Erich Fried - Definition; Erklärung einer Zeile?
Ein Hund
der stirbt
und der weiß
dass er stirbt
wie ein Hund
und der sagen kann
dass er weiß
dass er stirbt
wie ein Hund
ist ein Mensch
Hallo liebe Mitmenschen. Das Gedicht hab ich verstanden, ich verstehe, worauf der Dichter hinaus will. Was ich allerdings nicht verstehe, ist die Aussage "wie ein Hund". Ich weiß schon, was "wie ein Hund sterben" zu bedeuten hat (= elender Tod).
Doch was hat das mit dem restlichen Kontext des Gedichts zutun? Ist es etwas bestimmtes, persönliches, worauf der Dichter Bezug nehmen möchte? Denn man könnte annehmen, dass das Gedicht sagt, jemand der nicht wie ein Hund stirbt, also einen angenehmen Tod hat, sei weniger Mensch (ich weiß natürlich, dass das nicht ganz so einfach ist).
Welche Rolle spielt es, auf welcher Weise ein Mensch stirbt? Ich hätte angenommen, dass die Zeile "wie ein Hund" ziemlich irrelevant sei und man könnte sie weglassen, doch der Autor hat sich bewusst dazu entschieden, die einzufügen - wieso? Welche Bedeutung hat das?
Ich freue mich über jede Antwort.
4 Antworten
Das Gedicht ist eine Definition des Menschentums bzw. Menschseins:
Der Mensch sei das einzige Wesen, das ein Todesbewusstsein hat und es auch noch ausdrücken kann.
Das "wie ein Hund" - zunächst wörtlich und dann metaphorisch - schlägt eine Brücke zwischen Anfangs- und Schlusswort des Gedichtes (Hund/Mensch).
Vielleicht spricht er über das Bewusstsein, dass wenn der Hund weiß, dass er stirbt, nur dann mehr ist als nur ein Hund.
ich meine, wahrscheinlich liegt die Vermutung, dass Hunde eher verwöhnt werden und keine Angst vor nichts haben müssen, weil sie beschützt werden, essen bekommen und so weiter.
Sie leben im Grunde in einem Traum oder Schlaraffenland.
Ich weiß nicht von wem das Zitat ist, aber „Wir haben zwei Leben, das zweite beginnt, wenn wir merken, dass wir nur eines haben“ So in die Richtung.
Wenn ein Mensch oder ein Hund sich keine Sorgen um den morgigen Tag oder den Tod macht, wie soll er dann leben?
Deshalb denke ich, dass er damit meint, dass ein Hund wie ein Mensch sein kann, wenn er sich über seinen Tod bewusst ist.
Für mich sind das zwei Bedingungen (Zustände) , die beschrieben werden und diese dann eine Folgerung haben. Mehr kann ich daraus nicht interpretieren, "wie ein Hund" ist keine zwingende Bedingung.
Ein Hund
Bedingung 1 (Zustand 1)
und der sagen kann
Bedingung 2 (Zustand 2)
ist ein Mensch
Deine Antwort beantwortet meine Frage zwar nicht, aber ich danke dir vielmals für deine Antwort. Schönen Abend noch
Meinst Du, Fried meint auch wirklich „wie ein Hund“ sterben/leiden in unserem Zusammenhang? Also wie Du beschreibst,daß er weiß,das er elend stirbt?
Vielleicht meint er tatsächlich nur,daß dem Hund klar wird,daß er wie ein Hund (biologisch gesehen) stirbt. Also was Alter,mögliche Todesursache angeht,ein Hund wird wohl nicht im Altenheim enden.
Und das diese Erkenntnis ihn zum Menschen erhebt,die Möglichkeit,sich so zu betrachten?
Nur ein Gedanke.
und hey.. der muss sein:
Ist da noch keiner drauf gekommen:
Erich Fried Chicken? 😇