An Muslime: Wie rechtfertigt ihr Gewalt gegen Ungläubige?


18.11.2024, 12:22

Ein Punkt, den ich besonders interessant finde, ist die Frage, wie dieser Vers in diesem Kontext zu verstehen ist:

Koran 5:32
"Wer einen Menschen tötet, der tötet die ganze Menschheit; und wer einem Menschen das Leben rettet, der rettet die ganze Menschheit."

3 Antworten

Wenn das im Koran wirklich so steht, dann kann Allah kein liebender Gott sein. Mehr ist da nicht zu sagen. Überlege Dir halt ob Du Dir nicht einen anderen Gott suchen solltest, der wirklich gütig, gnädig, und barmherzig ist wie z.B. Jesus Christus.


Rudolf36  18.11.2024, 22:19

Der Koran weiß auch: "Allah ist groß im Hassen". Das reicht auch für eine Disqualifikation.

StellFrage1709 
Beitragsersteller
 18.11.2024, 12:14

Ich bin Christin :) und genau deshalb interessiert es mich, wie Muslime bestimmte Stellen im Islam rechtfertigen, um weiterhin an dieser Religion festzuhalten.

guterfrager5  18.11.2024, 11:39

Man müsste halt den Zusammenhang kennen. Ich meine in der Bibel steht ja auch dieser Teil, der sehr oft von nicht-christen zitiert wird:

Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß

und das klingt jetzt wirklich nicht nach einem guten Gott. Wenn man aber den Teil vorher liest, erfährt man, dass das nur gilt, wenn eine Person vor Gericht gelogen hat, um einem anderen Menschen zu unrecht zu verurteilen (was ich als nicht ganz unwichtiges Detail sehen würde).

Whatelse23  18.11.2024, 11:42
@guterfrager5

Im Neuen Testament steht aber gar nichts von Gewalt sondern umgekehrt, dass Gewalt in jedem Fall verhindert werden muss. Deshalb mein Rat, dass man sich einen Gott sucht, der wirklich Liebe predigt und selbst lebt.

Mortis233333  18.11.2024, 11:47
@Whatelse23

Wenn man angegriffen wird, soll man also liebe predigen und zusehen, wie die Diener Gottes sterben? Die Götzendiener hatten den Friedensvertrag gebrochen, daraufhin haben sich die Muslime gewehrt und dieser Vers kam. Nach dem Vers kam wieder frieden, alle die Reue zeigten haben überlebt, Frauen und Kinder wurden sowieso geschont.

Mortis233333  18.11.2024, 11:58
@guterfrager5

In der Vorgeschichte gab es mehrere versuche Frieden zu stiften. Und dieser Vertragsbruch ging halt zu weit. Davor verjagten die Götzendiener die Muslime in Christlichen Gebieten ( dort wurden sie herzlichaufgenommen von Negus). Die Götzendiener boykottierten die Muslime und ließen sie verhungern.

LoveinChrist  18.11.2024, 14:02
@guterfrager5

Oha, den Vers bitte unbedingt im Kontext betrachten! Er steht im Alten Testament und war eine Verbesserung zu der vorherigen Umgangsweise mit Bösem in anderen Völkern, die Gott nicht kannten. Dort wurde immer noch eins oben drauf gesetzt an Rache. Aber der Gott der Bibel sagt: "Die Rache ist mein." Und: "Liebt eure Feinde!"

Aylamanolo  18.11.2024, 14:25
@guterfrager5

das dürfte aber Altes Testament sein. Im neuen Testament steht: Liebe deine Feinde... etc..

Assalamu Alaikum,

Zunächst einmal danke ich dir für deine Fragen, die auf eine tiefere Auseinandersetzung mit den Lehren des Islam abzielen. Als Muslima möchte ich dir helfen, den Kontext und die Bedeutung dieser Verse zu verstehen, da Missverständnisse darüber oft zu Verwirrung führen.

Der Koran ist kein Text, der Gewalt rechtfertigt oder fördert, sondern er spricht in bestimmten historischen Kontexten von Konflikten, in denen die Muslime damals in Notwehr handeln mussten. Der „Schwertvers“ (Koran 9:5) ist ein solcher Vers, der in einem ganz bestimmten Kontext offenbart wurde – nämlich während einer Zeit, in der die Muslime in Medina von den Heiden in Mekka verfolgt und bedrängt wurden. Der Vers bezieht sich auf eine Situation, in der die Muslime von ihren Gegnern in den “Schutzmonaten” angegriffen wurden und sich verteidigen mussten. Diese Verse sprechen von einer spezifischen historischen Situation und können nicht auf alle Zeiten und Kontexte übertragen werden.

Es ist wichtig zu betonen, dass der Koran Gewalt nur dann erlaubt, wenn es um Notwehr geht. Die Muslime werden aufgefordert, sich zu verteidigen, aber nicht in einer Art und Weise, die den Frieden und das Leben unschuldiger Menschen bedroht. Der Vers endet auch mit einer klaren Aufforderung zur Vergebung, wenn der Gegner bereut, betet und sich zu einem friedlichen Weg bekennt: „Wenn sie aber bereuen, das Gebet verrichten und die Abgabe entrichten, dann lasst sie ihres Weges ziehen!“ (Koran 9:5). Dies zeigt, dass der Islam einen klaren und wichtigen Unterschied zwischen dem Verteidigen des Glaubens und ungerechtfertigter Aggression macht.

Was die Frage betrifft, ob Allah „alle Menschen liebt“, so gibt es im Koran viele Stellen, die uns zeigen, dass Allah die Barmherzigkeit und Gerechtigkeit liebt. Allah ist Ar-Rahman (der Allbarmherzige) und Ar-Rahim (der Allvergebende). In der Tat spricht der Koran über das universelle Angebot von Allahs Barmherzigkeit für alle Menschen, und es ist im Islam der Glaube, dass Allah jedem Menschen die Möglichkeit gibt, umzukehren und zu bereuen. So heißt es im Koran: „Wahrlich, Allah vergibt alle Sünden“ (Sure Az-Zumar, 39:53).

Der Vers aus Sure 5, Vers 32, bestätigt die heilige Bedeutung des Lebens und schützt es. „Wer einen Menschen tötet, der tötet die ganze Menschheit; und wer einem Menschen das Leben rettet, der rettet die ganze Menschheit“ (Koran 5:32). Dies zeigt, dass im Islam das Leben eines jeden Menschen sehr wertvoll ist, unabhängig von seiner Religion oder Herkunft. Gewalt gegen unschuldige Menschen ist nicht gerechtfertigt.

In Bezug auf deine Frage, warum ein Mensch die Rolle Gottes übernehmen sollte und anderen das Leben nehmen sollte: Der Islam lehrt, dass nur Allah der wahre Richter ist. Muslime haben nicht die Erlaubnis, sich selbst als Richter über Leben und Tod zu setzen. Die Pflicht eines Muslims ist es, zu rechtmäßigem Zeitpunkt gerecht und friedlich zu handeln, niemals das Leben eines anderen Menschen zu nehmen, es sei denn, es handelt sich um rechtmäßige Strafen, die in einer gerechten und fairen Gerichtsbarkeit festgelegt sind, was jedoch unter dem göttlichen Urteil steht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Islam Gewalt niemals als Lösung sieht, sondern nur als letzten Ausweg in Situationen der Notwehr und Verteidigung. Der Koran fordert immer zu Geduld, Vergebung und Friedfertigkeit auf. Das Bild von Allah, das der Koran vermittelt, ist eines der größten Barmherzigkeit und Gerechtigkeit, das alle Menschen einschließt, unabhängig von ihrer Religion oder ihrem Hintergrund.

Ich hoffe, dass diese Erklärung dir hilft, den Qur‘an in seinem richtigen Kontext zu verstehen. Wenn du weitere Fragen hast, stehe ich dir gerne zur Verfügung.

Wa Salam,

deine muslimische Schwester

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

StellFrage1709 
Beitragsersteller
 30.12.2024, 16:51

Danke dir für deine ausführliche Antwort! :)

Ich habe noch ein paar Fragen:

Du erwähnst, dass der Koran Gewalt nur in Notwehr erlaubt und dass unschuldige Menschen nicht bedroht werden dürfen. Mich interessiert, wie genau „Notwehr“ und „unschuldig“ im Koran definiert sind. Wird konkret beschrieben, in welchen Fällen Verteidigung gerechtfertigt ist, oder ist das offen für Interpretation?

Was gilt als Bedrohung – nur physische Angriffe, oder auch verbale Angriffe und Kritik am Islam? Wenn jemand z. B. Atheist ist und den Islam ablehnt oder kritisiert, wäre das Grund für eine gewaltsame Reaktion oder gibt es im Koran Anweisungen, wie mit solchen Situationen umzugehen ist?

Ich würde gerne besser verstehen, wie der Islam Kritik und Verteidigung in Einklang bringt.

llvdamla  30.12.2024, 17:01
@StellFrage1709

Assalamu Alaikum,

vielen Dank für deine Rückmeldung und die weiteren Fragen! Ich finde es toll, dass du dich so intensiv mit dem Thema auseinandersetzt :)

Was „Notwehr“, „unschuldig“ und „Bedrohung“ im Koran betrifft: Notwehr ist klar definiert – sie ist nur dann erlaubt, wenn Muslime körperlich angegriffen oder schwer unterdrückt werden. Es geht also um den Schutz von Leben und grundlegenden Rechten, nicht um persönliche Konflikte oder Meinungsverschiedenheiten. Auch der Begriff „unschuldig“ ist universell zu verstehen: Jemand, der niemandem schadet, egal welcher Religion er angehört, ist unschuldig und darf niemals angegriffen werden.

Bei „Bedrohung“ ist es wichtig zu verstehen, dass es im Koran um reale physische Angriffe oder Unterdrückung geht, nicht um Kritik, Ablehnung oder verbale Angriffe. Der Koran macht klar, dass niemand zum Glauben gezwungen werden darf. Kritik oder Ablehnung sind daher kein Grund für Gewalt. Stattdessen wird uns gelehrt, mit Geduld, Respekt und Weisheit zu antworten. Allah ist derjenige, der letztlich über alle Menschen richtet, nicht wir.

Ich hoffe, ich konnte deine Fragen beantworten. Wenn du noch mehr wissen möchtest, melde dich gerne wieder!

Wa Salam,

deine muslimische Schwester

In Sure 9:5 des Korans geht es nicht allgemein um Götzendiener, sondern speziell um die, die Muslime aktiv bekämpft haben. Der Kontext ist dabei entscheidend. Ohne diesen könnte man den Vers falsch verstehen und die Muslime mit den Christen zur Kolonialzeit in Amerika vergleichen, die ihre gewaltsamen Handlungen mit religiösen Argumenten rechtfertigten.


StellFrage1709 
Beitragsersteller
 20.11.2024, 12:32

Wie passt dieser Vers zu Sure 5:32, die den Wert jedes Lebens betont: „Wer einen Menschen tötet, der tötet die ganze Menschheit“? Reicht der historische Kontext wirklich aus, um Gewalt zu rechtfertigen, selbst wenn die Feinde aktiv gegen Muslime vorgingen?