Enthält der Koran eine Aufforderung, Nicht-Muslime zu töten?

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Islamische Theologen diskutieren jedoch, seit der Ausrufung des „Islamischen Staats“ durch Abu Bakr al Bagdadi, kontrovers darüber, wie solche und auch andere Koranstellen zu deuten sind. Während die Extremisten im Wortsinn Fundamentalisten sind und einzelne Sätze des aus dem 7. Jahrhundert stammenden Korans auch heute wörtlich anwenden wollen, verweisen die meisten Religionsgelehrten auf den konkreten „Offenbarungsanlass“ (sabab al-nuzul); dabei gilt es, die historischen Umstände von Ort und Zeit, in die hinein die Offenbarung erfolgt ist, zu berücksichtigen, und ein allgemeines Prinzip zu formulieren, das in anderen Zeiten und an anderen Orten als in Mekka und Medina angewandt werden kann. Zeitgenössische konservative Theologen wie Yusuf al Qaradawi argumentieren beispielsweise in der Auslegung von Koran 9:29, dass die Nichtmuslime in der Frühzeit des Islam den Tribut, also die „Kopfsteuer“ (dschizya), zu entrichten gehabt hätten, weil sie vom Militärdienst, zu dem jeder Muslim verpflichtet gewesen sei, befreit waren. Heute gebe es keinen Militärdienst ausschließlich für Muslime, daher könne auch nicht die „Kopfsteuer“ erhoben und die Nichtbezahlung zu einem Delikt gemacht werden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
mulan2255  19.03.2021, 11:33

Das sagen die Ulama nicht erst seit Existenz des IS. Das tun sie schon seit 1000 Jahren. Jeder Vers hat im Prinzip Kontexte, textlich wie historisch. Und solche Verse stehen immer im Kontext mit Ereignissen, treffen Regelungen und Gebote inkl. Verbote und Grenzen im Handeln, d.h. Kriegsrecht. Wer nicht nur Versepickerei betreibt, wie es die Extremisten und Islamhasser gleichermaßen tun, muss sich schon die Mühe machen und den ganzen Quran und die Geschichte und auch die Fülle der außerkorsnischen Überlieferungen berücksichtigen. Ohne solches Wissen führen „Auslegungen“ immer in die Irre. Heute ist es Mode geworden, die 1000 Jahre quranexegese und alle dazugehörigen Wissensgebiete zu ignorieren. Manchen reicht es sogar, diese gar nicht zu kennen. Und den Quran kennen sie auch nicht einmal wirklich. Versepickerei oder copy and Paste ist heute sehr einfach. Hirnlos und frei von Wissen. Und aus dieser Unwissenheit und aus den fehlenden Kontexten heraus wird dann interpretiert. ... Küchentischexegese nenne ich sowas.

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Ist das nicht sehr radikal ? Wie stehen Muslimische Menschen die in Deutschland leben zu solchen Versen ?

Verse vom Koran werden nicht von irgendwelchen Individuen nach Lust und Laune interpretiert.

Das beste Beispiel für eine solch eigenständige Interpretation von Versen ist der IS (idiotischer Staat).

Der Koran wurde innerhalb von 23 Jahren offenbart, zu bestimmten Ereignissen wurden bestimmte Verse offenbart.

Aus diesem Grund werden Verse wie zum Beispiel Sure 2 Vers 191 "Und tötet sie wo immer ihr sie findet.."

1. Im Kontext der Offenbarung betrachtet. WIESO wurde dieser Vers offenbart und WANN wurde dieser Vers offenbart.

2. Der Vers wird komplett zitiert und nicht nur ein Teil davon.

Sure 2 Vers 191

Und tötet sie, wo immer ihr auf sie trefft, und vertreibt sie, von WO SIE EUCH VERTRIEBEN HABEN, denn Verfolgung ist schlimmer als Töten! Kämpft jedoch nicht gegen sie bei der geschützten Gebetsstätte, bis sie dort (zuerst) gegen euch kämpfen. Wenn sie aber (dort) gegen euch kämpfen, dann tötet sie. Solcherart ist der Lohn der Ungläubigen.

Wenn nur diese zwei Punkte betrachtet, kommt man schon zu einer aufschlussreichen Aufklärung.

Natürlich gibt es dann Islamhasser die dann schreien "NEIN STIMMT NICHT" die wirst du hier sicherlich auch treffen.

Erkennen kann man sie daran dass sie weder den Kontext betrachten, noch die Situation oder den Offenbarungengrund.

verreisterNutzer  18.03.2021, 19:46

Außerdem kann man sich auch 2:190 und 2:192 durchlesen. Dadurch wird noch verständlicher, dass wir uns nur verteidigen dürfen.👍🏼

Barakallahu feek für deine Erklärung akhi:)

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nedflanders18  02.09.2021, 20:01
@verreisterNutzer

.1 Ibn Ishaqs Sirat Rasul Allah.Den vollständigsten Hintergrund für die Passage, die ich gefunden habe, ist in "The Life of Muhammad" 8 von A. Guillaume, Seiten 617-19. Guillaumes Werk ist eine Rekonstitution von Ibn Ishaqs (ungefähr 75 Jahre nach Mohammeds Tod geborener) Biographie über Mohammed, dem "Sirat Rasul Allah", (Das Leben des Apostels Gottes), die die älteste erhaltene Biographie Mohammeds ist. Ishaqs Beschreibung des fraglichen Ereignisses ist lang und detailliert und ich habe einige Sätze übersprungen, die nicht zum Thema gehören. Der Text von Ibn Ishaq unten ist in blauer Farbe, während die Verse des Korans in grüner und fetter Farbe sind und meine Kommentare in Schwarz .Die Verse und Kommentare laufen im Text zusammen, aber um es einfacher zu machen, Koran von Nicht-Quran zu unterscheiden, habe ich mir erlaubt, sie zu trennen.

Es kam eine Entlassung, die es erlaubte, die Vereinbarung zwischen dem Apostel und den Polytheisten zu brechen, dass niemand vom Tempel ferngehalten werden sollte, wenn er dorthin kam, und dass niemand während des heiligen Monats Angst zu haben brauchte. Daß es eine allgemeine Übereinstimmung zwischen ihm und den Polytheisten gab; inzwischen gab es besondere Vereinbarungen zwischen dem Apostel und den arabischen Stämmen für bestimmte Bedingungen. Und es kam darüber und über die Unzufriedenen, die sich bei dem Überfall auf Tabuk von ihm zurückhielten, und über das, was sie sagten (Offenbarungen), in denen Gott die geheimen Gedanken der Menschen aufdeckte, die sich verstellten. Von einigen kennen wir die Namen, von anderen nicht. Er sagte  [1]
1) "Eine Entlastung von Gott und seinem Apostel gegenüber den Polytheisten, mit denen Sie einen Vertrag geschlossen haben",
dh die Polytheisten, mit denen Sie eine allgemeine Vereinbarung getroffen haben. 2) „Reist also vier Monate lang durch das Land und wisse, dass ihr Gott nicht entkommen könnt und dass Gott die Ungläubigen beschämen wird. 3) Und eine Verkündigung von Gott und seinem Apostel an die Menschen am Tag der größeren Pilgerfahrt, die Gott und Seine Apostel sind frei von Verpflichtungen gegenüber den Polytheisten."
dh nach dieser Pilgerfahrt. Wenn Sie also Buße tun, wird es Ihnen besser gehen; und wenn Sie umkehren, wissen Sie, dass Sie Gott nicht entkommen können. Informieren Sie die Ungläubigen über eine schmerzhafte Strafe 4) außer den Polytheisten, mit denen Sie einen Vertrag geschlossen haben,"
dh der Sondervertrag für eine bestimmte Laufzeit, "Da sie in Bezug auf dich in nichts zu kurz gekommen sind und niemandem gegen dich geholfen haben. So erfülle deinen Vertrag mit ihnen zu ihrer bestimmten Zeit. Gott liebt die Frommen. 5) Und wenn die heiligen Monate vorüber sind",
Er meint die vier, die er als ihre Zeit festlegte, "dann tötet die Polytheisten, wo immer ihr sie findet, und greift sie und belagert sie und lauert ihnen in jedem Hinterhalt auf. Wenn sie aber bereuen und beten und die Armensteuer zahlen, dann lasst sie ihren Weg gehen. Gott vergibt! , gnädig. 6) Wenn einer der Polytheisten",
dh einer von denen, die ich dir befohlen habe zu töten, "bittet um Schutz, gib ihn ihm, damit er das Wort Gottes hört; dann bring ihn an seinen sicheren Ort. Das ist, weil sie ein Volk sind, das nicht weiß."Dann sagte er: 7) "Wie kann es für die Polytheisten sein"
mit denen du eine allgemeine Vereinbarung hattest, dass sie dich nicht in Angst versetzen sollten und dass du sie weder an den heiligen Stätten noch in den heiligen Monaten in Angst versetzen würdest "ein Vertrag mit Gott und seinem Apostel außer denen, mit denen Sie einen Vertrag in der heiligen Moschee geschlossen haben?" …
Es waren die Stämme von B. Bakr, die mit Quraysh am Tag von al-Hudaybiya eine Vereinbarung bis zu der zwischen dem Apostel und Quraysh vereinbarten Bindung getroffen hatten. Nur dieser Klan der Quraysh hatte es gebrochen. Sie waren al-Dil von B. Bakr b. Wa'il, der die Vereinbarung der Quraysh eingegangen war. So wurde ihm befohlen, die Vereinbarung mit denen von B. Bakr zu erfüllen, die sie nicht bis zu ihrer vorgesehenen Zeit gebrochen hatten.
"Solange sie dir treu sind, bleib ihnen treu. Gott liebt die Frommen."Dann sagte er:
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AOtaH  18.03.2021, 19:47

Kenn ich zu gut, habe aktuell noch auf Gutefrage mit solchen Typen zutun

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RStroh  19.03.2021, 15:09

Von wo wurden die Muslime vertrieben?

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maxhundert  19.03.2021, 15:53
@RStroh

Aus Mekka. Zuvor wurden sie beleidigt, beschimpft, verprügelt, eine Muslimin hat man mit einem Speer in ihren Genitalien gestochen und sie auf diese Art getötet, ein anderer wurde an Kamelen festgebunden und mit nackten Rücken durch die Wüste gezogen, ein anderer wurde auf die Art gefoltert dass ein riesiger Stein auf seinem Rücken gelegt wurde in der Wüste, der sein Fleisch verbrannte, dem Propheten wurden beim Gebet Kamelinnereien auf de Rücken geworfen. Es wurden Mordversuche mehrfach begangen. Diskriminierung war an der Tagesordnung. Dann kam der 3 Jährige Boykot gegen die Muslime und ihre zugehörigen Stämme.

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RStroh  19.03.2021, 15:56
@maxhundert

Das bedeutet, sie dürfen sich nur verteidigen, wenn sie aus Mekka vertrieben wwrden. Wie kam es dann zur Eroberung Nordafrikas bis Spanien und Kleinasien inklusive Israel bis nach Ungarn? Von dort wurden sie ja nicht vertrieben, weil sie ja vorher gar nichr dort waren.

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maxhundert  19.03.2021, 15:57
@RStroh

Du kannst eine Frage erstellen, die wird dann bestimmt beantwortet. Hier die Kommentare mit anderen Themen zu spamen ist nicht Sinn der Sache.

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Das ist der "Schwertvers", der jedoch einen defensiven Offenbarungsgrund gehabt hat! Es geht hier um die heidnischen Mekkaner, die die Muslime aus Mekka vertrieben und später dann den Friedensvertrag gebrochen haben. Das wird auch dann ersichtlich, wenn man sich Vers sechs und sieben derselben Sure durchliest.

Das Töten kommt im Koran nur bei der Strafe für Mord bzw. für Wegelagerei in Verbindung mit Mord vor , jedoch soll man selbst hier von der Rache Abstand nehmen.

Natürlich tut er das nicht.

In meiner Biografie findest du Tafsirs von ibn Kathir (ein sehr guter Kommentator). Les dir doch mal die Geschichte hinter dieser Sure durch. Der Quran wurde in 23 Jahren Stück für Stück offenbart und bezieht sich auf bestimmte Ereignisse. Wir Muslime dürfen uns nur verteidigen.

Der Prophet sagte:

„Wer einen Christen oder Juden Unrecht antut, dessen Ankläger, werde ich am Tage des Jüngsten Gerichts sein.“ [Tirmidhi]

"Derjenige, der einem Nichtmuslim, mit dem man in Frieden lebt (Arab. Mu'ahad), Unrecht tut, ihn Entehrt, ihn über seine Belastbarkeit beansprucht oder ihm etwas zu Unrecht entwendet, wird mich am Tag der Auferstehung als Widersacher haben!" [Sahih (Al Albani) Abu Dawud]

Roentghen  18.03.2021, 20:38

Es können in der Koranexegese abweichende, sogar in Widerspruch stehende Erklärungen mit gleicher Berechtigung als Tafsīr gelten. Das nenne ich tolle Auslegungen. Wenn der Koran etwas unpassendes sagt, macht es der Ausleger passend. Voll schlau.

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verreisterNutzer  18.03.2021, 21:04
@Roentghen

Du kannst nicht einfach irgendwas hinschreiben. Ibn Kathir hat gute Tafsirs geschrieben und war der Schüler von Ibn Taimiya. Außerdem geht es größtenteils um den geschichtlichen Kontext.

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Roentghen  18.03.2021, 21:19
@verreisterNutzer

Also ist es doch so:  Wenn der Koran etwas unpassendes sagt, macht es der Ausleger passend. Voll schlau.

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verreisterNutzer  18.03.2021, 22:59
@Roentghen

nein eben nicht die Bedeutung bleibt gleich, man guckt nur auf welches Ereignis sich dieser Vers bezieht oder erklärt anhand Hadithe, Lehren etc. was gemeint ist.

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