Problem mit Anlehnung bzw. durchs Genick reiten?
Hallo! Ich habe eine Frage zur Anlehnung und Versammlung bzw. durchs Genick gehen. Also ich habe es jetzt so verstanden, dass wenn man zum Beispiel eine Kurve macht, dass man dann den inneren Schenkel dran machen soll Um das Innere Hinterbein zu aktivieren, damit das Pferd besser unter tritt, weil das ist ja die Voraussetzung fürs durchs Genick gehen und gleichzeitig mit dem inneren Zügel halbe Paraden geben soll und den äußeren Zügel auf jeden Fall als Begrenzung dran lassen soll, weil der ja das Pferd führt. Aber ich frage mich nur, ob das Pferd nicht nach Außen geht, wenn ich den inneren Schenkel dran mache, weil ich normalerweise wenn ich nach innen abbiege den äußeren Schenkel dran mache, weil das Pferd ja dem Druck ausweicht. Also ich hoffe das war jetzt verständlich, ich habe halt Schwierigkeiten damit das Pferd durchs Genick zu reiten und ich habe in den letzten Tagen so viele Artikel dazu gelesen und bin jetzt selbst etwas verwirrt von den ganzen Begriffen wie, Biegung und Stellung, Anlehnung, durchs Genick gehen, Versammlung etc. Eigentlich bin ich mir gar nicht sicher was das alles bedeutet und wie man das richtig macht. Also gerne eine Schritt für Schritt Erklärung die für Anfänger geeignet ist.
Vielen Dank schonmal für die Antworten <39
3 Antworten
Hi Cherry21577,
du wirfst hier mit ganz schön vielen Fachbegriffen herum, was aber auch nicht schlimm ist, denn du bist ja noch Anfänger.
Die meisten deiner Punkte gehören zur sog. Skala der Ausbildung, diese beschreibt die korrekte Ausbildung des Pferdes. Folgt man ihr, so ergibt sich ein Punkt aus dem vorherigen. Als Anfänger sind vor allem die ersten drei Punkte – Takt, Losgelassenheit, Anlehnung – von Bedeutung.
Die Skala der Ausbildung sieht so aus:
- Takt: räumliches und zeitliches Gleichmass der Bewegungen – Das Pferd tritt in allen Gangarten gleichmässig.
- Losgelassenheit: Pferd fühlt sich physisch und psychisch gut, esist nicht verpsannt, geht aber mit einer bestimmten Grund-Körperspannung.
- Anlehnung: leichte und gleichmässige Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul. Das Pferd sucht von sich aus die Anlehnung an den Zügel.
- Schwung: Entwicklung der Schubkraft aus der Hinterhand. Das Pferd tritt energisch unter ohne dabei schneller zu werden.
- Geraderichtung: Pferde sind von Natur aus leicht schief. Durch geraderichtende Arbeit wird die natürliche Schiefe korrigiert. Das Pferd geht nun auf beiden Händen annähernd gleich gut. Dadurch fussen Hinterhufe fussen in die Spur der Vorderhufe.
- Versammlung: Entwicklung der Tragkraft der Hinterhand. In der Versammlung verlagert das Pferd seinen Schwerpunkt nach hinten, wird dadurch leichter auf der Vorhand und richtet sich auf.
Es ist schonmal soweit richtig, dass die Anlehnung in der Hinterhand beginnt. Wenn ein Pferd schön untertritt, über den Rücken schwingt und du den Kontakt über die Hand zulässt, geht es in Anlehnung, denn: Das Pferd sucht die Anlehnung, der Reiter gestattet sie. Um das zu fühlen, bitte deinen Trainer, die ein Pferd zu geben, das sehr leicht im Genick und fein im Maul ist. Wenn ein Pferd dir keine Anlehnung anbietet, liegt es oftmals daran, das die Hand des Reiters zu unruhig ist oder im Gesamtbild der Hilfen etwas nicht stimmt. Denn sämtliche Hilfen müssen aufeinander abgestimmt sein.
Wichtig ist es, dass du viel guten Unterricht nimmst, denn der Trainer muss einem sowas immer am Pferd zeigen.
Liebe Grüße calvari
Hi! Deine Antwort war sehr hilfreich vielen Dank! :)
Am besten du beschäftigst dich mit dem Thema vor allem auch unter dem Aspekt der Physiologie eines Pferdes, denn dann verstehst du wie die Muskelgruppen (zusammen) arbeiten (sollen), was sich gegenseitig bedingt oder verhindert und was der ganze Sinn hinter der Sache ist - nämlich aktivierte Hinterhand und Rückentätigkeit. Auf diese Weise kann das Pferd den Menschen tragen, ohne Schaden zu nehmen und Pferd und Reiter arbeiten zusammen mittels feiner, leichter Kommunikation. Ich finde das hilft sehr, wenn man ein Bild im Kopf hat, was sich da im Pferd so tut, wenn Mensch da drauf sitzt.
Ein Anfang wäre auch schon mal die Begrifflichkeiten auseinander zu halten - Anlehnung und Versammlung ist nicht das gleiche. Guck dir dazu auch gerne mal die Skala der Ausbildung an, dann siehst du was alles erreicht werden muss, ehe die Versammlung folgt bwz. überhaupt stattfinden kann.
Das mit den halben Paraden lässt du dir von deinem RL auch nochmal erklären, es ist nicht nötig, dem Pferd ständig im Maul zu hängen und am Zügel zu zuppeln - oder schlimmeres.
Beim Reiten kommt es immer auf die Gesamtheit der Hilfen an, deren richtiges Zusammenspiel. Hauptsächlich wirkt ein guter Reiter über seinen Sitz, feine Schenkelhilfen ein - Zügel immer so wenig wie möglich, soviel wie nötig. Und ja, all das ist Anfangs schwierig, unverständlich, teils unmöglich auf abgestumpften Schulpferden. Daher ist guter Unterricht sehr wichtig, wenn möglich auf guten Lehrpferden - aber in meinen Augen sollte auch die Theorie nicht vernachlässigt werden bzw. zu meiner Zeit eine Selbstverständlichkeit, dass wir neben praktischem Unterricht ebenso unsere Nasen in diverse Sach- und Fachbücher versenkt haben. Heutzutage mit Filmchen, Podcasts, etc. ja noch viel einfacher als früher.
Google mal zB Anja Beran, Fürstliche Hofreitschule Bückeburg bzw. "Frag die Krischkes", Osteodressage, Wolfgang Rust, Ingrid Klimke, wehorse, Feine Hilfen (als Bookzin also eine Mischung aus Buch und Magazin). Am besten gerade anfangs nicht alles wild durcheinander, sondern such dir immer ein bestimmtes Thema, welches du nicht verstehst bzw. intensivieren willst und erweitere dein Wissen Stück für Stück.
Alles klar, vielen Dank für die ausführliche Antwort :)
An allem ist was wahres dran, in dein Problem ist, dass man dieses Puzzle Schritt für Schritt nicht in Artikeln, und erst recht nicht hier, in ein paar Sätzen zu erklären ist. Da wirst du dir ein paar Bücher besorgen müssen, das ganze am besten visuell dich Lehrfilme ergänzen und praktisch durch qualifizierten Unterricht lernen müssen.
„In Anlehnung“ „Durchs Genick“ Reiten hat übrigens noch lange nicht unbedingt was mit „Versammlung“ zu tun.
Wenn du „dich fragst, ob das Pferd nicht nach außen geht“, probiere es doch einfach aus. 😉
Du wirst aber feststellen, dass Du beide Schenkel samt beider Zügel und Gewichtshilfen benötigst. Das Geheimnis liegt in der Koordination ALLER Hilfen.
Auch insbesondere halbe Paraden schließen das Pferd in alle Hilfen ein. Normalerweise vermehrt am Aussenzügel.