Wurden im Mittelalter bei Adligen blutige Laken als Beweis einer vollzogenen Ehe auf den Balkon gehängt?
Ich habe gehört, dass im Mittelalter blutige Laken auf den Balkon gehängt wurden, um eine vollzogene Ehe zu beweisen. Ich frage mich, ob das wirklich stimmt und wie verbreitet dieser Brauch war. Weiß jemand mehr darüber?
7 Antworten
Wieso Mittelalter? In kleineren Gemeinden in Süditalien wird dieser Brauch noch heute vollzogen.
Da passt es ganz gut, wenn für das Hochzeitsessen Hühner geschlachtet werden.
Ich weiß, es war mein persönlicher Scherz. In katholisch geprägten Dörfern gibt es sicherlich auch Mädchen, die als Jungfrau in die Ehe gehen.
du vergisst es gibt das Judentum und den Islam als Religion
Ich weiß nur, dass z.B. bei Hofe (falls das denn wirklich stimmt und keine Anekdote ist) die Eheschließung, also der erste Sex, vor Zeugen durchgeführt wurde. Sprich, der raum oder auch nur das Bett waren durch Vorhänge vom Publikum abgetrennt oder die Zeugen warteten im Nebenzimmer. Anschließend wurde von diesen Zeugen das Bettlaken inspiziert, damit offiziell festgestellt wurde: Ja, die Braut war noch Jungfrau und ja, die Ehe wurde rechtmäßig vollzogen.
Was du meinst nett sich Brautlege. Die Braut wurde in einer Gesellschaft in das Bett begleitet. Dann hat aber die Gesellschaft das Schlafgemach selbstverständlich verlassen, das Paar war dann alleine.
Dies kam vor, war aber keineswegs überall und zu jeder Zeit üblich.
Das oder so ähnliche Rituale sind nicht nur im MT gewessen sondern teilweise noch Heute üblich.
Diese Vorstellung, ist ein historischer Mythos.
Historische Realität:
1. Es gibt Keine Belege aus zeitgenössischen Quellen:- Es gibt keine verlässlichen mittelalterlichen Chroniken, Urkunden oder Rechtsdokumente, die diesen Brauch beschreiben. Praktiken rund um die Hochzeitsnacht wurden als privat betrachtet.
- Zwar gab es in einigen Kulturen (auch im mittelalterlichen Europa) die Idee, dass die Blutung der Braut beim ersten Geschlechtsverkehr deren Jungfräulichkeit "beweise". Aber eine öffentliche Zurschaustellung des Lakens entspricht nicht den historischen Gepflogenheiten,allenfalls wurde es diskret Familienmitgliedern oder Zeugen gezeigt, wenn es Zweifel gab
- (z. B. bei Erbstreitigkeiten).
- Adlige Familien hätten eine derart demütigende Prozedur vermieden, da sie das Ansehen der Braut und der Familie beschädigt hätte.
- Hochzeiten waren politische Allianzen öffentliche Schande wäre kontraproduktiv gewesen..
Die Kirche betonte zwar Keuschheit, forderte aber keine physischen "Beweise". Ehen wurden durch Konsens, nicht durch Blut legitimiert.
Ursprung dieses Mythos:Literarische Übertreibung:
- Der Topos taucht in Renaissance-Erzählungen und später in romantischer Literatur (19. Jh.) auf etwa in Victor Hugos "Der Glöckner von Notre Dame" (1831), wo es dramatischer Symbolik dient.
Moderne Popkultur:
Serien wie "Game of Thrones" (mit der Szene um Tyrion und Sansa) popularisierten das Klischee erneut, obwohl es historisch unhaltbar ist.
Einzelfälle?
In extrem seltenen Ausnahmen mag bei Erbstreitigkeiten ein Laken als Beweis vorgelegt worden sein,aber nie als öffentliches Spektakel Solche Fälle waren rechtliche Ausnahmen, kein Brauch.
Fazit:- Es handelt sich um einen modernen Mythos, der mittelalterliche Lebenswelten auf sensationsheischende Weise verzerrt.
Diese abstruse Vorstellung entspringt späteren kulturellen Projektionen, nicht der mittelalterlichen Realität.
Quellen:
- Medievalists.net (Analyse zur Jungfräulichkeitskultur)
- Ruth Mazo Karras: Sexuality in Medieval Europe"
- Jacques Rossiaud: Medieval Prostitution"
- Enzyklopädie des Mittelalters (hg. v. Gert Melville)
Nein das ist Unsinn.
Das Mittelalter erstreckt sich über einen Zeitraum von etwa 1000 Jahren.
Zu denken das die Adligen Europas über all die Zeit die gleichen Bräuche getätigt und beibehalten haben ist absurd.
Es gab regional bis ins 19. Jahrhundert das rituelle Beilager. Nur war das nicht nur regional, sondern auch in Form und Zeit höchst unterschiedlich.
Das Blut sollte eigentlich dadurch kommen das das Jungfernhäutchen beim Penetrieren gerissen ist so war es mal gedacht im Mittelalter