Deutschschweizerisches Standarddeutsch: Was bedeuten diese Helvetismen, bitte?
Deutsche und Österreicher verstehen oft das nationale deutschschweizerische Standarddeutsch falsch. Das kann zu üblen Missverständnissen führen.
Hier einige Beispiele. Wem gelingt es, sie ins nationale deutschländische oder ins nationale österreichische Standarddeutsch übertragen? Manchmal hilft das "Variantenwörterbuch" weiter:
https://books.google.ch/books?hl=de&id=UeAQ953ZaTAC&q=Zmorge#v=snippet&q=Zmorge&f=false
Am Sonntag ist Grümpelturnier.
Deutsche Verkäuferin: "Möchten Sie eine Tüte?" – Schweizer Einkaufstourist: "Nein, danke, ich habe einen Sack."
Er wird den Rank schon noch finden; bald geht ihm der Knopf auf.
Er drückte erfolglos mehrmals auf die Falle.
Gib ihr auch ein Zältli!
Heute haben wir es streng.
Meine Frau ist in der Abänderung.
Schweizer zu einer reizenden Dame: «Kommen Sie mit mir in den Ausgang?»
Schweizer zur deutschen Kellnerin: «Ich bekomme eine Stange.»
Sie kann ihm nicht die Stange halten.
Warntafel in der Schweiz: «Achtung, Tritt!»
.
Kennen Sie andere Helvetismen, die manchmal zu Missverständnissen führen?
Es fehlen noch zahlreiche Übersetzungen. Sind diese Helvetismen zu schwierig?
3 Antworten
Das geht rassig. (schnell)
Das tönt ganz gut. (klingt)
Wir müssen zum Spital. (Krankenhaus)
das Znüni ("zu Neune", eine Art spätes Frühstück)
Nünistein ("Neunstein" = Mühlespiel)
Jassen (ein Kartenspiel, dessen Regeln mir unbekannt sind)
Mostbröckli (das ist etwas mit Fleisch, was man nicht vermuten würde)
Schübiger (eine Art Wurst)
Bündnerfleisch
Alp, Föhn, Tobel (kleines Tal), Egli (Fischsorte)
Irgendwo ist das "Maustobelviadukt" (das ist aber noch in Deutschland, oder?).
das Volksmehr, das Ständemehr (und die Stände)
Heute haben wir es streng. (Heute haben wir viel zu tun.)
Er wird den Rank schon noch finden. (Er wird schon noch die Kurve kriegen.)
Aber ich kenne da auch nicht alles...
Maustobelviadukt: in Württemberg, am Albaufstieg
(wusste doch, dass das nicht in der Schweiz ist)
Danke sehr. Einige Anmerkungen:
ds Nüünyzyè > mundartlich, nicht Standard > das Mühlespiel (gmd. in at, ch, de)
jassen, der Jass > gemeindeutscher Standard (at, ch, de)
das Appenzeller Mostbröckli > ein Stück getrocknetes Rindfleisch gewürzt u. a. mit saurem Apfelmost
der Schüblig > 20 cm lange geräucherte Wurst
das Bündnerfleisch (ch) > das Bündner Fleisch (at, de) > Trockenfleisch aus Graubünden
das Tobel (ch) > kleine Waldschlucht mit Bach > die Klamm (at)
Du musst Unterschied machen zwischen Schweizer Standarddeutsch (wie es in Zeitungen und Radio-Nachrichten vorkommt) und Dialektwörter, welche sich in die Standardsprache eingeschlichen haben, aber dort nicht hingehören.
Die meisten Deiner Beispiele gehören zur zweiten Kategorie; werden darum in offiziellen Texten selten vorkommen.
Beispiele der ersten Kategorie:
Besammlung: Treffpunkt und --zeit vor Anfang einer gemeinsamen Unternehmung; z.B. Wandertour oder Ausflug
Betreibungsamt: Schuldeintreibungsamt
Ammann: Bürgermeister einer kleineren Gemeinde (sgar einer Bürgermeisterin wird Frau Ammann genannt!!). Der ,,Oberbürgermeister" von Zürich ist eine Frau und wird Stadtpräsidentin genannt.
Perron: Bahnsteig
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Er drückte erfolglos mehrmals auf die Falle.
Das ist --auch in der Schweiz-- einfach falsch. Die Falle ist nicht der Türgriff oder --klinke, sondern der abgeschrägte Riegel, womit die Tür ins Schloss ,,fällt".
Noch einige Erklärungen:
Er wird den Rank schon noch finden; Rank = Kurve
bald geht ihm der Knopf auf. Knopf = (auch) Knoten
Gib ihr auch ein Zältli! Zältli = Lutschbonbon (Ricola!)
Heute haben wir es streng. streng = anstrengend
Meine Frau ist in der Abänderung. Wechseljahre; Übergang
Schweizer zu einer reizenden Dame: «Kommen Sie mit mir in den Ausgang?»
,,Gehen Sie aus mit mir?"
Schweizer zur deutschen Kellnerin: «Ich bekomme eine Stange.» Stange = hohes schmales Glas Bier, meistens ,,Lagerbier"
Offenbar wissen Sie alles besser. Meine Beispiele sind CH-Standarddeutsch.
Da wäre da noch die Sache mit dem Geschmack und dass die Schweizer kein ß kennen, sondern immer ss schreiben (Busse, Mass).
Ein Käsekuchen ist in meiner deutschen Heimat ein süßer Quarkkuchen und kein "salziges" oder "währschaftes" Gericht.
Sicher kennen die Deutschen keinen Bostich, und wenn sie den Boden wischen, ist das etwas anderes als bei den Schweizern. Ich als Deutsche benutze keine "Kleberli", sondern einen Tesa (unabhängig von der tatsächlichen Marke).
Auch reisen die Deutschen nicht mit dem Postauto oder dem (Reise)car in die "Ferien".
(Gibt noch mehr Beispiele, diese sind mir jetzt so spontan eingefallen.)
wischen (ch) = mit dem Besen Schmutz vom Boden entfernen
= kehren (at) = fegen (de)