Blauträger Hunde?

6 Antworten

Erwägst du ernsthaft, einen Hund, also ein Tier, das viele Jahre mit dir leben wird und auf dich angewiesen ist, mit Krankheiten zu quälen, wegen einer FARBE???

ProbiersMitDope 
Fragesteller
 25.01.2019, 17:34

mir ist die farbe doch total egal! ich wollte mich nur informieren und offene fragen aus dem weg schaffen

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Also zuerst muss man mal unterscheiden zwischen einem blauen Hund und einem Blauträger, auf den die Frage sich ja bezieht. Ein Blauträger ist niemals blau, weil das blaue Gen rezessiv ist und sich erst ausprägt, wenn es in doppelter Form, also d/d auftritt. Ein Blauträger hat D/d und ist somit nicht blau und deswegen auch von keiner Krankheit diesbezüglich betroffen.

Ein blauer Hund D/D ist blau und KANN an Haarverlust und schlimmen Hautveränderungen leiden. Aber es ist kein Muss. Nach momentanem Stand er Forschung hängt das auch mit gewissen Rassen zusammen, was darauf hin deutet, dass noch ein weiteres Gen zusätzlich zum Dilution-Gen dafür verantwortlich ist, dass die Krankheit auftritt. Bei vielen Dilution-Labradoren und Dobermännern konnte die Krankheit schon nachgewiesen werden und auch bei diversen Mischlingen im Tierschutz. Allerdings gibt es Rassen, die laut Standard blau sein müssen und nicht ein einziger Hund in der gesamten Population hat auch nur ein Haar je verloren. Beispiele hierfür ist die Rasse Bearded Collie oder Weimaraner. Und es gibt noch mehr. Den deutschen Spitz gibt es auch vereinzelt in blau, und auch dort ist noch nie diese Krankheit aufgetreten. Es ist zwar noch nicht vollständig wissenschaftlich erwiesen, aber allem Anschein nach fehlt diesen Rassen einfach das weitere Gen, das in Kombination mit dem Dilution Gen dann zu der Krankheit führt. Ich denke aber, dass es dazu in den nächsten Jahren noch Forschungsergebnisse geben wird.

Also wenn ein blauer Hund diese Krankheit bekommt, ist das wirklich sehr schlimm und diesem Hund geht es dann den Rest seines Lebens wirklich schlecht, das möchte ich nicht beschönigen. Aber es gibt weit mehr gesunde blaue Hunde als kranke, weswegen man diese Farbe nicht grundsätzlich verteufeln sollte. Und ein Blauträger ist ja nicht blau, kann also diese Krankheit überhaupt nicht bekommen. Also ist ein Blauträger absolut kein Problem und bedeutet für den Halter keinerlei Einschränkungen, es sei denn, dieser Hund soll zur Zucht verwendet werden. Dann muss man überlegen, ob man ihn vielleicht nur mit einem gänzlich dilution-freien Hund verpaart, um das Fallen von blauen Welpen zu verhindern. Aber wie gesagt, in manchen Rassen werden aussschließlich d/d oder D/d miteinander verpaart, weil man explizit blaue Welpen haben möchte und mit der Krankheit gibt es nie Probleme. Man sollte sich also sehr gut informieren und beide Paarungspartner testen lassen, bevor man in die Zucht blauer Hunde einsteigt. Aber für einen normalen Hundebesitzer ist ein Blauträger absolut unerheblich und bei einem blauen Hund kommt es immer auf die Rasse an, ob der Hund irgendwann erkrankt oder nicht. Grundsätzlich kann man aber sagen, wenn die Krankheit bis zur Vollendung des zweiten Lebensjahres nicht aufgetreten ist, ist der Hund gesund und es kommt zu keinem Ausbruch mehr. Alle bekannten Fälle sind vor diesem Zeitpunkt schon erkrankt.

Ich hoffe, ich konnte etwas helfen, aber die Farbgenetik beim Hund ist ein sehr komplexes Thema und man sollte sich nicht nur in Foren darüber informieren, sondern auch Seminare besuchen, wenn man sich wirklich damit auskennen möchte.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
nena90  26.01.2019, 12:10

Ach ja, und als Gendefekt kann man das wirklich nicht bezeichnen. Das Dilution-Gen ist genauso ein Gen wieder jedes andere, was einfach zu einer Verdünnung der eigentlichen Farbe führt. Die damit zusammenhängende Krankheit wurde noch nicht endgültig erforscht und hängt wie schon gesagt, wahrscheinlich nicht mit nur diesem Gen allein zusammen.

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Die Deutsche Dogge z.B. wird in 5 Farbschlägen gezüchtet- schwarz, gefleckt (sw./w.), gelb, gelb gestromt und blau. Alles andere sind sog. Fehlfarben und zur Zucht nicht zugelassen.

Ich kenne noch diese Diskussionen, ob der blaue Farbschlag der Deutschen Doggen aus dem Zuchtprogramm genommen werden soll. Man entschied sich dagegen. Mit Recht, denn die Grundfarbe der DD ist schwarz.

Gewissenhafte, geschulte, erfahrene Züchter verpaaren nicht einfach nur blau mit blau aus reinen Blauzuchten, die es nicht wirklich gibt (irgend ein schwarzer hat immer mitgemischt), sondern auch bewusst schwarze aus Blauzucht. D.h. es entstehen schwarze, sowie blaue Nachkommen. Welpen aus blau x blau, können durchaus auch schwarz sein oder schwarz x schwarz wird blau.

Hatte selber mit zwei blauen DD angefangen. War viele Jahre Aussteller, habe Verbindungen zu Haltern und Züchtern und mir ist keine blaue Dogge im Gedächtnis, die wegen diesem Farbschlag besondere Erkrankungen oder Fehlbildungen aufweist.

Farbzüchtungen oder sonstige spezielle Rassemerkmale sind alle aus Genmutationen heraus entstanden. Es liegt an den Züchtern, ihrer Bildung, ihrem Willen gesunde Tiere zu produzieren. Ob und wie sie erwünschte "Gendefekte" einsetzen, sollte nicht dem Kundenwunsch und manch sinnlosen Rassestandards unterliegen.

Bei den DD ist seit 30 Jahren Verpaarung von gefleckt x gefleckt verboten. Zu hoher Weißanteil - Merlegen - Fehlbildung des Innenohrs - Taubheit. Problem in der Weißzucht sämtlicher Tierarten. Eine vorbeugende Entscheidung zur Vermeidung von tauben Doggen. Es bleibt ein Streitthema. Trotzdem gibt es noch die Gefleckten, seltener und sehr teuer geworden. Mit Schwarzverpaarung (sw x gefl.), ist Merle vom Tisch.

Was bei der Verpaarung von DD geht, um Krankheiten durch farbgebende Gene zu verhindern, sollte bei anderen Rassen durch gewissenhafte Zucht auch möglich sein.

"Ist dieser Gendefekt mit viel Tierarztkosten verbunden?"

Ja! vor allem aber ist dieser Gendefekt mit Problemen, Schmerzen und Einschränkungen für den Hund verbunden.

Leider merkt man beim Welpen/jungen Hund dies noch nicht, wäre es so, würden diese miesen Hundevermehrer nämlich auf ihrer "Ware Hund" sitzen bleiben.

alles über das Dilutions Gen:

https://www.martinruetter.com/stwendel-kaiserslautern/news/details/artikel/silberne-oder-blaue-hunde-das-dilutions-gen/

Die einzelnen Krankheitsbilder haben meistens auch Auswirkungen auf das Verhalten dieser Hunde, ihre Konzentration und die gesamte Lebensqualität. Für einen Hund, bei dem sich Symptome zeigen, ist ein „normales“ Hundeleben nicht möglich!