Betreibt der deutsche Staat Eugenik - und ist das vielleicht auch Ok?
Eugenik ( Im 3. Reich "Erbpflege" manchmal auch "Rassenhygiene" genannt) bezeichnet laut Wikipedia das eingreifen in die Familienpolitik durch Humanbiologie.
Inzest ist in Deutschland bei heterosexuellen Paaren laut §173 strafbar:
"Der Täter begeht Inzest, wenn er vorsätzlich mit einem leiblichen Verwandten in gerader Linie vaginalen Geschlechtsverkehr hat. Eine tatsächliche Fortpflanzung ist dabei nicht erforderlich (sog. „Inzucht“). "
Das heißt homosexuelle Paare sind demnach also nicht betroffen, dann kann es aber nur um das Verhindern der möglicherweise behinderten abkommen gehen, also Eugenik.
Meine Frage ist ob Eugenik hier vertretbar(ethisch korrekt oder richtig) ist, also ob ungeborenes Leben irgendeinen Wert hat, können wir ethisch, ungeborene Kinder "verhindern" nur weil diese vielleicht behindert sein könnten?
Nachtrag: Es handelt sich nicht um "ethisch ungeborene" sondern um "ethisch, ungeborene" das ethisch bezieht sich als Adverb auf verhindern, nicht auf die Kinder, die sind ungeboren, auch erkennbar daran dass es hier durch Kleinschreibung ein Adjektiv, kein Nomen ist.
Das Ergebnis basiert auf 11 Abstimmungen
Du bezeichnest das Inzestverbot als Eugenik?
Ich weiß es nicht, deswegen stelle ich doch die frage....?
4 Antworten
Ich denke nicht, dass Eugenik staatlicherseits vertretbar ist. Deutschland gibt gesellschaftliche Leitlinien vor, die vielleicht als "Soft Eugenik" bezeichnet werden könnten.
Die Eugenik-Bewegung hat glaube ich in den USA begonnen. Sie kann eingeteilt werden in "positive" und "negative" Eugenik - im sachlichen Sinne, nicht im wertenden. "Positiv" bedeutet, dass sich die besten bewusst fortpflanzen sollten und "negativ", dass Personen mit Erbkrankheiten das nicht sollten. Meiner Meinung nach sollte der Staat nicht mitreden, was Fortpflanzung der Bürger betrifft. Partner-Wahl und inhärente Mating Strategies führten größtenteils zu den Vorfahren. Selbst wenn immer nur die Gesundesten oder die mit den besten Genen Kinder bekämen, würde das nicht de-novo, sporadische Mutationen verhindern, sowie überhaupt frei von Krankheiten zu sein. Im hypothetischen Sinne, wenn nur die "Besten" Kinder zeugen würden, gäbe es auch eine Normalverteilung mit den "Besseren" der "Besten" und "Schlechteren".
In Europa hat die Kirche die Heirat bis einschließlich Cousins 2. Grades verboten, mit dem Effekt, dass sich Gene mit schlechter Anpassung aber auch Gene mit guter Anpassung, nicht verstärken. Eine Verstärkung schlechterer Gene lastet evolutionär schwerer. Nebenbei hatte das mit der Kirche zur Folge gehabt, dass Clan-Strukturen zerfallen sind. Eine Einteilung von Gesellschaften kann sein, welche Generationen zusammen im Haus leben und ob jemand intern oder extern geheiratet wird.
Sollte also ein Kind von Blutsverwandten gezeugt werden, muss es nicht behindert sein, auch Kinder, die von kaum Verwandten gezeugt werden, haben eine Wahrscheinlichkeit einer Behinderung. Bei Blutsverwandten ist sie wohl höher. Das Kind selbst kann nichts dafür.
Im weiteren Sinne ethisch bedenklich könnte sein, Kriterien aufzustellen, was in Bezug auf Nachwuchs ethisch gut/wertvoll und ethisch schlecht wäre. Eine Behinderung ist sicher nicht positiv, was aber, wenn das Kind glücklich ist? Mit welchem Maß sollte gemessen werden? Und was ist mit Neurodiversen, bei stärker oder schwächer ausgeprägtem Autismus beispielsweise?
Ein weiteres Thema wird tangiert, ab wann Leben, Leben ist, im Sinne von individuell beziehungsweise "schützenswert". Zellen leben und haben das Bedürfnis des Erhaltens übergeordneter Strukturen (Organe, Individuum), des Ausbaus und der Fortpflanzung. Bei einem Samenerguss sterben alle bis fast alle Spermien, auch nur aus wenigen Eizellen entsteht ein Organismus. Zellen im Körper leiten auch programmierten Zelltod ein. Der kritische Punkt während der Entwicklung könnte der sein, ab dem Strukturen des Großhirns beginnen, durchgängig Aktionspotentiale zu leiten und somit zu Gedanken beitragen könnten.
Zunächst einmal handelt es sich meiner Einschätzung nach wirklich um eine Form der Eugenik, wenn ich mir die Definition anschaue.
Mit dem Recht auf körperliche Unversehrtheit des Kindes lässt sich das wahrscheinlich auch moralisch rechtfertigen.
Wenn man will, kann man das Inzestverbot als eugenisch motiviert betrachten.
Allerdings sehe ich den genetischen Aspekt keineswegs als den einzigen in dieser Frage. Es ist einfach auch so, dass Inzest in der Gesellschaft nicht wirklich mehrheitsfähig ist, und das spiegelt die Gesetzgebung halt auch wider.
Schwer zu sagen Inzest ist definitiv inordnung wenn die Beteiligten homosexuell sind. Bei heterosexuellen ist es moralisch komplizierter einerseits love is love andererseits sinnd die Gefahren das ein potentielles Kind darunter leiden wird zu hoch, das gleiche Argument könnte man aber bei Erbkrankheiten bringen