Durchs Genick reiten ...

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Du stellst da eine ganz schön schwierige Frage, und VIELE Reiter haben dasselbe Problem! Du hast die Theorie schon ganz gut verstanden, das mit dem inneren und äußeren Zügel.

Vielleicht helfen dir diese Tipps:

  1. Es ist völlig egal, ob das Pferd die Rübe oben hat oder nicht - solange die Hinterhand aktiv ist. Also: kümmere dich darum, dass das Pferd fleissig untertritt, dann regelt sich das mit dem Kopf meist von selbst - ohne, dass man viel mit der Hand machen muss.

  2. Nicht permanent treiben. Das strengt dich viel zu sehr an und du wirst unaufmerksam. Du musst es hinkriegen, das Bein ständig "auf Tuchfühlung" halten zu können und nur dann zu drücken, wenn das Pferd zu langsam wird. Ansonsten hast du es nur begleitend am Pferd. Deine Beine rahmen das Pferd ein, begrenzen es nach links und rechts, so dass es wie eine Eisenbahn zwischen deinen Beinen hergeht.

  3. Stelle mit den Zügeln eine "Gummibandverbindung" her. Beide Zügel stehen an, aber weich, als wären sie aus Gummi, folgen der Maulbewegung. Aber sie hängen niemals durch! Jedesmal, wenn ein Zügel durchhängt, gibt es eine Irritation am Gebiss, das Pferd könnte den Kopf wieder hoch nehmen.

  4. Während du reitest und die Gummibandverbindung hältst, spielst du ein wenig mit den Fingern des inneren Zügels. Nur ganz wenig. Die Finger bewegen sich leicht aber mehr oder weniger dauernd. Achte darauf, dass sich nur die Finger bewegen, nicht die Hand!

  5. Die äußere Hand ist weich, der Zügel liegt am Hals an. Die äußere Hand ist immer unten.

  6. Wenn du mit dem Reiten beginnst, fange mit hingegebenem Zügel an und reite sofort große Bögen (Zirkel, Schlangenlinien, sehr große Volten) auf beiden Händen. Wenn es dir gelingt, ohne Zügeleinwirkung. Wenn du musst, zupfst du ganz zart und kaum merklich am inneren Zügel, damit das Pferd in die neue Richtung guckt und abwendet. Setze dabei auch deinen Körper ein, d.h. sitze schwer nach rechts, wenn du rechts abwenden willst (achtung: Nicht in der Hüfte einknicken!). Verlange dabei einen fleißigen Schritt.

Das Pferd wird dabei beginnen, auf den gebogenen Linien, weit unterzutreten, aktiv mit der Hinterhand zu werden, ohne dass es mit den Zügeln gestört oder gar gebremst wird.

Für dich gilt: sitzt du bequem? Versuche mal, wie ein "nasser Mehlsack" auf dem Pferd zu sitzen, wie eine "alte Oma" und atme dabei häufig aus. Wenn du dich so entspannt auf dem Pferd "räkelst", wird sich dein Pferd ebenfalls sehr entspannen. Den geraden Sitz findest du von selbst wieder, wenn dein Pferd den Rücken aufwölbt.

Wichtig auch: du musst dich NUR auf dein Pferd konzentrieren. Stell dir in Gedanken vor, wie es aussehen soll, welche Körperhaltung es für diesen Moment einnehmen soll. Das hilft auch sehr.

Wenn deine Konzentration nachlässt (das ist oft schon nach wenigen Minuten der Fall!), dann halte an, atme durch, mache eine kleine Pause und beginne von vorn.

Nach 15-20 Minuten sollte dein Pferd in einem ruhigen Schritt gelassen aber fleißig durch die Bahn schreiten.

Jetzt kannst du die Zügel weiter aufnehmen, Zentimeter für Zentimeter - behutsam. Jetzt reitest du dein Pferd am Zügel immer noch im Schritt auf den gebogenen Linien. Achte sehr darauf, dass du am inneren Zügel leicht spielst, der äußere Zügel relativ "unbeteiligt" am Hals liegt. Das innere Bein kann das Spielen etwas unterstützen. Achte sehr darauf, dass das Pferd korrekt gestellt ist - vor allem beim Richtungswechsel. Stell dir vor, dass du dich mit deinem Pferd wie ein Grashalm im Wind wiegst - nach rechts und links, je nachdem in welche Richtung es geht. Diese lösende Biegearbeit ist wie ein gemeinsamer Tanz.

Verstehe das "durchs Genick reiten" so: Du lockst dein Pferd nach unten. Du machst deinem Pferd das Angebot, weil es für das Pferd angenehm ist, mit rundem Hals zu gehen. Dein Pferd wird dir willig folgen, wenn deine Hand für ihn auch wirklich verlockend ist, weil sie fürs Pferd angenehm ist und nicht stört. Man sagt ja auch: Das Pferd geht in "Anlehnung". Gemeint ist die Anlehnung an die Hand. Mache es deinem Pferd also so angenehmm wie möglich.

  1. Ich würde mit dem Pferd mal zwei, drei Tage NUR diese Schrittarbeit machen, nicht traben, bis ihr zwei Sicherheit gewonnen habt.

  2. Danach legst du eine Trabphase ein - von Anfang an nur auf gebogenen Linien. Und nur kurze Reprisen und nur so lange, wie du dich konzentrieren kannst.

Wenn du dein Pferd für einige Minuten gut "am Zügel" hattest, schmeiß die Zügel hin und mache für ein paar Meter Pause (am Hals loben!), und mache dann wieder sofort weiter.

Die häufigen, sehr kurzen Pausen, entspannen euch beide auch. Das Pferd lernt: Wenn es sich anstrengt kommt rasch eine Pause, es darf entspannen. Umso konzentrierter ist es in den Minuten dazwischen.

Sei dir sicher, dass du es mit dieser Methode bestimmt bald schaffen wirst. Schon alleine deshalb, weil du dir darüber Gedanken machst, was du verbessern kannst.

Tangstedt  02.08.2011, 03:40

oh je, jetzt habe ich doch tatsächlich das Schreiblimit für die Antwort überschritten! Na ja, kannst ja mal sehen, ob du mit der Erklärung was anfangen kannst. Wenn nicht, frag noch mal nach. Der Text ist wirklich seeeehr lang geraten. Aber kürzer konnte ich es irgendwie nicht formulieren!

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EdgeOfReason  02.08.2011, 10:02

Mensch! Und ich lese mir die Frage durch und bin schon ganz euphorisch, meinen Senf dazu zu geben, scroll runter, sehe "Tangstedt", stocke kurz, entschließe mich dann doch, deren Beitrag durchzulesen und stelle fest, dass meine Euphorie verflogen ist und ich mir meinen Beitrag (wie viele andere wohl auch) sparen kann... :D

DH ;)

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clapatra 
Fragesteller
 03.08.2011, 11:37

Wow ich danke dir wirklich tausendmal für deine super Antwort ! Die Tipps sind echt hilfreich und ich werde es gleich mal morgen genau so ausprobieren ;-)

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clapatra 
Fragesteller
 06.08.2011, 13:26
@Tangstedt

es hat echt super geklappt ! besser als du kann es echt kein reitlehrer erklären , jedenfalls kein rl den ich kenne hehe ;-)

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Fiboo123  17.03.2014, 22:28

Ich stöber grade ein wenig und ich grabe altes zeug aus das ist völlig falsch! Das pferd MUSS permanent getrieben werden -.- ! Und mein reitlehrer ( reitet grand prix kannste selbst gucken) sagt : du sollst nicht innen immer annehmen nachgeben sondern aussen !! Und beide hände müssen auf der gleichen höhe stehen -.-und wie dumm muss man sein sich wie eine alte oma aufs pferd zu setzten?!?!?!? Weil dadurchd rückt das pferd den rücken bloß weg-.- und das mit der pause ist ja mal ganz beschissen-.- weiter machen !! Und wie gesagt der äussere zügel ist WICHTIGER ALS DER INNERE!!halloo!? Nur schritt arberit : NEIN du musst es in allen gangarten können ! Zügel hinschmeißen !? Bekloppt das ist wie ein durchhängender zügel : er schlackert und das pferd bekommt die strafe .... !

Leute schreibt was rein was stimmt!! Nicht do nen kack

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Tangstedt  30.04.2014, 14:47
@Fiboo123

Liebe Fiboo, ich habe 40 Jahre Reiterfahrung, bin selbst Reitlehrerin und meine Pferde kann ich mit einer Hand, wenn ich will, auch gebisslos, reiten. Sie gehen Fliegende Wechsel und Passage, halten auf Sitzhilfen an, und ich habe nur eine ganz zarte Anlehnung, die mich keine Kraft kostet.

Glaub mir, ich weiß, was ich schreibe. Das was du betreibst, ist Kraftreiterei. Du denkst nicht ans Pferd, nur an dich und an die Leistung. Ich kann das Pferd erst dann so konsequent reiten, wie du das forderst, wenn die Kommunikation stimmt. Du hast leider gelernt, dass der Reiter das Pferd immer besiegen muss. Wie schade...

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OmenIsBeautiful  25.06.2014, 20:30
@Fiboo123

Natürlich ist der äußere Zügel wichtiger als der innere und wie eine alte Oma soll man sich nicht aufs pferd setzen und nur eine Gangart reiten sondern alle trainieren aber Pausen und Lob ans Pferd sind gaaanz wichtig !!!!! Allerdings sollte das Pferd in der Pause am langen leichten und nicht am durchhängenden hingegebenen Zügel laufen ;)

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Theoretisch hast du es verstanden. Versuche mal mehr Volten und Schlangenlinien zu reiten, im allgemeinen mehr zu biegen. Dann kommt meiner sofort runter.

Uuah, hört sich das widerlich an ! Das heißt "am Zügel gehen " ! Durch Paraden geht das... durch die richtigen Hilfen ! http://www.tipps-zum-pferd.de/dressur-fehler-in-der-anlehnungtipp70.html

;-)

clapatra 
Fragesteller
 02.08.2011, 00:11

okay du hast recht ...am Zügeln gehen hört sich viel angenehmer an ;-) Danke für den Link

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PiechenBienchen  02.08.2011, 15:10
@clapatra

man kann vieles dazu sagen ! das pferd ist durchgestellt , das pferd geht durchs genick , das pferd läuft am zügel , ich habe auhc schon gehört wie manche sagten : ich reite mein pferd über den zügel . ,

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Das Problem kenn ich.Ich schaff es leider auch nicht durchgehend mein Pferd vorwärts-abwärts (ich finde auch eine schöne Bezeichnung) zu reiten.Allerdings wurde mein Pferd bzw. Reitbeteiligung lange nicht bewegt.Aber durch reichlich Übung klappt das schon.Wenn dein Pferd merkt,dass ihm das gut tut & das so viel bequemer ist,wirds nach ner Zeit auch schon viel leichter.Einfach schön weiter üben und nicht aufgeben,so hab ich das gelernt. Aber wie gesagt ich krieg es auch nicht 100%ig hin.;D

Ich habe mich auch immer gewundert, wie die das alle hinbekommen! Genau wie bei dir hatte ich das bei meiner Hafistute. Als ich dann ein Pflegepferd geritten bin, das wirklich einfach am Zügel ging. HABE ICH DAS GELERNT!!!! Meine Hafistute bekomme ich nun auch am zügel. Meine Nachbarin hat ein Pferd das läuft auf der Wiese am Zügel!!! So habe ich das gelernt. Versuch es erstmal mit einem Pferd das fast schon alleine am Zügel läuft!!!!