Alle reden vom Sparen. Warum wird das Dienstwagenprivileg nicht als Option diskutiert 7?

Nuwida  18.12.2023, 09:40

Worin genau besteht dieses Privileg?

CamelWolf 
Fragesteller
 18.12.2023, 10:27

Das Privileg besteht darin, dass Du nahezu umsonst Auto fahren kannst, der Arbeitgeber die Kosten hierfür als Betriebsausgaben absetzt und somit die Allgemeinheit zahlt.

8 Antworten

Eine Option für was? Eine Option der Abschaffung?

Falls letzteres gemeint sein soll, ist das keine Lösung. Ganz im Gegenteil - es gibt viele Arbeitgeber (meiner mit eingeschlossen), die ihren Mitarbeitern ein Fahrzeug bereitstellen, damit diese einerseits kostenlos oder kostengünstig zur Arbeit kommen und es auch für private Zwecke mit benutzen dürfen. Das ist für viele eine Entlastung und trifft nicht nur irgendwelche Schlipsträger mit üppigen Gehältern u.d.G.

Es gibt beispielsweise genügend im ambulanten Pflegedienst, die den Dienstwagen auch für private Fahrten mit benutzen dürfen. Manche können sich entweder kein eigenes Fahrzeug leisten oder sind dankbar für die Einsparungen, die sie durch so ein Fahrzeug haben. Man kann es als Privileg sehen und es mag von mir aus eines sein. Trotzdem sollte man es immer gesamtheitlich betrachten und es sehr genau im Blick haben, wer denn alles davon betroffen wäre - und welche Folgen sich daraus ergeben.

es gibt viele Mitarbeiter mit täglich verschiedenen Einsatzorten, die sie häufig gleich von zu Hause aus anfahren und von dort wieder nach Hause zurückkehren - solche Einsatzorte sind oft viel weiter entfernt als der Betrieb, in dem man beschäftigt ist - es kann keinem Mitarbeiter zugemutet werden, solche Fahrten aus eigener Tasche zu bezahlen - das ist der Grund, warum sie dann einen Dienstwagen haben

wäre die private Nutzung ausgeschlossen, dann müsste sich dieser Mitarbeiter privat ein Auto anschaffen, das aber den größten Teil des Jahres nur herumstehen und dem Mitarbeiter nichts als sinnlose Ausgaben (KFZ-Steuer, Versicherung, Anschaffungskosten, Reparaturen, Kundendienst usw.) würde

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sparen ist immer eine gute Idee - ich würde den Herrschaften in Berlin vorschlagen, sich die Berichte des Bundesrechnungshofes sowie des Bundes für Steuerzahler etwas mehr zu verinnerlichen, sprich, was dort an verschwendeten Geldern aufgeführt ist -und das jedes Jahr, was aber keinen Politiker kratzt

das wäre ein guter Anfang, schließlich sollten Politiker mit gutem Beispiel vorausgehen und nicht, wie sie es machen, die Berichte über die Verschwendung lediglich mit einem Achselzucken oder einem Grinsen abtun


CamelWolf 
Fragesteller
 18.12.2023, 10:29

Hand aufs Herz - unter "Dienstwagenprivileg" versteht man nicht den Heizungsbauer, der Abends mit seinem Lieferwagen nach Hause fährt um dann am nächsten Morgen wieder zur Arbeit zu fahren.

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apt2nowhere  18.12.2023, 11:39
@CamelWolf

wenn du damit die Fälle meinst, wo man ein Auto vom Arbeitgeber sozusagen rein als "Zuckerl" bekommt, da gebe ich dir recht

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hast du eine praktikable andere Methode zur wertermittlung des sachbezugs für Arbeitnehmer oder die privatentnahme für die private Nutzung eines betrieblichen Fahrzeuges für private Zwecke?

die Bezeichnung Privileg ist irreführend. Es ist innerster Linie eine pauschale wertermittlung als Besteuerungsgrundlage.

ich finde die aktuelle Regelung nicht gut, aber die neiddebatte die aktuell insbesondere durch Bezeichnungen wie Privileg aufkommt ist absolut daneben und hilft niemandem

"Das Privileg besteht darin, dass Du nahezu umsonst Auto fahren kannst, der Arbeitgeber die Kosten hierfür als Betriebsausgaben absetzt und somit die Allgemeinheit zahlt."

Wofür ein Auto genutzt werden darf, wird zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer vereinbart. Wer mit einem Dienstwagen zur Arbeit fährt, wird keine Pendlerpauschale oder ähnliches erhalten.

Es ist sicher nicht i.O. wenn Menschen etwas kostenlos bekommen, für das andere Zahlen müssen.
Ich bin für Gerechtigkeit!

Betrachtet man aber die Relationen. Wie viele Bürgerinnen und Bürger fahren eigentlich einen Dienstwagen? Ich weiß nicht, ob das 10.000 oder 100.000 Fahrzeuge sind, für die dann der Nutzer keine Steuern zahlen muss. Für mein Mittelklasse-Auto habe ich im Jahr 120,-€ gezahlt. Bei 10.000 Autos und 200,-€ Steuern /Jahr kommen da schon 2 Millionen € zusammen.
Wie viel Geld fehlte doch im Haushalt? 17 Milliarden (17000 Millionen) , die 2 Millionen sind dann 0,01%. Um dieses Steuerprivileg zu streichen wird der Bundestag zu einer Sondersitzung einberufen. Die Kosten von vielleicht 2 Millionen zahlt den Steuerzahler. Wer teilt das wie den 10.000 Personen mit, die so ein Dienstwagenprivileg hatten? Natürlich per Brief und Post. Für jedes einzelne Fahrzeug muss die anteilige Steuer (natürlich unter Berücksichtigung der privat gefahrenen km) berechnet werden. Die Kosten könnten sich je Berechnung und Mitteilung in Bereich von unter 20,-€ bewegen. Wer zahlt das? Natürlich der Steuerzahler.
200,-€ Steuern/Jahr, der Anteil der privaten Nutzung vielleicht 50,-€, die jetzt erhoben werden können. 20,-€ hatte ich für die Berechnung angesetzt. Bleiben 30,-€ pro Jahr die je Dienstwagen eingenommen werden können.
Die Berechnung ist auch dann notwendig, wenn der Nutzer das Dienstfahrzeug nicht privat benutzt. Dann sind die Kosten für die Berechnung einer Nachzahlung von Null Euro trotzdem angefallen.
Die Gerechtigkeit hätte gewonnen, .....

Mich wundert, dass die CDU noch nicht beim Verfassungsgericht gegen das Dienstwagenprivileg geklagt hat. Fahren da aber nicht einige auch so eine Karre?



BurkeUndCo  18.12.2023, 09:30

Du hast das steuerliche Dienstwagenprivileg irgendwie nicht verstanden.

Es geht da nicht primär um die KFZ-Steuer.

Und auch nicht (in erster Linie) um die MwSt, die Firmen für das Firmeneigentum ja absetzen können.

Sondern es geht um den Kaufpreis dieser Autos, die meist werit über 50 000 Euro kosten, und das läuft so.

Wenn du Dir privat ein Auto mit dem Preis von 70 T€ kaufst, dann wirst du sicher ordentlich verdienen, bist also im Bereich des Spitzensteuersatzes von 44% (mit Soli und event. Kirchensteuer bisher in der Summe ca. 50% zum leichteren rechnen). Damit du dann für ein privates Fahrzeug 75 T€ ausgeben kannst musst du 150 T€ verdienen, also quasi das doppelte.

Stellt dir die Firma das gleiche Fahrzeug als Dienstwagen, dann hat die Firma die o.a. Abschreibungsmöglichkeiten, und du bezahlst nur für 1% des Kaufpreises/pro Jahr eine erhöhte Steuer,als "geldwerter Vorteil" dieser Arbeitgeberleistung. Wobei dies ja auch wieder nicht direkt die Steuer ist, sondern nur der Betrag um den dein zu versteuerndes Einkommen nominell erhöht wird.

Du musst im o.a. Beispiel also nur 750 €/Jahr versteuern, in 4 Jahren dann als Summe 3 T€ anstatt dem vollen Kaufpreis von 75 T€. Und in der Regel bekommst du dann nach 4 Jahren erneut ein neues Auto.

Zusammengefasst:

Natürlich gilt der alte Spruch: Leistung soll sich lohnen.

Aber während Otto-Normalverbraucher sein eigenes Auto aus seinem versteuerten Nettoeinkommen bezahlen muss, bekommen Großverdiener (Einkommen >> 100 T€/Jahr) hier eine deutliche Unterstützung vom Staat, damit sie ein entsprechend großes Auto, das ihrer Leistung entspricht, fahren können.

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guenterhalt  18.12.2023, 11:19
@BurkeUndCo

Als ich noch kein Rentner war, war ich Montag bis Freitag ca. 10 Stunden ( mit Fahrzeiten) auf Arbeit. So sicher auch die, die dienstlich sehr viel unterwegs sind.

Es würde sicher dem Staat Geld sparen, wenn man mit einem eigenen Auto zur Arbeit fährt, den z.b. in einem dazu zu errichtenden Parkhaus das Auto abstellet und in den Dienstwagen einsteigt. Die Frage ist,warum sollte der privilegierte eigentlich Dienstwagenbenutzer nicht eine Stunde vor Beginn der Arbeit in 2... 3 km Entfernung einen Parkplatz für sein Privatauto suchen und laufen?

Wenn er dann mit dem Dienstauto vorbei kommt, kann er ja mal winken.

Warum muss (wenn nicht eine Panzerung notwendig ist) so ein 100 tausend Euro Auto benutzt werden?

Da kann man wirklich sparen.

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BurkeUndCo  18.12.2023, 11:25
@guenterhalt

Das ist ein sehr schönes Gegenbeispiel, das wahrscheinlich weniger als 1% der betroffenen Fälle abdeckt.

Das tatsächlich zu 90% für dienstliche Zwecke genützte Dienstfahrzeug ist eben die absolute Ausnahme. Darüber diskutiert wirklich keiner.

Auch nicht darüber, ob Sprinter geeignete Fahrzeuge für Handwerker sind.

.

Was hier zur Diskussion steht, sind Dienstwagen der Luxusklasse (Kaufpreis eher über 100 000 € als über 70 000 €), die in bestimmten Managerebenen eben quasi als Statussymbol verteilt werden. ==> Eine Art der Gehaltserhöhung, bei der der allgemeine Steuerzahler den Großteil der Kosten bezahlt.

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