Aggressiver Hund was tun?

3 Antworten

Vor vielen Jahren habe ich in Russland an einem Gasverdichter gearbeitet. Früh am Morgen hatte ich immer einen weiten Weg über die Baustelle und jedes Mal musste ich an einem Bauwagen vorbei, an dem ein großer, sehr kräftiger Hund angebunden war. Dieser Hund hat sich speziell mich aus allen Bauarbeitern heraus gepickt und mich zu seinem ganz persönlichen Feind erklärt.

Ich konnte machen was ich wollte, er hat sich trotz Bestechungsversuchen nie beruhigt und mir jedes Mal gezeigt, dass er mich zerfleischen würde, wenn er nur nicht mit diesem Strick festgebunden wäre. Sein Bellen war so aggressiv, dass es nicht zu glauben war. Er hat mit unglaublicher Kraft an dem Strick gerissen und sich gebärdet wie ein Wilder!

Das ging den ganzen Winter so. Inzwischen habe ich den Hund einfach ignoriert, wenn ich an ihm vorbei musste. Trotzdem hat er gebellt wie ein Verrückter und ich war jedes Mal froh, wenn ich außer Sichtweite war.

Im Frühling schmolz der Schnee und auf der Baustelle gab es nur noch Schlamm. Man blieb mit seinen Gummistiefeln darin stecken, wenn man nicht aufpasste. Auf jeden Fall kam man nur noch sehr langsam voran. An einem dieser Tage habe ich den Hund frei auf der Baustelle laufen sehen und plötzlich sah er mich. Er hat einen Moment gebraucht, bis er sicher war, dass ich wirklich sein Lieblingsfeind war. Dann ist er mit Volltempo auf mich zu gerast!

Ich hatte nur wenige Sekunden, mich für eine Strategie zu entscheiden. Abhauen war keine Option. In diesem Schlamm hätte er mich nach wenigen Schritten gehabt. Er flog regelrecht über den Schlamm! Also habe ich mich entschlossen mit ihm zu kämpfen.

Dabei wollte ich unter keinen Umständen stürzen und ihn nicht an meinen Hals heran lassen. Als er nur noch wenige Meter entfernt war, habe ich ihm gezeigt wozu ich mich entschlossen hatte, indem ich einen sehr festen Schritt auf ihn zu gegangen bin und jeden Muskel in meinem Körper angespannt habe. Die Fäuste hatte ich hoch erhoben wie in einem Boxring und bin dahinter in Deckung gegangen.

Er hat sofort verstanden, dass ich meine Haut so teuer wie möglich verkaufen würde, denn als ich diesen Schritt auf ihn zu machte, veränderte sich seine Haltung sofort. Er bremste herunter bis auf Null und schaute sich ein wenig ratlos um. In dieser Sekunde war für mich klar, dass er nur bluffte und dass er mich niemals angreifen würde.

Ganz kurz hat er es noch einmal mit seiner alten Masche versucht und wollte mich mit seinem Gebell einschüchtern. Doch das klang schon längst nicht mehr so bedrohlich wie an seinem Stammplatz. Als ich dann noch einen Schritt auf ihn zu ging, hat er vollkommen entnervt aufgegeben und ist abgezogen.

Gerettet hat mich an diesem Tag nur meine entschlossene Körpersprache. Hätte ich ihm den Rücken zu gedreht und versucht zu entkommen, dann hätte er mich erledigt. Ob das auch mit dem Hund hinter der Glasscheibe klappt, kann ich dir nicht sagen. Bei diesem hat es funktioniert.


sammyok  31.01.2025, 18:03

Sehr schön erzählt! Danke dafür!

Elocin2910  31.01.2025, 18:10
@sammyok

Ja nur hätte jemand mit Hundeverstand in den ersten 3 Sekunden gesehen, das der Hund nur blufft. 🤷‍♀️

sammyok  31.01.2025, 18:32
@Elocin2910

Ja, nun das kann man nicht von jedem erwarten und es ist normal Angst zu haben, wenn man sich bedroht fühlt...

Elocin2910  31.01.2025, 19:35
@sammyok

Ja das stimmt, allerdings ist es hierbei wichtig zu sagen, das es einen enormen Unterschied macht ob ich da einen Hund vor mir habe der territorial bedingtes Verhalten zeigt (was vermutlich beim Fs zutrifft) oder aber der wirklich ins Beschädigungsbeissen gehen würde.

Bei letzterem bestätigt man die Erwartungshaltung des Hundes und der der sich dann so verhält wie in dieser Geschichte formuliert, erst ein richtig heftiges Problem hat.

Demnach ist es in meinen Augen, gerade bei Menschen die eben kein Auge für Hundeverhalten haben, solche Pauschalverhaltensweisen zu nennen. Denn faktisch ist es so, das dass dann zu ernsthaften Verletzungen führen kann, wenn wir (gut der Fairness halber sollte erwähnt werden, das die wenigsten Hunde tatsächlich beschädigende Absichten haben) uns wie oben genannt verhalten.

Also wenn der Hund auf Deine Seite kommt, dann kann ich garnichts machen, weil ich weit weg von Dir bin.

"Nur angenommen der Hund würde irgendwie auf meine Seite kommen, was würdet ihr machen?"

Würde ich in der Situation sein, dann würde ich zwar innerlich zusammenzucken, aber äußerlich wäre ich ruhig.

Viele Hunde bellen nur aggressiv innerhalb ihres Gebietes, aber kaum ist das Tor offen, sind sie kleinlaut.

Ich würde dem Hund freundlich zureden und langsam in die Hocke gehen. Hunde lieben mich.

Ich würde zu meiner eigenen Sicherheit immer Pfefferspray dabei haben, damit ich es im Notfall gegen den Hund einsetzten kann. Dein Leben geht vor, solche Hunde können echt gefährlich sein und großen Schaden anrichten!