Als Wirtschaftsinformatiker selbständig machen?

5 Antworten

Nun in deinem Studium wirst du nicht groß Softwareentwicklung lernen. Direkt danach halte ich auch für schwierig, wenn du nicht schon lange z.B. im OpenSource Bereich unterwegs bist. Vor allem musst du aber eben auch lernen Software zu entwickeln, was neben dem Studium eher ein Privatvergnügen ist.

Softwareentwicklung, vor allem auch mit anderen Leuten, innerhalb von Projekten usw. muss man eben auch lernen und erlebt haben. Als Selbstständiger musst du eben auch mit Kunden sprechen können, Angebote erstellen können, bei größeren Sachen Pflichtenhefte ausarbeiten etc. pp.

Würde dir per se empfehlen anschließend in einem kleinen Laden angestellt zu arbeiten, um entsprechende Einblicke zu bekommen, wie es in der Welt läuft, sofern du dich nicht mit Kleinstjobs über Wasser halten willst und Leuten Wordpress Seiten zusammenklicken willst.

Ich für mein Teil wusste nach meiner Ausbildung ganz bestimmt nicht wie es in der Arbeitswelt abläuft, was für Herausforderungen es innerhalb von Projekten gibt, wie man mit Kunden, Projektleitern, Geschäftsführern oder was auch immer umspringt etc. pp.

Auch hast du natürlich einige Kosten, von Versicherungen über Lizenzen, Entwicklungsumgebungen usw. Leichter wäre es sicher sich aus einem Angestelltenverhältnis heraus nebenberuflich selbstständig zu machen, während die Rechnungen bezahlt sind und die Versicherung geklärt ist.

Je nachdem brauchst du natürlich auch Branchenwissen usw. Selbst wenn du programmieren kannst, dann weißt du nicht automatisch wie z.B. Abläufe in einem Distributionszentrum aussehen oder wie man ein Materialflussrechner programmiert oder, oder, oder.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Softwareentwickler/Projektleiter seit 2012

Wenn Du auf entsprechenden Gebieten begabt bist, kannst Du als Wirtschaftsinformatiker eigentlich in fast allen IT-Bereichen arbeiten.

Meiner Erfahrung nach ist der durchschnittliche Wirtschaftsinformatiker jedoch im Programmieren oft nicht so begabt wie sein IT-Ingenieurskollege, Ausnahmen kommen natürlich vor.

Es ist auch nicht das primäre Ziel eines Wirtschaftsinformatik-Studiums, nachher in der Softwareentwicklung tätig zu sein. Manche Wirtschaftsinformatiker gehen eher in Richtung Projektleitung/ Führungsaufgaben, Business-Analyst, IT-Consulting, Business-Intelliegence usw.

Selbständig machen kannst Du Dich auf jeden Fall, wenn Du auch der geeignete Typ dazu bist. Manche träumen von der eigenen Firma, sind dann aber nicht bereit, grosse Opfer dafür aufzubringen. Selbständig Erwerbende gehen oft, vor allem zu Beginn ihrer Unternehmenstätigkeit, einen steinigen Weg. Überzeit, Überzeit, Wochenendarbeit und nochmals Wochenendarbeit, und das oftmals zu einem Eigenlohn, der gleich gross oder tiefer ist, als wenn Du als Angestellter bei einem grossen Unternehmen arbeitest. Es geht oft ein Grossteil der Freizeit drauf, und man sollte schon ein wenig der Typ sein, für den die Firma eine Art Lebensmittelpunkt darstellt, und nicht einfach nur Mittel zum Geld verdienen. Wer also während der Arbeit in der Firma regelmässig von der Freizeit nach der Arbeit träumt als von neuen spannenden arbeitsintensiven Projekten und Einnahmequellen in der eigenen Bude, ist eher nicht als Unternehmer geeignet. Man kann es versuchen, aber die Gefahr ist gross, dass dann einfach viel investierte Eigenmittel eines Tages den Bach runter gehen.

Wenn Du gerne als Entwickler mit dem Laptop täglich auf Reise sein möchtest, empfehle ich Dir die IT-Consulting Branche. Diese beschäftigt auch Programmierer und in der Regel verbringt man die Arbeit beim Kunden (z.B. bei einer Bank oder Versicherung), der sich oft irgendwo in einer anderen Stadt befindet. Nicht selten kann man Abends aufgrund grosser Reisedistanz nicht nach Hause und schläft auf Kosten des Beratungsunternehmens im Hotel derjenigen Stadt, wo man die Arbeit ausführt. Nach Hause fliegt man dann am Wochenende, und am Montag Morgen um 05:30h muss man sich wieder zum Flughafen begeben, damit man um 08:00 beim Kunden in der anderen Grossstadt die Arbeit aufnehmen kann. Geschäftsreisekosten sind fast immer durch die Firma gedeckt. Die dauernde, teilweise tägliche Reiserei kann Dich aber auch viel Energie kosten, und auch hierfür sind nicht alle Leute geeignet. Man darf das Reisen nicht mit Urlaubsreisen verwechseln. Oftmals ist es zeitlich stressig und die Reisen führen selten an Orte, wo es irgendwie besonders schön und lebenswert ist, sondern dort wo Unternehmen in Business-Centers von Vorstädten und Industriegeländen ihre grossen Personalbestände haben. Viel private Zeit hat man in diesem Business nicht, und es wird oft schwierig etwa eine private Beziehung mit einem anderen Menschen über längere Zeit aufrechtzuerhalten. Wechselt man nach einigen Jahren aus diesem Business in eine andere IT-Branche, hat man aber oft sehr gute Job-Chancen, auch für Führungsaufgaben wird man gerne genommen.

Du kannst Dich immer als Freiberufler selbständig machen und Deine eigene Arbeitsleistung verkaufen. Ohne Praxiserfahrung und Referenzen ist das aber nicht einfach. Und die meisten Kunden erwarten dann einen Arbeitseinsatz vor Ort.

Du kannst eine Firma gründen, wenn Du eine Produktidee oder ein Service Offering hast. Risiko. Es versteht sich aber dann von selbst, dass Du dort lebst, wo die Firma ist.

Wenn es Dir nur darum geht, herumzureisen, dann überlege Dir, ob nicht digitales Nomadentum etwas für Dich ist. Das bieten inzwischen viele Unternehmen an. Allerdings auch hier: Du musst wertvolles Know-How anzubieten haben. Als Berufsanfänger ist das eher schwierig.

Als Software-Entwickler eher nicht, aber sehr wohl als IT-Berater, insbesondere im SAP-Umfeld, denn:

Wirtschaftsinformatik hat nur wenig mit Software Enginieering zu tun.

Die Wirtschaftsinformatik nimmt eine Schnittstellenfunktion zwischen der oft technisch ausgerichteten Informatik (dem Software Engineering) und der anwendungsorientierten Betriebswirtschaftslehre wahr. Ihr interdisziplinärer Charakter wird durch den Einbezug arbeitswissenschaftlicher, psychologischer, soziologischer und mathematisch-technischer Aspekte noch verstärkt.

Als Wirtschaftsinformatiker wird man Anforderungen an betriebswirtschaftlich orientierte unternehmens-spezifische Software definieren – aber diese Tätigkeit wird für Wirtschaftsinformatiker wohl die einzige sein, die man auch als Software Engineering einordnen kann (als Software-Implementierung so gut wie gar nicht).

hannoverjung97 
Fragesteller
 19.02.2022, 12:00

Hat man den kaum Chancen als Software Entwickler ?

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grtgrt  19.02.2022, 12:03
@hannoverjung97

Wirtschaftsinformatiker sind nicht dafür da, zu programmieren. Letzteres erledigen weniger gut bezahlte Leute, vor allem aber Dienstleister, die auf Implementierung von ERP-Software spezialisiert sind. Aber du kannst - nach einem abgeschlossenen Studium der Wirtschaftsinformatik - natürlich für einen solchen Dienstleister arbeiten und dich dort in Richtung Implementierung und Test von Software umorientieren. Ist aber nicht unbedingt empfehlenswert.

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hannoverjung97 
Fragesteller
 19.02.2022, 12:07
@grtgrt

Ich habe gerade gesehen dass es bei mir im Studium die Module: Objektorientierte Programmierung 1+2, Software Entwicklung, Software Engineering, Algorithmen, Datenbanken, machine learning haben werde. Das geht doch auch schon ziemlich in Richtung Programmierung oder?

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Cwmystwyth  19.02.2022, 12:50

Deine Einordnung der typischen Aufgabenfelder erscheint mir etwas zu sehr nach der abstrakten Beschreibung von Studiengängen zu gehen. Das hat mit der Realität wenig zu tun und ist daher im Kontext dieser Frage auch nicht hilfreich.

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grtgrt  19.02.2022, 13:23
@Cwmystwyth

Ich weiß das aus 30 Jahre Erfahrung im IT-Bereich (als Informatiker, Software-Entwickler und IT Consultant, der u.A. auch gelegentlich mit Wirtschaftsinformatikern zusammengearbeitet hat).

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Cwmystwyth  19.02.2022, 14:03
@grtgrt

Wenn Du 30 Jahre IT-Erfahrung hast, dann kennst Du auch die Zeit, in der die Mehrzahl der ITler Lehrer, Soziologen oder Philosophen waren. Wie passen die dann in Dein Modell rein?

Sorry, aber dein starres Weltbild ist Quatsch. In der IT mehr als in jeder anderen Branche: jeder macht das, was er gut kann, und nicht das, wofür er ein Diplom hat.

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grtgrt  19.02.2022, 14:08
@Cwmystwyth

In dem Softwarehaus, für das ich gearbeitet habe (es ist inzwischen in einem weltweit agierenden IT-Beratungsunternehmen aufgegangen) gab es weder Lehrer, Soziologen noch Philosophen, die sich dort als IT-ler betätigt hätten.

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Cwmystwyth  19.02.2022, 14:11
@grtgrt

Aha. Wenn ich Dir glaube kann, dass Du Deinen aus dieser Gruppe in Deinem Unternehmen kennst, dass würde ich annehmen, dass Du mit keinem dort gesprochen hast. Typischerweise kennt der Hausmeister nicht die Ausbildungen der Mitarbeiter. Was war Dein Job da?

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grtgrt  19.02.2022, 14:13
@Cwmystwyth

Lies oben nach, da steht, in welchen Rollen ich dort gearbeitet habe.

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Du kannst dich immer selbstständig machen.

Ist das realistisch

Zu Beginn einer Gründung eher nicht, nein.

Aber wenn du eine gute Idee hast und schnell Geld verdienst, warum nicht :)

hannoverjung97 
Fragesteller
 19.02.2022, 11:56

es gibt ja auch Wege wo Leute einem Aufgaben vorgeben und man arbeitet die ab also für ein Projekt zb

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Jurafuchs  19.02.2022, 11:58
@hannoverjung97

Sicher, aber irgendwer muss dir auch deine Reisen bezahlen :)

Zudem hast du als Selbstständiger viele laufende Ausgaben

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