Braucht man body dysmorphic um trans zu sein?

7 Antworten

Hallo,

Geschlechtsdysphorie und/oder der Wunsch nach einer körperlichen Transition sind meines Verständnisses nach keine Voraussetzungen für die klinische Diagnose der Transgeschlechtlichkeit.

Weder in der englischen Fassung der neusten Revision des ICDs (ICD-11) noch in der neusten Revision des DSM (DSM-5) findet sich das Erleben einer Geschlechtsdysphorie als grundlegend vorausgesetztes Diagnosekriterium für Jugendliche und Erwachsene.
Im ICD-11 heißt es derzeit lediglich, dass die Geschlechts-Inkongruenz bzw. Transgeschlechtlichkeit aufgrund der Inkongruenz häufig mit einem Wunsch nach einer körperlichen Transition einhergeht. Im DSM-5 heißt es „Auch wenn nicht alle Personen unter der beschriebenen Diskrepanz leiden, erleben viele einen Leidensdruck […]“.

Wie du ja erlebt hast sehen manche Menschen, auch trans* Personen untereinander, dieses Thema sehr unterschiedlich. Manche sind der Überzeugung, dass die Geschlechtsdysphorie ein notwendiges Kriterium ist - andere wiederum sehen das nicht so. Ich denke wichtig zu beachten ist, dass es auch unter trans* Personen eine hohe Diversität der Erfahrungen und des geschlechtlichen Erlebens gibt. Manche leiden an starker Dysphorie, manche kaum oder gar nicht, manche nur auf bestimmte Situationen bezogen. Wenn andere dir auf dieser Basis deine Identität absprechen möchten, ist das natürlich nicht okay.

Alles Gute!

KarlKlammer  14.06.2022, 13:04
Weder in der englischen Fassung der neusten Revision des ICDs (ICD-11) noch in der neusten Revision des DSM (DSM-5) findet sich das Erleben einer Geschlechtsdysphorie als grundlegend vorausgesetztes Diagnosekriterium für Jugendliche und Erwachsene.

Richtig - Allerdings ist Transgeschlechtlichkeit, Transidentität Transgeschlechtsidentität, etc. auch keine Diagnose. Die "Geschlechtsidentitätsstörung" wurde in DSM-5 durch "Geschlechtsdysphorie" ersetzt.

Dysphorie als Gegensatz zu Euphorie ist halt ziemlich weit gefasst. Ein gewisse negative Empfindung im Bezug zu Geschlecht ist vielleicht schon relevant; auch wenn es "nur" so ein Gefühl der Nicht-Übereinstimmung mit dem Zuweisungsgeschlecht ist.

Wobei natürlich in der umgangssprachlichen Nutzung im Bezug auf trans* Personen die Dysphorie oft eine nicht grade banale und oft eine auf Körpermerkmale bezogene negative Empfindung meint.

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Von Experte tippsforqueers bestätigt

Nein. Jeder ist und empfindet anders.

Du brauchst keine allgemeine Dysphorie oder Dysmorphie um Trans zu sein.

RostigerRudiger  22.06.2022, 16:49
Und mit dieser „alles ist möglich“ Haltung schadet ihr echten Trans Menschen. Einfach schlimm. Autogynophile Menschen schaden der Bewegung.
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marlynator  22.06.2022, 19:28
@RostigerRudiger

Brauchst nicht so zu schreien. Und nein, einfach nein.

Eure Denkweise ist absolut unlogisch und schädlich.

Wo nimmst du dir das Recht heraus, zu bestimmen, wer echt ist, und wer nicht?

Eure Logik ist „Verstellt euch für die queerphoben! Ich entscheide was ihr seid! Ihr seid schuld an Diskriminierung weil ihr euch nicht so verhaltet, wie die Transphoben es wollen! Ihr müsst euch der Gesellschaft und dem Wunsch der Transphoben anpassen!“

Das ist pure, nackte Heuchlerei. Und absolut lächerlich. Habe ich Heuchlerei schon erwähnt?

Sorry, aber mit Exklusionisten will ich nichts zu tun haben.

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Das Unwohlsein mit bestimmten körperlichen Merkmalen und Co. bei Transpersonen wird Dysphorie genannt und unterscheidet sich von der "Body Dysmorphic Disorder" (Dysmorphie), die Menschen beschreibt, die im Spiegel etwas anderes an ihrem Körper sehen als es in Wirklichkeit der Fall ist (zB magersüchtige Menschen, die sich zu dick fühlen und sich auch so im Spiegel sehen).

einige meinten zu mir 'du brauchst irgendeine body dysmorphic um trans zu sein' stimmt das?

1. Nein, du brauchst keine Dysphorie, um Trans zu sein. Man ist Trans, wenn man sich nicht mit seinem Geschlecht identifizieren kann.

2. Scheinbar hast du doch Dysphorie:

ich fühle mich im meinem Körper schon ein wenig unwohl

Das ist genau das, was (körperliche) Dysphorie beschreibt. Unwohlsein im eigenen Körper.

LG ❄️

KarlKlammer  14.06.2022, 12:48

"Dismorphic" bzw. "Dysmorphie" an sich ist allerdings keine psychologische Störung sondern meint eine Missgestaltung, Fehlbildung, bzw. neutraler Gestaltsauffälligkeiten. Also etwas bei dem der Körper tatsächlich entsprechend ausgebildet ist.

 "Body Dysmorphic Disorder" wäre die Dysmorphophobie - Also die Angst davor Missgestaltet zu sein, oder auch die Missgestaltsfurcht.

Auch ist Dysphorie nicht "Das Unwohlsein mit bestimmten körperlichen Merkmalen und Co. bei Transpersonen". Dysphorie ist das Gegenteil zu Euphorie, und ziemlich weit gefasst. Dysphorie kann eine banale Alltagsverstimmung sein. Bei trans Personen ist die Dysphorie spezieller - Da wird von der Geschlechtsdysphorie gesprochen. Geschlechtsdysphorie umfasst grob alle negativem Gefühle und Stimmungen die mit der trans-Sein verbunden bzw. darauf zurückzuführen sind.

Man ist Trans, wenn man sich nicht mit seinem Geschlecht identifizieren kann.

Nein, die meisten trans Personen die ich kenne identifizieren sich ziemlich gut mit ihrem Geschlecht. Versuchs mal mit "Zuweisungsgeschlecht", dann klappt der Satz besser.

Das ist genau das, was (körperliche) Dysphorie beschreibt. Unwohlsein im eigenen Körper.

Ist jetzt so ein philosophisches Ding: Hat sich schon einmal ein Mensch außerhalb seines Körpers unwohl gefühlt? Körperliche Dysphorie meint negative Empfindungen die sich auf den Körper beziehen.

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Nein, weder Body Dysmorphic Disorder (BDD), noch Gender-Dysphoria ist eine Voraussetzung, um transgender zu sein:

Not all transgender people suffer from gender dysphoria and that distinction is important to keep in mind.

https://psychiatry.org/patients-families/gender-dysphoria/expert-q-and-a

Bei Body Dysmorphic Disorder (BDD) geht es darum: man sieht sich zB dick, obwohl man dünn ist:

Bild zum Beitrag

https://medium.com/illumination/trans-ask-why-is-gender-dysphoria-different-than-body-dysmorphia-d85311f200c5

Eine Transfrau weiß, dass zB ihr Brüste fehlen. Das BDD kann man also nicht mit Gender-Dysphoria gleichsetzen.

 - (Gesundheit und Medizin, Liebe und Beziehung, Psychologie)

Denke nicht, kenne Menschen, die Trans sind, die sich sogar gegen die Geschlechtsangleichungs-OP entschieden haben...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich kenne mich bisschen aus.