Exegese Lk 18, 9-14

3 Antworten

Liebe Nadiaana! Dein Lehrer hat dir einen sehr schönen Text ausgesucht. !.) Es geht um Pharisäer uns Zöllner. Du solltest erklären, was es mit diesen Personengruppen im alten Israel auf sich hat. 2.) Dann kanst du die Gebete untersuchen, worum die beiden beten und wie sie sich Gott vorstellen. 3.) Vielleicht kannst du auch etwas über den Tempel schreiben, wie der aussah und wo wohl die beiden standen. Aber das ist hier nicht ganz so wichtig. 4.) Besonders wichtig ist, was in den beiden Versen 9 und 14 steht, was diese Verse mit den beiden Betern zu tun haben und wie wie Jesus die Menschen beurteilt. Wenn du das alles in eine gute Form bringst, wirst du gewiss mit deiner Arbeit einen schönen Erfolg erreichen.

Hallo nadiaana, Lukas 18:9-14 leitet sich ein mit den Worten:

Er redete aber auch zu einigen, die auf sich selbst vertrauten das sie gerecht seien und die übrigen für nichts hielten, in diesem Gleichnis: (...)

Nun werden zwei Menschen in derselben Situation vorgestellt - beide gehen zum Tempel um zu Gott zu beten. Der eine ist Pharisäer - ein Mann der als Schriftgelehrter vor den Menschen in hohem Ansehen steht. Das andere ist ein Zöllner, er gehört einem Berufsstand an, der aufgrund oftmals korrupter Praktiken verrufen ist.

Der Pharisäer beginnt sein Gebet mit einer ausführlichen Litanei über all die Leute die in seinen Augen nichts darstellen...versichert dann selbstgerecht wie froh und dankbar er ist, selbst alles richtig zu machen. (Lukas 18:11-12)

Ganz anders der Steuereinnehmer, der sich bewußt ist, was er alles auf dem Kerbholz hat. Im Gebet wird ihm dies umso bewußter und so kann er kaum aufsehen und schlägt sich in demütiger Gebärde auf die Brust - er versucht garnicht erst sich rauszureden, stattdessen sagt er: "O Gott sei mir einem Sünder gnädig." (Lukas 18:13)

Jesus erklärt seinen Zuhörern dann:

Ich sage euch: "Dieser ging als gerechter erwiesen als jener in sein Haus hinab; denn jeder der sich selbst erhöht wird erniedrigt werden, wer sich aber selbst erniedrigt wird erhöht werden."

Die Lehre die seine Zuhörer aus dieser Veranschaulichung ziehen konnten, war einfach...

Kein Mensch hat das Recht auf andere herabzublicken, oder über andere zu urteilen - (aus welchen Gründen auch immer), Stolz und Hochmut macht uns sogar für Gott unannehmbar. Wer also Gottes Wohlgefallen haben möchte, tut gut daran über seine Gesinnung und innere Einstellung zu anderen Menschen nachzudenken!

LG IID

sowas123  21.06.2012, 13:39

Sehr gute Antwort, danke IlsaLundt!

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Hi, der Zoll (die Steuern) wurden in neutestamentarischer Zeit nicht vom Staat erhoben, sondern an Privatfirmen verpachtet. Die stellten dafür Privatpersonen ein. Was oberhalb der Pacht erzielt wurde, war Gewinn des Pächters. Daher waren Zöllner betrügerisch, wandten willkürlich unterschiedl. Tarife an, schikanierten. Zöllner waren daher unehrenhaft und auf der untersten sozialen Rangstufe, wurden Dirnen, Heiden, Verbrechern, Samaritern (Mischlinge) gleichgesetzt. Pharisäer waren Schriftgelehrte, seit alters reinrassige Juden und dem Tempeldienst verpflichtet, die alle Gebote der Thora erfüllten - also höchstangesehene Personengruppe in Israel. Der Pharisäer dankt Jehova, daß er nicht so ein Lump wie der Zöllner ist. Der Zöllner wagt nicht die Augen aufzuheben, bekennt seine Schuld (Gott sei mir Sünder gnädig). Jesus meinte nun im Gespräch mit Gesetzestreuen (Gutmenschen), daß der Zöllner gerechtfertigt sei, denn: wer sich erhöht, wird erniedrigt erden, wer sich erniedrigt, wird erhöht werden. Jesus will nun nicht die Pharisäer verdammen (sie waren ja die einzig ernsthaft Glaubenden und Schriftgelehrten, die einzigen (auf Augenhöhe) Gesprächspartner Jesu. Sondern er will aufweisen, daß auch ein Zöllner Buße tun und Vergebung erhalten kann - aber auch daß selbst ein Pharisäer nicht vor Selbstgerechtigkeit gefeit ist. Gruß Osmond

IlsaLundt  16.06.2012, 00:01

Der erste Teil deiner Antwort ist richtig, unlogisch dagegen deine Schlußfolgerung das Jesu die Pharisäer nicht verdammen wollte, wenn man seine Worte aus Luk.18:14 bedenkt. Er verurteilte sogar mehrfach eindeutig das heuchleriche Verhalten der Pharisäer und Schriftgelehrten, insofern sie nur vorgaben Gott zu dienen und stattdessen ihre eigenen Interessen im Auge hatten - nachzulesen in Matthäus 23:23 u.28. Auch sprach Jesus stets auf Augenhöhe und ohne Vorurteile mit allen Menschen die ihm begegneten, egal ob Kind , Mann, Frau und egal welcher Gesellschaftsschicht angehörig, was ihn im wesentlichen von den Menschen seiner Zeit unterschied.

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osmond  16.06.2012, 09:40
@IlsaLundt

Hi, Jesus war Abkömmling der Pharisäer gleich dem Gründer der Christenheit: Paulus Saulus. Die Evangelien wurden stark vom christlichen Antijudaismus geprägt, die moderne Forschung sieht die Dinge etwas anders. Siehe Link. lgO http://de.wikipedia.org/wiki/Pharis%C3%A4er#Pharis.C3.A4erundChristentum Zitat: Aufgrund der Entstehung des Neuen Testaments nach dem Bruch zwischen Judentum und Christentum vermuten Kritiker eine verzerrte Darstellung der Pharisäer, die zur Zeit der Entstehung jener Schriften zur dominanten jüdischen Richtung geworden waren. Sie weisen darauf hin, dass Jesus pharisäische Positionen der Schule des Hillel (Nächstenliebe) oder der des Schammai (zur Ehescheidung) vertrat. Seine Auffassung von einem Leben nach dem Tod ist ebenfalls bei den Pharisäern zu finden. Auch die Anrede Rabbuni (=Meister, Lehrmeister) weist Jesus als in der pharisäischen Tradition stehend aus. Die überlieferten Auseinandersetzungen wären danach eher als talmud-typische Diskussionen der jüdischen Streitkultur zu sehen, die spätere Schreiber als tiefere Konflikte verstanden oder propagandistisch gedeutet haben. Andere sehen die neutestamentliche Darstellung der Pharisäer als Karikatur. Jesu Erklärung, dass einem geheilten Mann nun die Sünden vergeben seien, folgt der pharisäischen Auffassung jener Zeit; eine Verurteilung Jesu als Gotteslästerer aufgrund seiner Erklärung widerspricht dem historischen Bild der Pharisäer. Auch Jesu Heilung am Sabbath, im neuen Testament von Pharisäern verurteilt, verletzt keine der bekannten rabbinischen Vorschriften (siehe dazu auch „Mishneh Torah“ des RaMBaM (Schabath 2-3). Ebenso erscheint die Ablehnung der Pharisäer gegenüber Jesu Botschaft an die gesellschaftlichen Randgruppen (Bettler, Steuereintreiber) im Widerspruch zur rabbinischen Tradition, die ebenfalls eine Vergebung für alle lehrt. Ein genauer Vergleich zeigt, dass viele der Lehren Jesu im Einklang mit denen der Pharisäer stehen. Grund für eine negative Beurteilung der Pharisäer mag die Wendung der christlichen Mission von den Juden zu Nichtjuden gewesen sein. Hierbei war eine negative Darstellung der Juden - seit etwa dem Jahre 70 durch die Pharisäer repräsentiert - vorteilhaft. Das Christentum verstand sich als Vollendung der Heilserwartung des Judentums und damit als etwas Neues, das sich auch vom Judentum deutlich abgrenzte. Nach der Darstellung der Apostelgeschichte war dagegen Paulus selbst Pharisäer (Apg 23,6 EU). Auch nach seiner Hinwendung zum neuen „Weg“ betonte er seine Zugehörigkeit zum Volk der Judäer (Apg 24,14-19 EU), die Treue zu traditionellen Riten und speziell die pharisäische Vorstellung einer Auferstehung. Umgekehrt scheinen Pharisäer vor der Trennung Sympathien für die „Schule der Nazoräer“ gehabt zu haben (Apg 15,5; 23,7-9)

Zitat: Eugen Roth: Der Salto Ein Mensch betrachtete einst näher die Fabel von dem Pharisäer, der Gott gedankt voll Heuchelei dafür, dass er kein Zöllner sei. Gottlob! rief er in eitlem Sinn, dass ich kein Pharisäer bin!

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IlsaLundt  16.06.2012, 10:39
@osmond

Jesus wurde in eine einfache jüdische Familie hineingeboren, war kein Pharisäer. Man verwunderte sich sogar über seine Kenntnisse der Schriften und die Kraft seines Lehrens, weil er eben bekannt war, als des Zimmermanns Sohn.

Saulus Paulus von Tarsus dagegen gehörte eindeutig zur jüdischen Oberschicht -als Spross einer prominenten Familie, hatte er auch eine umfassende religiöse Erziehung anhand der Schriften genossen (zu Füssen Gamalies erzogen). Von Saulus ist bekannt das er vor seiner Bekehrung durch Christus, die Christen verfolgte - allerdings in der Annahme Gott damit einen hlg. Dienst zu erweisen.

Christus prangerte übrigens die Pharisäer und Schriftgelehrten an, die vorgaben den Willen Gottes zu tun, in Wirklichkeit durch ihr handeln aber zeigten das sie kein Herz für andere hatten und statt ihre Mitbrüder zu entlasten, ihnen noch weitere Bürden auferlegten - ohne den Sinn des Gesetzes zu beachten.

Nach seinem visionären Erlebnis, bei dem Christus Paulus den richtigen Weg wies, wurde er ein Nachfolger Christi und nahm seinen erhaltenen Auftrag bereitwillig an, die Frohe Botschaft allen Menschen zu bringen. Er hatte dann einen großen Anteil an der Ausbreitung des Christentums - Gründer war aber Jesus Christus selbst - weswegen sich seine Nachfolger auch logischerweise Christen nennen.

Zu deinem Zitat :-) erlaube ich mir eine kleine Ergänzung... ;-)

Persönliche Entwicklung kann keine Eitelkeit brauchen

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osmond  16.06.2012, 13:03
@IlsaLundt

Hi, Deine Egänzung ist leicht mißverständlich: Eitelkeit heißt auch: Nichtigkeit, Vergänglichkeit, vergebliches Streben: "es ist alles ganz eitel, sprach der Prediger" - Prediger Salomo 1, 2. Dazu: vereiteln (nichtigmachen). Und unser damaliger Kronprinz hieß Eitel Friedrich von Preußen. lgO :-))

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IlsaLundt  16.06.2012, 14:24
@osmond

Bei möglichen Mißverständnissen ergibt sich der Wortsinn immer aus dem Zusammenhang :-) ...der wiederum ein anderer ist, wenn ich mir wünschte, das immer alles eitel Sonnenschein wäre :-))

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sowas123  21.06.2012, 13:42
@IlsaLundt

IlsaLudt hat Recht, Jesus war in die Familie eines einfachen Zimmermannes hineingeboren worden. Er war auf keinen Fall Pharisäer. Paulus hingegen, der einige Briefe verfaßt hat, war ein sehr gelehrter Pharisäer gewesen, erzogen zu den "Füßen Gamalies".

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osmond  22.06.2012, 21:30
@sowas123

Hi, Jesus Jeshua war Rabbiner und des Lesens und Schreibens kundig. Oder wurde zumindest so angesprochen. Der reinrassige Jude Jeschua (Jesus) stand der Partei der Pharisäer zumindest sehr nahe. Ich korrigiere mich somit: Jesus ist lt. Bibel reinrassig (von König David bstammend) - vergleichbar den rassereinen Pharisäern. Entstammt einer adligen jüdischen Familie. Ist Schriftgelehrter. Steht den Lehren der Pharisäer nahe. lgO http://de.wikipedia.org/wiki/Jesus_von_Nazaret Zitat: Nach einem von Eusebius überlieferten Zitat des Hegesippus ließ Kaiser Domitian bei seiner Christenverfolgung (um 90) die noch lebenden Großneffen Jesu verhaften und verhörte sie. Dabei hätten sie die Frage nach ihrer davidischen Abstammung bejaht, vom Kaiser deshalb vermutete politische Ambitionen aber verneint und ihre bäuerliche Armut betont. Sie seien freigelassen worden und danach zu Kirchenführern aufgestiegen. Dass Jesu Angehörige sich als Nachfahren von König David sahen, gilt daher als wahrscheinlich ----- Viele Forscher nehmen heute an, dass Jesus den Pharisäern unter damaligen Juden am nächsten stand.

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