Elektrotechnik Studium: wie viel muss man verstehen?
Hallo,
Ich bin nächstes Semester fertig mit meinem Studium aber trotzdem bin ich sehr frustriert und weiß immer noch nicht, wie ich richtig lerne und ob ich überhaupt ein guter Ingenieur sein werde.
Ich habe in den ersten zwei Semestern im Studium versucht alles zu lernen und zu verstehen.. ich war sehr motiviert und wollte immer ins Detail gehen. Ich habe bei jedem Fach jede Seite im Skript gelesen und versucht alle Konzepte zu verstehen, was mir unglaublich viel Zeit und Energie gekostet hat, sodass ich am Ende pro Semester nur 2-3 Prüfungen schrieb, und was natürlich dazu führte, dass sich mein Studium verspätet hat und ich depressiv wurde.
Nun bin ich schon ein bisschen praktischer geworden und lerne nicht alles, und zwinge mich nicht mehr dazu alles zu verstehen. Ich weiß aber nicht, ob das richtig ist oder überhaupt Sinn macht...
Wie wichtig ist es, dass man alles in Studium versteht? Soll man wirklich viel Zeit investieren um alle Konzepte, Diagramme, Kennlinien...etc im Skript/Buch zu verstehen oder soll man einfach nur die Prüfungen bestehen und nicht so viel Zeit verschwenden? Wie wichtig ist das ganze für die Arbeit später als Ingenieur? Habt ihr manchmal auch ein schlechtes Gewissen, wenn ihr eine Prüfung besteht, ohne die Theorie gründlich zu verstehen? Soll man an seine Intelligenz zweifeln, wenn man einige Sachen im Studium nicht kapiert? Das beschäftigt mich sehr in letzter Zeit. Ich würde mich wirklich sehr freuen wenn ihr eure Meinung dazu sagt
Danke!
3 Antworten
"Wie wichtig ist es, dass man alles in Studium versteht? Soll man wirklich viel Zeit investieren um alle Konzepte, Diagramme, Kennlinien...etc im Skript/Buch zu verstehen oder soll man einfach nur die Prüfungen bestehen und nicht so viel Zeit verschwenden? "
Alles das, was man im Studium "vorgesetzt" bekommt, kann man gar nicht alles verstehen. Dazu ist es einfach zu viel. Es kommt darauf an, ganz gut "durchzukommen", wozu meiner Meinung nach ein guter Kompromiss nötig ist zwischen "auswendig lernen" und "nachempfinden bzw. verstehen" und "Routine".
Mach Dich bloß nicht verrückt - ich habe nach dem Studium auch gedacht "au weia, jetzt bist Du als kleines Licht bald unter erfahrenen Ingenieuren, die bestimmt sehr viel Erfahrung und Wissen angehäuft haben".
Dann hab ich aber sehr bald festgestellt, dass die alle "auch nur mit Wasser kochen", was für mein Selbstbewusstsein sehr gut war. Man merkt selber nämlich gar nicht, was man währen des Studiums doch alles gelernt hat - man kann sich nicht gut selber einschätzen. Glaub mir - das ist wirklich so (eigene Erfahrung).
Das wichtigste ist nämlich: Die Fähigkeit, eine Problemstellung zu verstehen und diese dann ganz systematisch selbstständig - natürlich unter Nutzung von Resourcen (Bücher etc.) - einer Lösung zuführen zu können.
DAS vor allem sollte man nämlich im Studium erlernt haben. Das Faktenwissen aus den einzelnen Fächern ist dabei gar nicht so wichtig (Ausnahme: Mathematik).
Ich habe E-Technik an der Uni studiert und die Veranstaltung zu den Grundlagen dazu (über drei Semester) war katastrophal ! Teilweise bin ich gar nicht mehr hingegangen und hab den Stoff, den man für die Prüfung brauchte, teilweise selber erarbeitet - teilweise dann auch zusammen mit anderen. Das war ein gutes Training.
Also: Absolut kein Grund zur Depression und zur Sorge, nicht im Beruf bestehen zu können.
Nach dem Studium kommt das Verstehen und Umsetzen... und da schließt sich häufig der Kreis zu dem Gelernten! Vieles brauchst Du nicht mehr denn jetzt wird es fachspezifisch... und das ist i.d.R. ungleich dem Stoff im Studium! Also Daumen hoch und nur Mut - denn wenn man das umsetzt macht das auch sehr viel mehr Spaß als nur die Nummer auf dem Papier im Studium. Im Studium geht es um Zensuren - nach dem Studium um Erfolge!
Man sagt, dass man 95% des im technischen Studium Gelernten nie wieder gebrauchen kann. Meine Erfahrung ist eher, dass 75% der Studierten bestimmt 75% des Gelehrten nicht richtig verstanden hatten. Ich hab auch nicht alles richtig verstanden.
Somit bist du nicht alleine. Die anderen und ich haben auch was auch sich gemacht.
Keine Angst, du musst dich in Wirklichkeit erst nach dem Studium beweisen.