Die Dudenredaktion behauptet, dass im Satz "Er hat in Vielem deutlich andere Vorstellungen als ich" das "in Vielem" klein zu schreiben sei. Warum?

3 Antworten

Das ist - mehr oder weniger - eine Festlegung in den Regeln. Ich zitiere mal aus § 58:

In folgenden Fällen werden Adjektive, Partizipien und Pronomen kleingeschrieben, obwohl sie formale Merkmale der Substantivierung aufweisen. [...]

(5) die Zahladjektive viel, wenig; (der, die, das) eine, (der, die, das) andere mit allen ihren Flexionsformen.

Das haben schon viele erlebt. Zum Erfolg trugen auch die vielen bei, die ohne Entgelt mitgearbeitet haben. Nach dem Brand war nur noch weniges zu gebrauchen. Sie hat das wenige, was noch da war, in eine Kiste versorgt. Die meisten haben diesen Film schon einmal gesehen. Die einen kommen, die anderen gehen. Was der eine nicht tut, soll der andere nicht lassen. Die anderen kommen später. Das können auch andere bestätigen. Alles andere erzähle ich dir später. Sie hatte noch anderes zu tun. Unter anderem wurde auch über finanzielle Angelegenheiten gesprochen.

E4: Wenn die Schreibenden zum Ausdruck bringen wollen, dass das Zahladjektiv substantivisch gebraucht ist, können sie es nach § 57(1) auch großschreiben:

Sie strebte etwas ganz Anderes an. Die Einen sagen dies, die Anderen das. Die Meisten stimmten seiner Meinung zu.

https://grammis.ids-mannheim.de/rechtschreibung/6194

Ich denke, es liegt einfach an der Nähe dieser Wörter zu Wortarten (wie Pronomen oder Adverbien), die normalerweise kleingeschrieben werden. Ich persönlich würde sie auch in den Beispielen unter E4 kleinschreiben.

Hochschul-Germanistin hier. :D Rechtschreibregeln sind nichts, was man im Germanistik-Studium lernt. Sie sind einfach Konventionen, die sich ja auch immer mal wieder ändern.

An sich kann ich aber nur die Antwort oben unterstützen: Während Verben und Adjektive bei einer Substantivierung großgeschrieben werden, werden Wörter anderer Wortarten trotz substantivischen Gebrauchs meist weiter kleingeschrieben. Ausnahmen sind feststehende Wendungen wie "das Für und Wider" oder Fälle, in denen der substantivische Charakter besonders betont werden soll.

Da sich solche Wörter theoretisch aber auch noch auf ein vorangegangenes Substantiv beziehen könnten und sie dann zwingend kleingeschrieben werden müssen, würde ich empfehlen, solche Wörter immer kleinzuschreiben. Damit liegt man (außer bei feststehenden Wendungen) immer richtig.

Ich halte, wie auch zum Beispiel PONS, beides für richtig, wobei klein üblicher ist. Es ist nicht zwingend immer alles logisch, Sprache schon gar nicht.


grtgrt 
Beitragsersteller
 27.07.2025, 20:53

Danke. Klingt nachvollziehbar.

Was aber denken Hochschul-Germanisten?