Findet ihr das Wort "Femizid" spalterisch oder angebracht?
Man hört das Wort ständig und ich weiß nicht was ich von dem Begriff halten soll..
7 Antworten
Also ich höre das Wort nicht ständig und finde es auch nicht besonders angemessen. Warum sagt man nicht besser "Tötung" oder "Morde" an Frauen. Die Vokabel Femizid abstrahiert das und gibt dem Problem einen wissenschaftlichen und distanzierten Anstrich. Es bleibt für meinen Geschmack irgendwo die moralisch-ethische Komponente auf der Strecke. Aber das ist natürlich nur meine persönliche Empfindung.
Ich höre diesen Begriff nicht ständig, wohl weil es hierzulande nicht ständig passiert, dass Frauen nur deshalb von Männern getötet werden, weil sie Frauen sind.
Ich weiß nicht, inwiefern der Begriff "Femizid" spalterisch sein soll. Was du damit meinst, hättest du m. E. erklären müssen.
Angebracht. Die Zeit, wo Morde an Frauen durch ihre (Ex-)Partner als "Familiendrama" verharmlost wurden, gehen zum Glück allmählich ihrem Ende zu. Das war nämlich lange Zeit der Begriff, der statt "Femizid" für Tötungsdelikte dieser Art verwendet wurde.
"Familiendrama" schiebt es ins Private, in die eigenen vier Wände und geht in die Richtung, in die auch du hier abgedriftet bist - der Frau unterstellen, dass sie die Gewalt ja irgendwie schon provoziert haben muss. Victim Blaming nennt man das auch. Und all das in Kombination stellt eine Verharmlosung von Mord dar.
der Frau unterstellen, dass sie die Gewalt ja irgendwie schon provoziert haben muss.
Schon erstaunlich was Du aus meinen Kommentar liest. Ich habe geschrieben, dass Frauen nicht immer Unschuldslämmer sind. Das ist etwas anderes als die Unterstellung, das sie an der Gewaltanwendung gegen sie selbst Schuld trügen. Als bitte unterlasse doch derartige unbelegte Unterstellungen.
Du benutzt sogar einen Begriff, in dem "Schuld" drin steckt und behauptest trotzdem, den Frauen keine Schuld an der Gewalt zu geben? Ach bitte, ein bisschen selbstreflektierter...
Wenn Du den Sinn meiner Sätze nicht erfassen kannst, ist das Dein Problem. Deine Zurechtweisungen kannst Du Dir sonstwo hinschieben!
Er ist unnötig, weil es diese Form von Tötungsdelikt in der anderen Richtung in keiner irgendwie statistisch relevanten Anzahl gibt.
Bei Femiziden werden Frauen aufgrund ihres Geschlecht gewaltsam getötet. Überwiegend sind die Täter (Ex-)Partner. Maßgebend werden sie durch die Beziehungen und erster Linie dem männlichen Verhalten bestimmt.
Von daher ist es eine zutreffende Beschreibung.
Wieso oder "wo" spaltet der Begriff denn?
Femizid ist nach wie vor in manchen Kulturen noch immer existent.
Schau dir mal alleine Indien an. Mitgiftmorde, Mädchen und Frauen sind quasi Nutzwerkzeuge bis sie unbrauchbar werden. Neugeborene Mädchen weden im Verborgenen umgebracht (entweder durch die Verwandten oder durch die Hebamme die dafür Geld bekommt bzw. unter Druck gesetzt wird dies zu erledigen). Wieso: Weil sie weiblich sind und die Familie möglicherweise bereits weiblichen Nachwuchs hat, sich daher keine weitere künftige Mitgift leisten kann.
Der Begriff ist wichtig. Denn dadurch wird es real, nicht wegwischbar/ ignorierbar. Sicher, es wär viel einfacher sich keine Gedanken darüber zu machen und die Hände in den Schoß zu legen. Betrifft mich nicht direkt, sollen die unter sich irgendwie lösen".
Männer werden, allein wegen ihres Geschlechts, nicht wie Ware behandelt/ heruntergewirtschaftet/ entsorgt oder "wegen ihres Geschlechts" nach der Geburt getötet. Da findet kein Genderizid statt.
Ja in solchen Kontexten finde ich die Benennung auch essentiell.
Ohne kriminalstatistische Daten zu recherchieren gehe ich einmal davon aus, dass Gewalt weit überwiegend von Männern gegen Frauen ausgeübt wird. Aber warum die Verwendung des Wortes "Familiendrama" eine Verharmlosung darstellen sollte, erschließt sich mir nicht. Wenn ich diese Vokabel ohne nähere Beschreibung der Umstände in der Presse lese, vermute ich ohnehin zunächst einmal Gewalt, die von Männern ausgeht. Frauen sind dabei allerdings nicht immer a priori die Unschuldslämmer. Aber sei's drum, körperliche Gewalt, egal von wem sie ausgeht, ist grundsätzlich zu verurteilen!