder, der Vollzeit arbeitet, auf einen Mindestlohn. Hier wäre ein Trinkgeld eher für die davon ausgenommen sinnvoll, also vor allem für Langzeitarbeitslose und einige Freiberufler, die teilweise weit unter dem Mindestlohn liegen. Leider weiß man das als Kunde ja oft nicht. Gerechter wäre allerdings eine Sicherung des Mindestlohnes für alle Arbeitenden!

In den USA dagegen erhält eine Servicekraft im Restaurant oft ja nur weniger als $5, manchmal nur $2 pro Stunde vom Chef. Natürlich braucht die dann ein Trinkgeld zum Überleben und natürlich wäre es sinnvoll, dass jeder Gast auch einen angemessen hohen Betrag als Trinkgeld gibt, damit sie am Ende ihre Kosten decken kann. Diese Regelung finde ich sehr unfair, weil einige Gäste vielleicht selbst sparen müssen - andere Servicekräfte, die essen gehen z.B. - und sich dann wahlweise ein Kreislauf aus Trinkgeld verweigernden Gästen und damit armen Serviceangestellen ergibt oder die Tatsache, dass solche Menschen selbst nie Essen gehen können, weil sie sich das Trinkgeld nicht leisten können.

Im Prinzip steht mMn jedem, der sich mit mir Mühe gibt, ein Trinkgeld zu. Also jedem, der nicht nur nach Schema-F arbeiten muss. Ausgenommen davon sind Menschen mit schon hoher Bezahlung wie Ärzte. Bei Physiotherapeuten kenne ich das Gehalt leider nicht. Aber solche Menschen wie Physiotherapeuten, Friseuren, Nageldesignern, Kosmetikern, Subwayangestellten etc. steht mMn ein Trinkgeld zu, weil sie individuelle Arbeit leisten. Sie gehen auf Kundenwünsche ein, geben sich für jeden Kunden individuelle Mühe. Dagegen sehe ich persönlich nicht so ganz ein, warum ich einem Taxifahrer Trinkgeld geben soll, dessen Fahrt schon meist sehr teuer ist, einem Busfahrer dagegen nicht, obwohl der ggf. mehr Stress hat.

In einigen Bereichen wie Fastfoodrestaurants ist es sicher auch ungerecht, weil die Mitarbeiter auch wenig Geld und Ansehen bekommen. Ich würde aber Trinkgeld als Geld für individuelle Mühe definieren, und da hat nun mal der Subwaymitarbeiter mehr zu tun als der McDonald's-Mitarbeiter, der einfach die fertigen Burger über die Theke reicht. Für die individuelle Bezahlung der Mitarbeiter ist das sicher trotzdem ungerecht.

Und vergessen wir nicht: Andere Menschen im "Servicebereich", vor allem Lehrer mit einem an sich schon guten Gehalt, bekommen auch immer wieder "Anerkennungen", Geschenke der Elternbeiräte oder einzelner Schüler. Das betrifft auch oft private Musiklehrer oder Trainer, solche Menschen wie McDonald's-Mitarbeiter aber nie, obwohl die wohl teilweise härter arbeiten/ mehr Stress haben.

Nicht gerecht finde ich allerdings einen Druck auf Kunden, Trinkgeld zu geben. Wenn jemand lange spart, um mal essen gehen zu können oder sich mal einen Friseurbesuch leisten zu können, weil er sehr wenig Geld verdient, dann sollte man ihn mMn nicht moralisch zu einem Trinkgeld drängen. Sonst verzichten solche Menschen nämlich auf einen Luxus, den andere sich jeden Monat gönnen!

Weil generell Arbeit in Deutschland, die keinen hohen Bildungsstand erfordert, schlecht bezahlt wird. Alle Betriebe sind auf Maximierung des Gewinns aus. Gehälter zu drücken ist eine Möglichkeit Gewinn zu maximieren.

Sich zu sagen: „Och, ich bin nett, ich gebe dir 14,11€ statt 10,11€ pro Stunde" ist eine Fähigkeit, die den meisten Betriebsinhabern, Personalern, Betriebswirtschaftlern etc. fehlt.

Und deswegen ist es auch realitätsfern anzunehmen, das wenn niemand mehr Trinkgeld geben würde, Kellner und Co. auf einmal gutes Gehalt bekommen würden.

Bei uns bekommt man in Gastronomie und Tourismus (sofern man korrekt und auch mit der wirklichen Arbeitszeit angemeldet ist) einen höheren Lohn als einfache Büroangestellte und kann auch ohne Trinkgeld an sich gut leben.

Problematisch wirds bei nicht korrekter Anmeldung oder hohen Zusatzkosten wegen weit entfernten Saisonstellen.

Im Ausland oder international wie am Kreuzfahrtschiff siehts dann ganz anders aus. Die bekommen zum Teil nur Bett und Essen und gar keinen Lohn unter dem Motto "gibt eh Trinkgeld"

Trinkgeld gibt es nur in wenigen Sparten und die, die Trinkgeld bekommen (in Deutschland!) sind damit nicht die schlecht verdienenenden. Eigentlich ist in Deutschland zumindest für Angestellte der Mindestlohn Pflicht (selbst wenn er manchmal unterlaufen wird). Selbstständige bleiben öfters unter dem Mindestlohn, aber die bekommen kaum je mal Trinkgeld.