Als Programmierer auf andere Sprache umsteigen?

8 Antworten

Es ist tatsächlich richtig: Wer eine Programmiersprache gut beherrscht, wird sich in kürzester Zeit auch in jede andere einarbeiten können.

Nun ist es aber leider so, dass, wer sich seine erste Programmiersprache selbst beigebracht hat, i.A. gar nicht beurteilen kann, ob er sie denn wirklich auch "gut beherrscht". Dies nachzuweisen muss man entsprechende Ausbildung (Zeugnisse also) vorlegen können oder wenigstens überzeugende Arbeitsproben. Letztere zu sammeln ist deswegen unheimlich wichtig.

Wer ein abgeschlossenes Studium in irgend einem der MINT-Fächer nachweisen kann, dem traut man zu, dass er sich im Rahmen von "Training on the Job" schon in wenigen Wochen zu einem brauchbaren Programmierer entwickeln kann (einfach deswegen, da er sich im Rahmen seines Studiums ganz sicher über ein oder zwei Seminararbeiten mit einer ersten Programmiersprache wenigstens grob bekannt gemacht hat und zudem gelernt hat, schnell dazuzulernen). Was für praktische Arbeit zusätzlich notwendig ist, lernt tatsächlich fast jeder nur im Rahmen nicht allzu trivialer Projekte, "on the Job" also.

Kurz: Jobs als Programmierer (= Codierer) bekommt jeder, dem man zutraut, sich als Mitglied eines fähigen Teams schon in wenigen Wochen zu einem brauchbaren Programmierer zu entwickeln. Solche Lernfähigkeit aber muss irgendwie nachgewiesen sein: einfach nur selbst zu glauben, man habe schon hinreichend viel Code ausreichend guter Qualität geschrieben, reicht auf keinen Fall.

PL/SQL und es macht mir auch Spaß

Huch!

Ist es da nicht besser, wenn man irgendwas Offizielles wie eine Zertifizierung für die Sprache hat?

Klar ist das von Vorteil, aber in der Branche gar nicht so üblich. Die meisten Entwickler sind mehr oder weniger Autodidakten, denn auch ein Studium ist in der Regel keine Programmierausbildung. Ein vernünftiger Betrieb wird sich genauer anschauen, was du kannst - etwa mit Fragen anhand eines Stücks Code, oder vielleicht einer kleinen Programmierübung, oder was auch immer.

Außerdem geht's in der Praxis nicht nur um Sprachen, sondern auch um das ganze Ökosystem, in dem entwickelt wird. Frameworks, Libraries, Betriebssysteme, je nachdem.

Chris1202 
Fragesteller
 16.08.2021, 10:31
Huch!

So ungewöhnlich?

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Palladin007  16.08.2021, 16:36
@Chris1202

Ich kann's verstehen :D

Wobei PL/SQL jetzt nicht grundlegend schlechter ist, als andere SQL-Dialekte, aber ich würde nie im Leben freiwillig nur mit SQL arbeiten wollen.

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[...], dann kann ich mich einfach bei Firmen bewerben und behaupten, ich kann diese Sprache.

Dein Kollege hat recht, ganz so einfach wird's allerdings nicht sein ;)

Ist es da nicht besser, wenn man irgendwas Offizielles wie eine Zertifizierung für die Sprache hat?

Definitiv, aber das haben nur Wenige und so ein Zertifikat ist auch nicht ganz günstig. Außerdem wissen die potentiellen Arbeitgeber immer noch nicht, ob Du auch das kannst, was sie brauchen.

Ich meine aber, dass dann ja jeder kommen könnte und sagen könnte, er kennt sich hiermit oder damit aus.

Das Problem hast Du immer, das wird sich auch nie ändern, da die Programmier-Welt einfach viel zu groß und viel zu schnelllebig ist.

Das ist auch der Grund, warum Firmen gar nicht so genau auf irgendwelche Abschlüsse achten, sondern eher auf Referenzen (wo hast Du vorher gearbeitet, hast öffentlich zugängliche Projekte, etc.) und ob Du deine Kenntnisse beim Gespräch glaubhaft vermitteln kannst.
Z.B. meine jetzige Firma hat dafür eine Art Test-Projekt gefordert, das zumindest grundlegende Kenntnisse voraussetzt. Der ausschlaggebende Faktor ist aber nicht das Projekt an sich, sondern wie der Codes geschrieben ist, die Gedanken, die man sich dabei gemacht hat und wie man darüber redet. Außerdem wurden die Teil-Aufgaben bewusst nur nacheinander bekannt gegeben, dass auch der Umgang mit schwerwiegenden Änderungswünschen (was in der Wirtschaft oft vorkommt) geprüft werden kann.
Ein erfahrener Programmierer mit etwas Menschenkenntnis kann auf diese Weise schnell erkennen, was ein Bewerber wirklich kann. Wenn Du auf diesem Weg von dir überzeugen kannst, interessiert sich niemand mehr, was Du als Ausbildung, Schulabschluss oder an Zertifikaten vorweisen kannst, außer vielleicht bei der Gehaltsverhandlung.

Du darfst aber auch nicht vergessen, dass Du keinen Vergleich hast. Solange Du nicht aktiv in der OpenSource-Community unterwegs bist, bist Du also ein leichtes Opfer des Dunning-Kruger-Effektes und bist eventuell weit hinter den Erwartungen der Wirtschaft, ohne es zu ahnen.
Wenn Du dich bewirbst, solltest Du also ehrlich damit sein, was Du bisher gemacht hast, (wenn Du jemanden vom Fach vor dir hast) wie Du es gemacht hast und wo Du dich siehst. So vermeidest Du zumindest, dass sie mehr von dir erwarten, als Du eventuell lieferst und sie wissen, dass sie noch etwas mehr Geld in dich investieren müssen, bevor Du wirtschaftlich arbeiten kannst. Das ist prinzipiell kein Problem (eher normal), aber eine Firma sollte vorher davon wissen und es nicht erst auf die harte Tour herausfinden.
Eine Firma, die weiß was sie tut, findet das zwar selber noch vor der Anstellung heraus, aber dennoch ist es für dich besser, wenn Du schon beim ersten Gespräch ehrlich bist.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Moin!

Je nachdem wird dann ein Test mit dir gemacht - wurde bei mir auch gemacht, als ich C++ nicht konnte aber angab, C# zu beherrschen - aber klar, Zertifikate sind da nochmal wesentlich besser und zeugen auch von Lernbereitschaft.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – 💻 Zertifizierter Sr. Cloud Engineer im IT-Consulting

Du kannst immer behaupten, dass du die Programmiersprache kannst. Die Firma wird deinen Bewerbungsunterlagen entnehmen können, auf was deine Kenntnisse fußen.

Tendenziell würde ich eher versuchen, etwas zu selbstbewusst in die Bewerbung als zurückhaltende, reflektierende Person zu gehen. Dann bist du genau richtig selbstbewusst.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Programmierer