"Falsches" Satzzeichen in einem Vers, Warum?

4 Antworten

Das snd alles Ausrufe mit dem Ausrufezeichen am Schluss.
Und Glück haben wir, dass es überhaupt kommt, das Zeichen.
Goethe lässt auch mal den Schwager Kronos "haudern", und Günter Grass hat die neue Rechtschreibung völlig negiert.

Künstler eben!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Unterricht - ohne Schulbetrieb
seventeenblack 
Fragesteller
 06.04.2020, 16:39

Das mit dem Ausruf, dass habe ich in dem Kontext übersehen, da viele Fragen im kompletten Gedicht gestellt werden, da dachte ich das wäre Absicht, dass diese "Frage" ein ! verdient hat :-D Danke

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Hier ist Goethe meines Erachtems inkonsistent. Da er zu seinem Herz redet, erwartet er sicher keine Antwort. Jegliche Frage ist daher eine rhetorische Frage, also die beiden ersten Zeilen und die letzte. Somit müssten diese drei Zeilen das gleiche Satzzeichen am Ende haben.

Heutzutage würde man allen drei Zeilen ein Fragezeichen geben und der dritten Zeile zusätzlich noch ein Ausrufungszeichen.

Vielleicht war es zu Goethes Zeiten üblich, nur ein Satzzeichen zu schreiben, und Ausrufungszeichen hatte Vorrang vor Fragezeichen, so dass er letzteres wegließ.

Nur, weil ein WIE darin vorkommt, muss es kein Fragesatz sein. Es ist ein Ausruf, wie bei "Welch ein fremdes, neues Leben".

Anderes Beispiel: Was für eine Sauerei!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – ehem. Lehrer für Deutsch, Mathematik, Kunst, Sachkunde
seventeenblack 
Fragesteller
 06.04.2020, 16:34

Danke für die Antwort. Ich habe anscheinend das Problem sowas als Ausruf zu sehen. "Was für eine Sauerei!" kenne ich ja daher, weil ich es selber sage. Dass das ein Ausruf in Goethes Gedicht ist, sehe ich jetzt. Aber ich habe auch schon ein Gedicht gelesen, indem ein ähnlicher Satz stand und mit einem Punkt beendet wurde. Würde man daraus zb "Wie kamst du nur dazu." machen. Ist es dann ebenfalls ein Ausruf? Ich habe extra gerade mal für ein Beispiel geschaut, aber ich finde keins.

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Die Zeichensetzung in dem Goethe-Gedicht ist m.E.völlig in Ordnung. Denn nur die beiden ersten Zeilen enthalten echte Fragen, nach denen ein ? zu setzen ist. Die Zeile 3, " Welch ein fremdes neues Leben" ist keine Frage, sondern eine (etwas verwunderte) Feststellung eines neuen Tatbestands oder Geschehens. Auch die folgenden Zeilen enthalten keine Fragen, sondern sind Ausrufe und Feststellungen. Und die letzte Zeile, "Ach wie ..." ist auch keine Frage im eigentlichen Sinn, auf die eine Antwort erwartet wird, sondern mehr ein Resumme der vorangehenden Zeilen. Aber hier hätte wohl auch ein Fragezeichen angebracht werden können, das Goethe aber in dichterischer Freiheit weggelassen hat.