DDR | Pro Contra?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Contra:

  1. keine Reisefreiheit
  2. keine wirkliche Demokratie
  3. keine freien und unabhängigen Medien

Pro:

  1. Sozialstaat
  2. Schulwesen/Schulbildung
  3. keine (offizielle) Arbeitslosigkeit
  4. Homosexualität war nicht strafbar
  5. Gleichberechtigung von Mann und Frau
  6. Abtreibung war straffrei
  7. die Antibabypille war legal
Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Unsinkable2  08.03.2021, 09:20
wirkliche Demokratie

Wie definierst du das?

Meinst du damit "Alle 4 Jahre Wahlen, wobei man zwar zwischen verschiedenen Parteien auswählen konnte, am Ende aber immer dieselben Gesichter zu sehen sind, weil irgendwie immer dasselbe Einheitspartei-Konglomerat 'gewinnt'."?

=> Das gab's auch in der DDR.

Oder meinst du eher Volksabstimmungen über die Verfassung?

=> Das gab's nur in der DDR. Die Bundesrepublikaner warten darauf bis heute.

1
Unsinkable2  08.03.2021, 09:25
@KillPhil78
Ich schrieb keine wirkliche Demokratie!

Und ich fragte, wie du "wirkliche Demokratie" definierst.

0
KillPhil78  08.03.2021, 09:26
@Unsinkable2

das es keine Einheitsliste gibt und niemand vor mir steht und schaut ob ich ein Kreuz mache oder nicht und das es Wahlkabinen gibt - am besten wäre für die BRD die direkte Demokratie!

0
Unsinkable2  08.03.2021, 09:30
@KillPhil78
niemand vor mir steht und schaut ob ich ein Kreuz mache oder nicht und das es Wahlkabinen gibt

Dann irrst du. All das gab es in der DDR durchaus.

Und noch darüber hinaus: Man wurde zur aktiven Teilnahme an den Wahlen aufgefordert. Es war "Bürgerpflicht", nicht nur "Bürgerrecht". Und das ist eine der fundamentalen Grundlagen jeglicher Demokratie: BÜRGERPFLICHT.

Denn Demokratie ist nicht "freiwillig". Wenn man nicht darauf achtet, ist sie im Handumdrehen verschwunden, wie die Weimarer Republik (unter Führung der Vorgängerparteien von CDU, CSU, FDP und der SPD) eindrucksvoll beweist.

0
Fuchssprung  08.03.2021, 09:51
@Unsinkable2

Sorry, aber in der DDR gab es keine Demokratie und die "Wahlen" wurden nicht umsonst "Zettel falten" genannt. Denn es war vollkommen egal ob man jemanden ankreuzte, jemanden von der Liste strich oder ob man den Zettel zerriss und ihn so ungültig machte. Am Ende kam immer das gleiche Ergebnis dabei heraus, nämlich 98% Zustimmung. Dieser Wert wurde auf Anweisung des Politbüros sogar noch von "Wahl" zu "Wahl" gesteigert. Es handelte sich also nicht um eine Wahl sondern um einer Verarsche.

2
Unsinkable2  08.03.2021, 09:52
@Fuchssprung

*Hust* ... und jetzt lies noch einmal - am besten ohne Schaum vor dem Mund -, was ich schrieb, @Fuchssprung.

0
Unsinkable2  08.03.2021, 09:24
freien und unabhängigen Medien

Wie definierst du das?

Meinst du damit "Ein paar wenige 'Besitzer' bestimmen über die Inhalte."?

=> Das gab's in der DDR ebenso, wie in der Bundesrepublik.

Hierzulande beherrschen fünf Medienkonzerne (in der Hand von fünf Familien) weit über 95% des Medienmarktes. Und sie alle stehen auf Merkels Geburtstags-Einladungsliste, sind also eng mit der (konservativen/liberalen/spezialdemokratischen) Politik verbandelt.

Lediglich ein paar Nischenblätter sind tatsächlich "frei & unabhängig". (Das gab's in der DDR tatsächlich nicht. Jedenfalls nicht offiziell.)

0
KillPhil78  08.03.2021, 09:28
@Unsinkable2

ich behaupte ja auch nicht das in der BRD alles super läuft, aber ich kann ohne Angst sagen was ich will und komme nicht nach Bautzen! (etwas primitiv und plakativ formuliert)

0
Unsinkable2  08.03.2021, 09:34
@KillPhil78
ich kann ohne Angst sagen was ich will und komme nicht nach Bautzen!

In Ostdeutschland gab es nach der Wende einen interessanten Volksmund:

Früher durften wir offen über den Chef schimpfen, aber bei Strafandrohung keine politischen Witze machen. Heute ist es lediglich umgekehrt.

-- ostdeutscher Volksmund

Doch selbst das gilt nur begrenzt. Ich erinnere an "Schröders gefärbte Haare" oder an "Spahns Villa": Tritt man den Mächtigen auf die Füße, gibt's fette Repressionen.

"Ohne Angst" darfst du also - hüben wie drüben - lediglich das sagen, was niemanden wirklich schmerzt oder interessiert. Und im Osten legte man großen Wert darauf, dass die Kritik an der POLITISCHEN Führung unterdrückt wird. Im Westen ist hingegen Kritik an der WIRTSCHAFTLICHEN Führung ebenso "existenzbedrohend", wie "Knast in Bautzen".

0
Unsinkable2  08.03.2021, 09:39
@Unsinkable2

Nachtrag:

Wusstest du, dass schon ein simples "Ich wünsche Ihnen ein beschi****es Wochenende!" zu einem Vorgesetzten hierzulande ein berechtigter Grund für eine FRISTLOSE Kündigung ist? (Kein Scherz! Das ist gerichtlich bestätigt worden.)

Und das bedeutet: Drei Monate Geld-Sperre, und danach die Unsicherheit möglicherweise monate- oder jahrelanger Jobsuche; für manchen durchaus existenzbedrohend.

0

Hallo ExoGamesXD, Deine Frage finde ich absolut wichtig. Damit Du Dir eine eigene Meinung bilden kannst, stelle Dir einfach mal folgende Situation vor und schaue, wie Du Dich dabei selber fühlen und wo Du am liebsten leben würdest:

Die Stadt in der Du lebst, ist in zwei Teile geteilt: In dem Teil, in dem Du wohnst, hast Du jeden Tag genug zu essen und lernst in der Schule richtig zu schreiben, zu rechnen und Du kannst auch 100%ig eine Ausbildung machen. WAS für eine Ausbildung Du aber machen wirst, entscheiden nicht nur Deine Noten, sondern auch ob Du auch den Bürgermeister der Stadthälfte, in der Du lebst, völlig okay findest und nicht offen kritisierst. Du kannst im Internet surfen, aber es gibt nur ein Internet, wo Du nicht alle Sachen drin lesen kannst, die Dich interessieren, z.B. was die Menschen in der anderen Stadthälfte so denken & schreiben. Das, was Du lesen kannst, entscheidet der Bürgermeister für Dich. Wenn das so für Dich okay ist, kannst Du so vor Dich hinleben und hast Deine Ruhe. Dafür darfst Du aber niemals in die andere Stadthälfte fahren, denn um Deine Stadthälfte ist ein großer Zaun. Wenn Du da heimlich rüberklettern willst, bist Du für Deinen Bürgermeister ein Verräter und wirst erschossen. In der anderen Stadthälfte leben auch Jugendliche, die dürfen in Deine Stadthälfte kommen und der Bürgermeister der anderen Stadthälfte darf auch nicht allein entscheiden, was Du im Internet lesen kannst. Die Schüler dort gehen auch zur Schule, genauso wie Du. Doch was sie einmal beruflich machen wollen, entscheiden ihre Noten und eine Nachfrage am Arbeitsmarkt. Eine lebenslange Garantie, irgend einen Job zu 100% sicher zu haben, haben diese Jugendlichen nicht. Wenn sie wollten, könnten sie aber jederzeit in Deine Stadthälfte ziehen und so leben, wie die Jugendlichen dort. Das ist mal ganz bildlich zusammengefasst der Unterschied zwischen einem Jugendlichen aus der DDR, der ich war und von Jugendlichen aus der Bundesrepublik Deutschland von damals. Mir hat es in meiner Stadthälfte nicht mehr gefallen, weil ich mich zwar auf der der einen Seite sozial sehr sicher gefühlt habe, auf der anderen Seite innerlich aber total unfrei gefühlt habe, das andere Menschen mir immer sagen, was ich denken, fühlen und wie ich handeln soll. Diese neue Freiheit tut mir heute als Erwachsener manchmal auch weh: ich habe auch Ängste und weiß nicht, was meine berufliche Zukunft noch so alles mit sich bringt. Doch ich zumindest möchte nicht mehr dieses Leben gegen das Leben damals eintauschen, weil ich diesem Spruch zustimme: Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.

[Teil vom Support entfernt]

„Ihr schießt nicht auf Bruder und Schwester, wenn ihr mit der Waffe den Grenzverletzer zum Halten bringt. Wie kann der euer Bruder sein, der die Republik verrät, der die Macht des Volkes verrät, der die Macht des Volkes antastet! Auch der ist nicht unser Bruder, der zum Feinde desertieren will. Mit Verrätern muß man sehr ernst sprechen. Verrätern gegenüber menschliche Gnade zu üben, heißt unmenschlich am ganzen Volk handeln."

Zitat von Albert Norden, Mitglied des Politbüros des ZK der SED, 1963 vor Soldaten der Berliner Grenztruppen der NVA. Aus: „Volksarmee", Nr. 41/1963.

„Es gab Unrecht, keine Frage. Aber die DDR war kein Unrechtsstaat, Unrechtsstaat ist juristisch gar nicht definiert, somit wäre doch das ganze Leben in der DDR Unrecht!“

Zitat von Barbara Borchardt, ehem. Abgeordnete der Partei DIE LINKE und jetzt Richterin am Verfassungsgericht des Landes-Mecklenburg Vorpommern in der Süddeutschen Zeitung vom 28. Mai 2020

"Natürlich war die DDR ein Unrechtsstaat. … Natürlich werden damit doch nicht die Biografien aller DDR-Bürger in irgendeiner Weise diskreditiert."

Zitat von Angela Merkel, CDU Bundestagsabgeordnete und deutsche Bundeskanzlerin zum 25. Jahrestag des Mauerfalls, zitiert aus RP Online vom 04. November 2014

Hier ein kurzes Video zu einer echten Flucht von Ost-Berlin nach West-Berlin:

https://www.youtube.com/watch?v=hGJNiW-HP8A

Bild zum Beitrag

Bild zum Beitrag

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
 - (Schule, Politik, Geschichte)  - (Schule, Politik, Geschichte)

Gut war die DDR überall dort, wo man in der Mangelwirtschaft zu kreativen Ersatzlösungen gezwungen war. Da Insulin knapp war, hat man Zuckerkrankheit erfolgreich mit Ernährungsumstellung bekämpft. Da Rohstoffe knapp waren, hat man schon frühzeitig auf Widerverwertung gesetzt.

kapundkappa  08.03.2021, 09:22

Nur Diabetes Typ 2 kann man mit einer Ernährungsumstellung lindern. Diabetes Typ 1 kann man so nicht lindern.

1

Die Bildung in der DDR fand ich negativ. Viel zu sehr auf Naturwissenschaften gepolt. Und Zugang zum Abitur und zu guten Lehrstellen bekam nur, wer zur Jugendweihe ging und sich als Junge zu 3 Jahren Armeedienst verpflichtete. Es gab Wehrkundeunterricht, in der Berufsschule mussten wir sogar an den Schießstand.

Gleichberechtigung war auch so nicht. Wir Mädchen mussten in Werken an den Schraubstock, Jungen aber nicht zum Nähen. In meinem Betrieb gab es Ende der 80er keine Putzfrauen mehr, da sollte dann jeder sein Büro selber reinigen. Aber dazu wurden nur Frauen eingeteilt. Saßen in einem Büro nur Männer, wurde eine Frau zum Säubern eingeteilt. Ich kenne keine Frau, die einen Betrieb leitete, auch politisch schaffte es nur Margot Honecker nach oben. Als Frau reichte es mal zur Abteilungsleiterin oder Bürgermeisterin eines kleinen Dorfes. Ich kenne eine einzige Frau, die war Ende der 80er Schuldirektorin.

In meinem Betrieb hörte ich jeden Tag die Frauen jaulen, dass sie mit Kindern, Haushalt und der Vollzeitarbeit total überfordert waren. Der Kaderleiter genehmigte keine Teilzeitarbeit, obwohl wir jeden Tagen stundenlang Leerlauf hatten.

Diesen Sozialstaat konnte sich die DDR gar nicht leisten. Wer soll etwas reparieren, wenn die Mieten kaum etwas kosten?

Das Kindergeld war so hoch, da sagte mein Opa immer, kinderreiche Familien bekommen mehr als er und Oma Rente.

Die Ausstattung der Schulen und Kindergärten ist heute sehr viel besser. In der DDR hatten unsere Schulen keine Spielplätze. Im Hort gab es nur Schlafen und Hausaufgaben. Die heutigen AGs nachmittags bieten ein Vielfaches als damals. Damals konnte man aufgrund der Mangelwirtschaft viele Dinge gar nicht anbieten. Auch die Sportvereine haben heute schöne Sportfelder und auch SChwimmbäder. Fast alle Kinder hier gehen dorthin, also kann das nicht so teuer sein.

Ich kenne keinen Menschen, der sich in der DDR offen zur Homosexualität bekannte. Das geschah erst nach der Wende.

Weiterhin schlecht in der DDR:

  • Wartezeiten auf ein Auto
  • Westpresseartikel waren verboten
  • uneffektive Arbetisplätze
  • Zettelfalten an der Wahlurne
  • begrenzte Urlaubsmöglichkeiten
  • Mangelwirtschaft überall
  • der DDR-Staat enteignete Menschen, die nicht zur Gleichmacherei passten
  • Zwang zur SED-Mitgliedschaft bei beruflichem Aufstieg
  • Weststars konnte man nur sssssehr sehr selten, und dann ausgewählt, erleben, ich hatte die Möglichkeit erst nach der Wende

Positives an der DDR? Das war, wenn man sich in die Familie zurückzog, und das Beste aus der Lage machte.

Viele Frauen hatten in der DDR Arbeit und konnten das mit der Familie vereinbaren.

Die Mieten waren sehr niedrig. Aber man bekam nur eine Wohnung zugeteilt, wenn man eine Familie gründen wollte, sprich: die Frau schwanger war.

Abtreibungen waren kein Thema in der DDR. Jede konnte abtreiben, wenn sie wollte.